Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
Minuten fort, Marty, und genau in dieser Zeit bin ich mit dem Hund aus dem Lager der Aborigines zurückgekommen. Dein unbekannter Täter hätte also nur sehr wenig Zeit gehabt, seinen Plan auszuführen!«
»Aber er muss diese Zeit genutzt haben«, gab Marty zornig zurück.
»Das ist aber nicht Estellas Schuld«, rief Murphy, und Marty blickte betroffen drein.
»Ich werde es mit dem Magnesium versuchen«, sagte Estella entschlossen.
Marty schüttelte den Kopf. »Er kann das Rennen nicht laufen. Ich werde den Buchmachern sagen, dass sie Stargazer von der Rennliste streichen sollen.«
Er machte sich auf den Weg in den Ort.
Estella unternahm einen letzten Versuch. Sie mischte das Magnesiumsulfat mit Wasser dann füllte sie einen Teil davon in eine Spritzflasche und verabreichte Stargazer eine große Dosis. Danach wartete sie, doch nichts geschah. Er brauchte etwas Stärkeres, um seine Därme zu reinigen.
Um zwölf Uhr kehrte Marty zurück. »Wie geht es ihm?«
Estella sah ihm an, dass er noch immer einen Rest Hoffnung hegte, doch das Rennen um den Cup fand um vierzehn Uhr statt, und bis dahin würde sich Stargazer auf keinen Fall so weit erholt haben, dass er laufen konnte. »Nicht viel besser, fürchte ich«, gab Estella zurück.
Marty fluchte. »Clem Musgrove hat mir gerade unterstellt, ich hätte Stargazer aus Feigheit zurückgezogen – und die meisten anderen in der Stadt scheinen derselben Meinung zu sein.«
»Das ist doch lächerlich«, stieß Estella hervor. »Alle, die mitbekommen haben, wie aufgeregt du wegen des Rennens warst, sollten es besser wissen!«
»Sie sind wohl nur enttäuscht«, meinte Marty seufzend.
»Du gibst mir die Schuld daran, nicht wahr?«, fragte Estella.
»Natürlich nicht«, erwiderte Marty, doch es klang nicht überzeugend. »Wie kannst du so etwas denken?«
Sie wollte ihm nicht sagen, dass er es ihr deutlich genug zu verstehen gegeben hatte. Doch es war ohnehin nicht mehr von Bedeutung, denn sie machte sich selbst schwere Vorwürfe. »Ich hätte besser auf Stargazer aufpassen sollen«, sagte sie.
Doch Marty schüttelte den Kopf. » Ich habe ihn allein gelassen. Wenn jemand sich Vorwürfe machen müsste, dann bin ich es. Tut mir Leid, was ich vorhin gesagt habe. Ich musste meiner Enttäuschung Luft machen. Du hast bei Stargazer Großartiges geleistet, Estella. Und was das Rennen betrifft – nächstes Jahr findet wieder eins statt.« Marty ging davon, doch Estella sah ihm an, wie verzweifelt er war, und er tat ihr schrecklich Leid. Sie brach in Tränen aus. All die Spannung, die sich in den vergangenen Wochen angestaut hatte, brach sich nun Bahn.
»Warum du traurig?«, fragte plötzlich Mai. Sie hatte den ganzen Morgen verschlafen, um sich von ihrem Rausch zu erholen.
Estella wandte sich um. Auf ihren Wangen glänzten noch immer Tränen. »Stargazer hat Koliken«, erwiderte sie. »Er wird heute nicht laufen.«
Mai wusste nicht, was Koliken waren, doch sie betrachtete nachdenklich den Hengst, der sich vor Schmerzen auf dem Boden wälzte und die Augen verdrehte, sodass das Weiße zu sehen war.
»Kannst du nicht helfen, Missus?«
Estella seufzte. »Ich habe jedes Mittel ausprobiert, das ich kenne.« Plötzlich fiel ihr etwas ein. »Kennst du vielleicht ein Mittel gegen Leibschmerzen, Mai?« Zwar war es für das Rennen zu spät, doch sie hätte alles versucht, um Stargazers Schmerzen zu lindern.
Wieder betrachtete Mai den Hengst nachdenklich. »Nicht für Pferde.«
»Es muss ja auch nichts für Pferde sein, solange es nur hilft. Bitte, Mai. Du hast mir doch einmal etwas gegen Bauchschmerzen gezeigt. Bitte, hol es!«
Obwohl ihr Kopf noch benebelt war, machte Mai sich auf den Weg in den Busch, um zu suchen, was sie für die Medizin brauchte.
Als sie wiederkam, mischte sie einen Aufguss aus verschiedenen Zutaten, den Estella dem Hengst ins Maul spritzte. Sie hatte Mai gebeten, die Mischung viel stärker zu machen als gewöhnlich, und tatsächlich: Binnen einer Stunde war Stargazer wieder auf den Beinen. Estella führte ihn herum. Traurig lauschte sie den Anfeuerungsrufen und dem Jubel der Zuschauer, als das Rennen gestartet wurde.
Plötzlich blieb Stargazer stehen, hob den Schweif und ließ einen riesigen, rötlich aussehenden Haufen Dung fallen. Endlich gingen auch die Darmgase ab, die ihn so gequält hatten.
Estella schickte Binnie los, um Marty zu holen. Blass wie ein Leinentuch kam er angerannt. Ungläubig starrte er auf den Hengst, dann seufzte er tief vor
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