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Ein gutes Herz (German Edition)

Ein gutes Herz (German Edition)

Titel: Ein gutes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon de Winter
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Mitteilungen, deren Inhalt er noch nicht ganz erfassen konnte. Aber er nickte, weil er begriff, dass Max etwas durchgemacht hatte, was vielleicht noch tiefer gegangen war als die Haft, die er selbst erdulden musste. »Ich helfe dir dabei«, sagte Kichie.
    »Ja?«
    »Ja.«
    Max drückte Kichies Hand, eine Besiegelung ihrer Freundschaft. Max’ Blick fiel auf die herzförmige Uhr, die Kichie von Sallie geschenkt bekommen hatte.
    »Keine Rolex mehr?«
    »Ach, das ist ein Geschenk von meinem Sohn. Ich trage sie schon seit Jahren. Das Kostbarste, was ich habe. Hast du die Nachrichten verfolgt?«
    »Daran kommt man hier schwer vorbei. Warum hat man dich vorzeitig entlassen, mein Freund?«
    »Man hat mich vor ein paar Stunden freigelassen, weil diese Flugzeugentführer das gefordert haben. Sie wollten den Mörder von Theo van Gogh frei haben und mich. Ich weiß nicht, warum. Hast du das von der Ermordung dieses Filmregisseurs in Amerika mitbekommen? Wir sind ihm auch mal begegnet.«
    »Ja, ich habe das verfolgt. Er war mir bekannt.«
    Max sah Kichie nachdenklich an. Er versuchte, sich einen Reim auf die Zusammenhänge zu machen, die Kichie ihm da gerade übermittelt hatte.
    »Ich bin kein Fundamentalist, Max. Ich bin nicht mal mehr Muslim. Habe den Glauben auch eigentlich nie praktiziert. Warum ich? Warum haben sie meine Freilassung gefordert?«
    »Warum sie deine Freilassung gefordert haben?« Max brauchte nicht lange nachzudenken. »Wie alt ist dein Sohn jetzt, zwanzig oder so? Wo ist dein Sohn, Kichie? Hast du ihn heute Abend gesehen?«
    Kichie, der Mühe hatte, seine Tränen zurückzuhalten, schüttelte den Kopf.
    Max fragte: »Warum hat man dich gleich zu mir gebracht? Glauben sie wirklich, dass ich etwas mit dem zu tun habe, was sich hier gerade abspielt? Glauben die das wirklich? Nein, so dumm sind sie nicht. Dass ich hier bin, hat mit etwas ganz anderem zu tun. Ich bin hier, um Sonja zu treffen. Und während ich hier bin, wird das Opernhaus in die Luft gesprengt, und ein Flugzeug wird gekapert, und du tauchst plötzlich auf. Freigelassen aufgrund der Forderung dieser Flugzeugentführer. Die glauben doch, dass es Marokkaner sind, nicht?«
    Kichie nickte. Max hatte sofort den Kern erfasst. Er benötigte nur wenige Teilchen, um das gesamte Puzzle zu überblicken.
    »Hat sich dein Sohn diesen Entführern angeschlossen?«
    »Sie glauben schon. Sie glauben sogar, dass Sallie der Anführer ist.«
    Max fragte: »Ist er an Bord dieses Flugzeugs?«
    »Keine Ahnung. Aber sie vermuten es.«
    »Was wollen die von mir? Warum wollte man dich sofort zu mir schicken, Kichie? Ich freue mich darüber, dich zu sehen, versteh mich nicht falsch. Aber was haben die vor?«
    »Sie wollen dich und mich mit den Jungs in Kontakt bringen. Mit Sallie. Sie wollen, dass wir an Bord gehen und die Entführung beenden. Ohne Gewalt. Die Jungs sind angeblich von uns beeindruckt. Von dir und mir. Von unserem Ruf. So was in der Richtung.«
    »Kichie, dass Sallie an Bord ist, folgern sie ganz einfach aus der Tatsache, dass deine Freilassung gefordert wurde. Das geht auf deinen Sohn zurück. Das ist die einzig denkbare Schlussfolgerung. Dein Sohn ist dort. Haben die Jungs auch etwas mit dem zu tun, was im Opernhaus passiert ist?« Max wartete die Antwort nicht ab. »Natürlich. Das ist ihr Werk. Schlimme Sache. Das hätten sie niemals tun dürfen. Warum haben sie das getan, Kichie?«
    »Ich weiß es nicht, Max. Sallie ist nicht fromm. Nicht, dass ich wüsste.«
    »Ich begleite dich natürlich. Wir gehen an Bord. Wir holen Sallie da raus. Wir sorgen dafür, dass er die beste Verteidigung bekommt, die es gibt.«
    »Ich will nicht, dass er in den Knast muss. Nicht mein Kind«, sagte Kichie. Er löste sich aus der Haltung, die sie eingenommen hatten, über den Tisch gebeugt, die Gesichter ganz nah beieinander und somit weit in die Privatsphäre des anderen vorgedrungen, deren Grenzen man normalerweise nicht überschritt. Er setzte die Wasserflasche an den Mund und trank endlich einen Schluck. Auf MTV ertönte der x-te Clip. Selbst mit sehr guten Filtern würde man ihrem Gespräch nicht folgen können. Er fühlte Max’ unverwandten Blick auf sich.
    Mit dem Handrücken wischte sich Kichie den Mund ab und beugte sich wieder zu Max hinüber. »Wir müssen uns etwas einfallen lassen, wie Sallie da rauskommt. Ich könnte nicht leben, wenn er sitzen muss und ich frei bin. Er ist zu jung. Sallie muss entkommen. Und du musst mir helfen, Max.«
    »Lieber Freund, ich

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