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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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versetzt, sieht er in der Frau die Sünde, die sexuelle Gier, kurzum die schreckliche Eva, die vom Baum der Erkenntnis aß. Und dann flippt er aus und will sie bestrafen. So etwas ist durchaus vorstellbar, aber auch hier denke ich, dass wir keine Hoffnung auf Beweise haben. Aber immerhin gibt es diesen Mann, der Zusammenhänge festgestellt hat.«
    »Oh ja«, sagte Goldhändchen. »Ich habe den Mann gefunden, in Memphis, Tennessee.«
    »Was sagt er?«, fragte Müller schnell.
    »Er ist unterwegs hierher«, erklärte Goldhändchen. »Er heißt Gold, mit Vornamen Manny und ist sechsundfünfzig Jahre alt. Ich habe ihm das Ticket geschickt und wäre dir außerordentlich dankbar, wenn du dich dafür verwenden könntest, dass der Dienst es bezahlt. Ich habe ihm angeboten, bei mir zu wohnen. Er landet in vier Stunden. Er sagte, er wollte schon immer mal nach Berlin.«
     
    Wir müssen alle umdenken, dachte Müller, als er in sein Büro zurückgekehrt war. Nichts mit Muslimen, nichts mit Terror des Islam. Sondern Breidscheid als Hintermann mit möglichen psychopathologischen Strukturen.
    Achmed, meine Hoffnung, dich lebend wieder zu sehen, ist schmal geworden. Wo bist du gestorben? Und wo bist du jetzt? Haben sie dich auf einer Müllkippe verscharrt? Oder mit Steinen beschwert in den Wannsee geworfen? Was ist mit dir geschehen? Wild entschlossen rief Müller bei Nour an.
    »Ich will dir nur Guten Tag sagen und dich fragen, ob Achmed sich gemeldet hat.«
    »Das hat er nicht«, antwortete sie mit verzagter Stimme. »Weißt du etwas?«
    »Nein«, erwiderte er. »Wir haben seine Spur verloren.«
    »Al-Dschasira hat sein Foto gezeigt, er sei der Bombenbauer von Berlin! Kann das denn sein? Mit wem bin ich verheiratet, Charlie?«
    »Breidscheid wollte die Bombe, Achmed hat sie ihm gebaut«, sagte Müller.
    »Wirklich? Und er hat nur das viele Geld gesehen, und dass damit für uns irgendwo eine Zukunft sein könnte?« Sie begann zu weinen.
    »Er hat wohl zu spät begriffen, was er tat. Versprich mir, dass du mich anrufst, wenn du irgendein … ein Lebenszeichen von ihm erhältst.«
    »Mache ich.« Sie klang, als sei jede Hoffnung längst verloren.
    Er sagte: »Vielleicht ist es gut, wenn du über den Libanon irgendwohin ausreist.«
    »Aber das ist ohne ihn doch sinnlos.«
    »Ja«, gab er zu und spürte, dass seine Stimme hohl und ohne jede Zuversicht war. »Ich rufe dich an, wenn wir etwas haben.«
    Er unterbrach die Verbindung und dachte daran, dass er Karen gebeten hatte, in diesem Büro auf ihn zu warten. Wo war sie? Noch bei Krause?
    Er rief Krause an und fragte nach.
    »Wir haben sie erst einmal sicher untergebracht«, sagte Krause. »Sie logiert jetzt in einem unserer Gästeapartments mit der Bitte, sich von dort nicht wegzurühren. Ich habe ihr Gepäck aus dem Hotel holen lassen. Hier ist die Nummer.« Er diktierte sie. »Sie haben gehört, was Goldhändchen und die Analytiker sagen. Kommt Ihnen das plausibel vor?«
    »Ja«, sagte Müller. »Es erklärt zumindest Dinge, die wir vorher nicht verstanden haben. Aber für meine Begriffe sind wir jetzt gezwungen, erstens mit dem Kardinal zu sprechen und zweitens mit Franz-Xaver Buchwinkel. Und ich denke mit Schrecken daran, was passiert, wenn das an die Öffentlichkeit dringt.«
    »Da müssen wir durch, mein Freund, das haben nicht wir angerichtet, sondern Breidscheid und Konsorten. Ach so, ich vergaß zu erwähnen, dass Frau Swoboda nach Möglichkeit ihr Handy nicht benutzen sollte. Unsere amerikanischen Freunde würden sie sofort entdecken.«
    »Was haben Sie ihr gesagt?«
    »So ziemlich alles«, antwortete Krause. »Ich habe ihr auch gesagt, dass Sie unser Held sind, weil Sie die Spur brachten. Und ich habe eine kleine schriftliche Vereinbarung mit ihr getroffen, dass sie schweigt. Ich denke, sie wird das auch tun.«
    »Haben wir irgendetwas von Svenja aus Nordkorea?«
    »Nein. Warum?«
    »Weil ich mich so fühle, wie Svenja sich jetzt fühlen muss. Ich weiß absolut nicht weiter, und die Ansichten der Analytiker sind einleuchtend, aber auch bedrohlich. Es ist noch verdammt viel schwerer geworden, den Fall restlos zu klären. Ich meine: Wohin ich auch schaue, ich stehe im Nebel. Es ist lästig, dass ausgerechnet wir jetzt in die Politik geraten. Und es bedrückt mich, dass wir damit rechnen müssen, dass Achmed nicht mehr lebt.«
    »Alle diese Unsicherheiten haben wir gemeinsam«, tröstete Krause und unterbrach die Verbindung mit dem Hinweis: »Bleiben Sie auf jeden Fall

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