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Ein Held unserer Zeit

Ein Held unserer Zeit

Titel: Ein Held unserer Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Lermontow
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dinirt, soupirt und spielt, – und leider übt mein Champagner eine mächtigere Wirkung aus als die magnetische Kraft ihrer schönen Augen.
     
    Gestern traf ich sie in einem vornehmen Verkaufsmagazin. Sie wollte einen prachtvollen persischen Teppich kaufen. Sie bat die Mama, nicht auf den Preis zu sehen: der Teppich würde sich in ihrem Cabinet so schön ausnehmen! ... Ich bot vierzig Rubel mehr, und der Teppich war mein.
     
    Ich ward mit einem Blicke belohnt, in welchem die hellste Wuth glühte. Um die Zeit des Diners ließ ich mein Tscherkessenpferd, bedeckt mit diesem selben Teppich, unter ihren Fenstern vorüberführen. Werner befand sich in diesem Augenblick gerade bei ihnen, und er hat mir gesagt, der Effect sei höchst dramatisch gewesen. Fürstin Mary will eine Verschwörung gegen mich anzetteln. Schon habe ich bemerkt, daß die beiden Adjutanten mich sehr frostig grüßen, wenn sie sich in ihrer Gesellschaft befinden, was sie jedoch nicht hindert, alle Tage bei mir zu speisen.
     
    Gruschnitzki trägt eine geheimnißvolle Miene zur Schau. Er geht mit auf dem Rücken gekreuzten Armen umher und erkennt keinen Menschen. Sein Fuß ist urplötzlich geheilt; kaum daß er noch ein wenig hinkt. Er hat Gelegenheit gefunden, mit der alten Fürstin zu reden, und ihrer Tochter irgend ein Compliment zu sagen. Sie muß nicht sehr wählerisch sein, denn seit dem Tage beantwortet sie seinen Gruß mit dem anmuthigsten Lächeln.
     
    "Aber, wirklich," sagte er gestern zu mir, "willst du denn nicht die Bekanntschaft der Fürstin Ligowski machen?"
     
    "Durchaus nicht."
     
    "Aber, ich bitte dich! Das angenehmste Haus in der ganzen Stadt! Man sieht dort die feinste Gesellschaft ..."
     
    "Mein Lieber, die feinste Gesellschaft langweilt mich überall. Und verkehrst du denn in diesem Hause?"
     
    "Noch nicht. Ich habe zwei-, dreimal mit der jungen Fürstin gesprochen; das ist Alles. Du weißt, es geht nicht an, sich so schnell in ein Haus einführen zu lassen, obgleich das hier üblich ist ... Wenn ich Epauletten trüge, das wäre etwas Anderes ..."
     
    "Ach, geh' doch! So wie du bist, nimmst du dich viel interessanter aus! Du weißt einfach deine günstige Stellung nicht auszunützen ... Dein Soldatenmantel macht dich in den Augen jeder gefühlvollen Dame zu einem Helden und Märtyrer."
     
    Gruschnitzki lächelte selbstgefällig.
     
    "Welche Albernheit!" sagte er.
     
    "Ich bin überzeugt," fuhr ich fort, "daß die Fürstin Mary bereits in dich verliebt ist."
     
    Er erröthete bis an die Ohren und blähte sich stolz auf.
     
    O, Eigenliebe! Du bist der Hebel, mit welchem Archimedes die Erde aus ihren Angeln heben wollte.
     
    "Du machst dich über Alles lustig," versetzte er und that, als ob er böse sei. "Erstens kennt sie mich noch so wenig ..."
     
    "Die Frauen lieben gerade diejenigen, die sie nicht kennen."
     
    "Aber ich habe gar nicht die Prätension, ihr zu gefallen; ich wünsche lediglich, in einem angenehmen Hause zu verkehren. Es wäre sehr lächerlich von mir, wollte ich gewisse Hoffnungen nähren ... Mit Euch z.B. ist es etwas Anderes; Euch umschwebt der Petersburger Nimbus; Ihr braucht Euch nur zu zeigen, und das Eis um die Frauenherzen schmilzt ... Aber weißt du auch, Petschorin, daß die junge Fürstin mir von dir gesprochen hat?"
     
    "Wie, sie hat bereits mit dir von mir gesprochen?"
     
    "Ja, aber freilich nicht sehr viel. Ich gerieth bei der Quelle mit ihr in ein Gespräch, ganz zufällig. Kaum hatte sie drei Worte gesprochen, da sagte sie: Wer ist der Herr, der einen so unangenehmen, finstern Blick hat? Er war bei Ihnen, als ..."
     
    Sie erröthete und wollte nicht an den Tag erinnern, wo sie mir so zartfühlend das Glas aufhob.
     
    "Sie brauchen jenen Tag nicht anzudeuten," antwortete ich ihr; "er wird mir ewig in der Erinnerung bleiben ..." Mein Freund Petschorin, ich kann dich nicht beglückwünschen, du stehst bei ihr schwarz angeschrieben ... Und das ist wirklich schade, denn Mary ist ein so reizendes Wesen!
     
    Es muß hier bemerkt werden, daß Gruschnitzki zu den Leuten gehört, die, wenn sie von einer Dame reden, mit der sie kaum bekannt sind, gleich meine Mary, meine Sophie sagen, wenn sie das Glück gehabt, ihnen zu gefallen.
     
    Ich nahm eine ernste Miene an und antwortete:
     
    "Ja, sie ist nicht übel ... aber nimm dich in Acht, Gruschnitzki! Die russischen Aristokratinnen begnügen sich in der Regel mit der platonischen Liebe, wenn sie's nicht auf eine Heirath abgesehen haben; und

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