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Ein Hauch Vanille (German Edition)

Ein Hauch Vanille (German Edition)

Titel: Ein Hauch Vanille (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Berg
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nicht zu gehen, kam schon gar nicht in die Tüte. 
„Zum Arzt“, berichtigte ich ihn kaltschnäuzig und provozierte ihn damit ganz
bewusst. Es war mir völlig egal, ob ich Ärger bekommen würde oder nicht.
Schlimmer konnte es ja jetzt auch nicht mehr kommen. Doch zu meiner
Verwunderung ignorierte er es einfach. 
Was Shane mir gegeben hatte, musste wirklich ein Teufelszeug gewesen sein, wenn
Michael sogar seinen Widerstand gegen mich aufgab.
    Die
Kindertrage entpuppte sich als ideale Lösung. So hatte ich Michi immer unter
Kontrolle und er konnte auf keinen Fall verloren gehen. Ich wartete bis Michael
zur Tür hinaus gegangen war, dann zog ich die Trage auf den Rücken und nahm
Michi an die Hand. Wenn er zu lange darin sitzen müsste, würde er wieder
lauthals schreien und wer weiß, wie lange es diesmal dauern würde einen
Portalpilz zu finden. Wenn es überhaupt noch welche gibt. Jetzt machte sich
Shanes Geschenk wirklich bezahlt. Denn ohne den Geruchsdetektor hätte ich in
den letzten Tagen mit Sicherheit keinen einzigen Portalpilz mehr gefunden.
    Wir
waren bereits auf dem Waldweg, als mein Handy klingelte. Marcus meldete sich
völlig aufgelöst. Er sprach in abgehackten Sätzen, dass ich Probleme hatte ihn
zu verstehen.            
„Lilly, du… du musst unbedingt zu Shane gehen!“                schluchzte er
völlig aufgelöst. Mir lief sofort ein kalter Schauer über den Rücken, seine
Verzweiflung machte mir Angst.           
„Was ist passiert?“ fragte ich entsetzt.    
„Die Ärzte sagen, sie können nichts mehr für sie tun. Ich soll sie ins Hospiz
bringen, damit wir uns in Ruhe voneinander verabschieden können. Ich kann sie
aber nicht zum Sterben weg bringen“, schluchzte er und konnte die Tränen nun
nicht mehr zurückhalten. Unwillkürlich weinte ich mit, obwohl ich ihm damit
keine große Hilfe war. Mit weinerlicher Stimme versprach ich ihm, Shane zu
bitten, noch einmal alles durchzugehen.        
„Illy, Aua?“ fragte Michi und streckte mir seine Arme entgegen. Er machte sich
Sorgen, weil er mich sonst nie weinen sah. Nachdem ich meine Tränen weggewischt
hatte, nahm ich ihn auf den Arm. Sanft streichelte er mir über die Wange.       
„Ai“, sagte er, um mich zu trösten. Unter Tränen sah ich ihn erstaunt an.              
„Du kannst ja Lilly sagen!“    
Weil er mir aber zu schwer wurde, ließ ich ihn wieder zu Boden. Im letzten
Moment klammerte er sich mit beiden Beinen an mir fest. „Ich kann dich nicht
dauernd tragen, oder du musst in die Rückentrage“, bot ich ihm als Alternative
an. Sofort setzte er das "beleidigte-Leberwurst-Gesicht" auf und
grunzte dazu, um seinem Unmut noch zu unterstreichen. Erst dann ließ er sich
von mir bereitwillig auf den Boden stellen. Ich wollte weitergehen und zerrte
an seiner Hand, doch er blieb trotzig stehen und zog sie wieder weg. „Dann eben
nicht“, spielte nun zur Abwechslung ich mal die beleidigte Leberwurst.         
Er lief voraus, drehte sich kurz in meine Richtung um, aber nur um dann noch
schneller davon zu laufen.            Kopfschüttelnd sah ich ihn an. Obwohl
seine Löckchen so süß im Wind wippten und er so niedlich anzusehen war, musste
ich aufpassen, nicht die Beherrschung zu verlieren, denn seine Art konnte mich
manchmal wirklich auf die Palme bringen. Doch so schnell wie er einschnappte,
schnappte er zum Glück auch wieder aus. Er wurde langsamer, bückte sich und
sammelte einige Tannenzapfen vom Boden auf. Dann warf er sie mir kichernd
entgegen. Die Hände strich er sofort an seiner Hose ab, weil es für ihn nichts
Schlimmeres gab, als schmutzige Hände. Sein Blick verriet, dass er sie jetzt am
liebsten gleich gewaschen hätte.
    Der
Waldboden federte jeden meine Schritte sanft ab. Ich sah dem langen
Sonnenstrahl hinterher, der zwischen den Bäumen auf den moosigen Waldboden
fiel. Wie im Scheinwerferlicht präsentierte er einen makellos anmutenden
Fliegenpilz. Der Kontrast seiner roten Farbe auf dem dunkelgrünen Moos war so
atemberaubend schön, dass ich mit meinem Handy ein Foto davon schießen musste.
Eigentlich wollte ich ja gar nicht so tief in den Wald hinein gehen, aber der
Geruchsdetektor hatte noch immer nicht angeschlagen. Was, wenn er überhaupt
nicht mehr anschlagen würde? Panik durchzuckte meinen  Körper und ich fing
langsam an zu verzweifeln. Ich irrte umher, änderte ständig die Richtung, in
der Hoffnung,

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