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Ein Grausames Versprechen

Titel: Ein Grausames Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howell
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einschließlich der Identität seines Mörders aufgeschrieben. Ich weiß, du glaubst, du hast dir diese harte Schale zugelegt und brauchst sie, um mit deiner Arbeit fertig zu werden, aber das hier ist etwas anderes, Lauren, wirklich. Abgesehen davon, dass es so bald nach der Attacke des Crack-Süchtigen gekommen ist, hast du es hier mit einem Mann in den letzten Momenten seines Lebens zu tun gehabt, er stand am Abgrund vor dem großen Unbekannten, und du warst die Einzige, die seine Hand gehalten und ihm in die Augen geschaut hat, während du gleichzeitig versucht hast, ihn zurückzuhalten oder ihm das Dahinscheiden zu erleichtern, wenn es denn sein sollte, und du hast seine letzte Botschaft an die Welt aufgeschrieben, und weißt du was? Was du getan hast, erlaubt ihm, die Hand aus dem Grab zu recken, auf seinen Mörder zu zeigen und sicherzustellen, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird.«
    »Ich wollte ihn unbedingt retten.«
    »Ich weiß.«
    »Du verstehst nicht. Ich musste ihn retten. Ich musste es«, sagte Lauren. »Aber ich habe ihn nicht gerettet.«
    »Du kannst nicht alle Leute retten«, sagte Kristi. »Im Universum ist alles vorbestimmt.«
    »Das ist doch Blödsinn«, sagte Lauren. »Dieser Mann sollte noch leben.«
    »Gewalt ist eine schreckliche Sache.«
    »Du kapierst es nicht.«
    Kristi strich ihr übers Haar. »Dann hilf mir, es zu kapieren.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Vergiss nicht, ich habe dem Tod ebenfalls ins Auge geschaut«, sagte Kristi. »Bei diesem Autounfall …«
    Lauren schloss die Augen. »Das ist nicht dasselbe, das weißt du genau.«
    »Ich versuche nur klarzumachen, dass wir gemeinsame Erfahrungen haben, eine Basis, auf der wir reden können. Ich weiß, was du hinter dir hast.«
    »Du hast nicht die leiseste Ahnung.«
    Kristi sah sie einen Moment an. »Ich versuche dich nicht meinetwegen zum Reden zu bewegen, das weißt du, oder?«
    »Ich weiß«, sagte Lauren. »Du tust es für meine Milz.« Sie wandte sich ab, als sie die Kränkung im Blick ihrer Schwester sah, und es tat ihr leid, dass sie überhaupt von der Messerstecherei erzählt hatte. »Hör zu, ich will einfach nur ins Bett.«
    »Dann geh.« Kristi stand auf, knallte den Deckel auf den Taboulé-Behälter, steckte ihn in ihren Rucksack und brüllte dann nach oben: »Bist du fertig?«
    »Ich will zu Hause bleiben!«, rief Felise zurück.
    »Das haben wir doch schon besprochen«, sagte Kristi, »und wenn du nicht abmarschbereit mit deinem Zeug hier unten bist, ehe ich bis drei gezählt habe, darfst du die ganze restliche Woche nicht mit Tom spielen.«
    Man hörte ein empörtes Seufzen, dann flog eine blonde, nackte Plastikpuppe mit fransigem Haar die Treppe herunter.
    »Du weißt noch, was mit Spielzeug passiert, das geschmissen wird?« Kristi packte die Puppe und warf sie in den Mülleimer.
    »Ich hab sie sowieso nicht gemocht!« Felise stampfte die Treppe herunter; die alte Bowls-Tasche voller Stifte, Papier, Puppen und Bücher, die sie immer zu Kristis Aufträgen mitnahm, schlug bei jedem Schritt hinter ihr auf die Stufen. Auf der letzten Stufe blieb sie stehen und rief: »Und ich hasse dich, Mummy!«
    »Als wüsste ich das nicht schon.« Kristi drehte ihr den Rücken zu. »Sag Auf Wiedersehen zu Tante Lolly.«
    Felise ging zu Lauren und drückte ihr einen Kuss auf die Wange, ihr spitzes kleines Gesicht war rot vor Zorn. Lauren nahm sie kurz in die Arme, ehe Felise nach draußen stürmte. Kristi folgte ihr, ohne sich noch einmal umzudrehen, und Lauren blieb am Tisch sitzen und hörte, wie der Schlüssel umgedreht und Kristis Wagen gestartet wurde. Schließlich raffte sie sich auf und schleppte sich zur Dusche.
    Mit geröteter, juckender Haut und wundem Herz fiel Lauren ins Bett, als die Tablette eben zu wirken begann. Sie zog die Decke ans Kinn und betete, es möge ihr vergönnt sein, vor ihren Gedanken in den Schlaf zu fliehen.
     
 
    Um zehn Uhr vormittags fragte Kuiper, ob sie nach Hause gehen wollten, aber sowohl Ella als auch Murray lehnten ab. Mit einer neuen Schicht Deo am Körper fuhren sie zu Kennedys Arbeitsstelle.
    Das Depot des Quiksmart Kurierdienstes befand sich in einer geschäftigen Seitenstraße der Parramatta Road in Leichhardt. Im Vorraum des Büros saß eine Frau in den Fünfzigern hinter einem hohen Tresen. Ihre Augen waren rot, und sie saß über eine Tastatur gebeugt. Durch eine Glasscheibe in der Tür hinter ihr sah Ella fünf Leute mit Telefon-Headsets an Computern sitzen. Alle sprachen und

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