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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sagte: »Papi ist hier.«
    Er atmete in tiefen Zügen, passte seinen Rhythmus Jemmys langsamerem Atem an und kam zur Ruhe. Es erschien ihm wichtig, nicht zu weinen, obwohl niemand da war, der es hätte sehen können, den es gekümmert hätte.
    Jamie hatte ihn angesehen, als sie sich von Browns Lagerstätte entfernten, die Frage deutlich in seinen Augen.
    »Ich hoffe, du glaubst nicht, dass es mir nur um mich geht?«, hatte er leise gesagt. Sein Blick war zu der Lücke im Gebüsch gewandert, durch die Claire verschwunden war, blinzelnd, als könne er es nicht ertragen hinzusehen, als könne er es aber auch nicht lassen.
    »Um sie«, sagte er so leise, dass Roger es kaum hörte. »Meinst du, sie würde lieber … mit dem Zweifel leben? Wenn es dazu käme?«
    Roger atmete tief ein, roch die Haare seines Sohnes und hoffte bei Gott, dass er das Richtige gesagt hatte, dort unter den Bäumen.
    »Ich weiß es nicht«, hatte er gesagt. »Aber was dich angeht – wenn es auch nur den Hauch eines Zweifels gibt, sage ich: lösch ihn aus.«
    Falls Jamie vorhatte, diesem Rat Folge zu leisten, würde Brianna bald zu Hause sein.
     
    »Ich habe nichts«, sagte ich bestimmt. »Es geht mir gut, wirklich.«
    Brianna sah mich mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Schon klar«, sagte sie. »Du siehst aus, als wärst du unter eine Lokomotive gekommen. Zwei Lokomotiven.«
    »Ja«, sagte ich und berührte vorsichtig meine aufgeplatzte Lippe. »Nun. Ja. Aber davon abgesehen …«
    »Hast du Hunger? Setz dich, Mama, ich mache dir einen Tee, und dann eine Kleinigkeit zum Abendessen.«
    Ich hatte keinen Hunger, hatte keine Lust auf Tee, und ich wollte mich ganz bestimmt nicht hinsetzen – nicht nach einem langen Tag im Sattel. Doch Brianna war schon dabei, die Teekanne vom Wandbord über der Anrichte zu nehmen, und ich konnte die Worte nicht finden, um sie davon abzuhalten. Urplötzlich schien es mir die Sprache verschlagen zu haben. Ich wandte mich hilflos in Jamies Richtung.
    Er begriff irgendwie, was ich fühlte, obwohl er meinem Gesicht in seinem derzeitigen Zustand nicht besonders viel angesehen haben konnte. Doch er trat vor, nahm ihr die Teekanne ab und murmelte so leise auf sie ein, dass ich ihn nicht verstehen konnte. Sie sah ihn stirnrunzelnd an, blickte zu mir und wieder zurück, ohne dass sich ihre Stirn geglättet hätte. Dann veränderte sich ihr Gesicht ein wenig, und sie kam auf mich zu und sah mir suchend in die Augen.
    »Ein Bad?«, fragte sie leise. »Shampoo?«

    »O ja«, sagte ich und ließ dankbar und erleichtert meine Schultern sinken. »Bitte.«
    Dann setzte ich mich schließlich doch und ließ mir von ihr mit einem Schwamm die Hände und Füße waschen, dann meine Haare, in einer Schüssel mit warmem Wasser aus dem Kessel über dem Herd. Sie schwieg dabei und summte vor sich hin, und allmählich entspannte ich mich unter den beruhigenden Bewegungen ihrer langen, kraftvollen Finger.
    Vor lauter Erschöpfung hatte ich einen Teil des Weges an Jamies Brust gelehnt verschlafen. Doch es ist unmöglich, auf einem Pferd wirklich Ruhe zu finden, und jetzt war ich kurz vor dem Einnicken. Dass sich das Wasser in der Schüssel in eine schmutzig rote Brühe verwandelt hatte, in der Sand und Blattstückchen schwammen, nahm ich nur aus der Ferne wahr, wie im Traum.
    Ich hatte mir ein sauberes Hemd angezogen, und das Leinen war der schiere Luxus auf meiner Haut, kühl und glatt.
    Brianna summte leise vor sich hin. Was war es … »Mr. Tambourine Man«, dachte ich. Einer dieser liebenswert albernen Songs aus den Sechzi -
    1968 .
    Ich keuchte auf, und Briannas Hände umfassten meinen Kopf und hielten mich fest.
    »Mama? Alles in Ordnung? Bin ich an eine Stelle gekommen -«
    »Nein! Nein, schon gut«, sagte ich und blickte in die Strudel aus Schmutz und Blut. Ich holte tief Luft, und mein Herz klopfte. »Gut, wirklich. Bin nur – eingedöst, das ist alles.«
    Sie prustete, ließ mich jedoch los und holte einen Krug zum Spülen. Ich klammerte mich an die Tischkante und gab mir Mühe, nicht zu zittern.
    Sie sollten mehr Angst vor Männern zeigen. Dieses überaus ironische Echo drang deutlich zu mir durch, zusammen mit dem Kopfumriss des jungen Mannes, seiner Löwenmähne im Gegenlicht des Feuers. Ich konnte mich nicht genau an sein Gesicht erinnern – doch sein Haar wäre mir doch bestimmt aufgefallen?
    Als alles vorbei war, hatte Jamie meinen Arm genommen und mich aus dem Schutz meines Baumes auf die Lichtung geführt. Die Reste des

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