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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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was Ross gehört hat, aus dem Haus schleppen werden – falls sie es nicht schon getan haben.«
    »Das haben sie noch nicht, Marjorie. Außerdem steht ihnen alles, was im Haus ist, viel eher zu als mir!«, gab Estella gereizt zurück.
    Marjorie schien einen Moment lang irritiert, blieb jedoch beharrlich bei ihrer Meinung. »Ich verstehe nicht, warum weiße Männer sich Aborigines als Geliebte oder Bettgespielinnen nehmen«, sagte sie. »Das ist nicht richtig. Aborigine-Frauen sind ganz anders als wir. Sie waschen sich nicht mal regelmäßig!«
    »Ich glaube, Ross Cooper war glücklich mit Mai«, erwiderte Estella, deren Gereiztheit sich allmählich in Zorn verwandelte. »Und sie haben ein wunderhübsches kleines Mädchen miteinander gezeugt.«
    »Sie vermehren sich wie die Karnickel!«, stieß Marjorie voller Verachtung hervor. »Und anständige Menschen wie Frances und ich, die Kindern ein gutes, christliches Elternhaus bieten könnten, werden nicht mit eigenem Nachwuchs gesegnet! Wo bleibt da die Gerechtigkeit?«
    Estella spürte Marjories tiefen Kummer, doch es war zutiefst ungerecht, dass sie ihre Wut gegen Menschen wie Mai oder Binnie richtete. »Unser Leben verläuft nicht immer so, wie wir es gern hätten, Marjorie, aber das dürfen wir nicht an Unschuldigen auslassen, finden Sie nicht?« Sie blickte zu Binnie hinüber, die ihr kleines Gesicht lachend an die Fensterscheibe drückte, und wandte sich zur Tür. »Vielleicht komme ich später vorbei, um einige Briefe aufzugeben«, sagte sie.
    Marjorie nickte mit zusammengepressten Lippen. Sie hasste Geheimnisse, in die sie nicht eingeweiht war, und Überraschungen, von denen sie nichts wusste. Oft behauptete sie stolz, alle Leute im Bezirk zu kennen. »Du verbirgst etwas, Estella«, murmelte sie vor sich hin. »Aber ich werde schon noch herausfinden, was es ist, darauf kannst du wetten ...«
    Als Estella mit Mai und Binnie am Krankenhaus vorüberging, rief Dan ihren Namen.
    »Haben Sie heute Nachmittag schon etwas vor?«
    »Warum fragen Sie?«
    »Ich fliege mit Murphy zu ein paar Farmen hinaus und dachte, dass Sie vielleicht mitkommen möchten, um die Besitzer und ihre Familien kennen zu lernen.«
    »Sehr gern, Dan. Nett, dass Sie an mich gedacht haben!«
    »Wir fliegen in einer Stunde los. Würde Ihnen das passen?«
    »Ja, vielen Dank!«
    »Dann treffen wir uns am Flugzeug.«

    Estella setzte sich auf die Veranda, um den Brief zu lesen, während Mai sich um ihr Kochfeuer kümmerte. Estella musste zugeben, dass irgendetwas ganz köstlich duftete; wahrscheinlich lag es daran, dass es diesmal nicht nach versengtem Fell roch. Außerdem war Estella hungrig und deshalb bereit, fast alles zu essen, was Mai zubereitete. Sie konzentrierte sich wieder auf ihren Brief.

    Liebe Estella, ich hoffe, dieser Brief trifft dich gesund und zufrieden an. Ich vermisse dich mehr, als ich es je für möglich gehalten hätte, aber ich hoffe sehr, du kannst ein neues Leben anfangen und dass Charlie auf dich aufpasst, wie er mir versprochen hat.
    James war mit einigen Papieren hier, die du unterzeichnen solltest. Ich habe ihm versichert, dass ich sie an dich weiterleite. Er fragte, wo du seist, und ich habe ihm gesagt, du möchtest nicht, dass er es erfährt. Es schien ihn ziemlich hart zu treffen, doch er hat es akzeptiert – ich bin sicher, er glaubt, dass du ganz in der Nähe bist und nicht auf der anderen Seite der Erde. Ich habe die Papiere per Einschreiben geschickt, weil er mich darum bat. Sie müssten bald bei dir eintreffen. Seine Neue wartete im Wagen auf ihn. Ich weiß nicht, woher sie den Nerv nimmt, mit ihm herzukommen. Ich musste mich sehr zurückhalten, um nicht hinauszugehen und ihrdeutlich die Meinung zu sagen. Aber James wirkte alles andere als glücklich mit seiner Angebeteten; offenbar entwickeln die Dinge sich nicht ganz so, wie er geglaubt hatte. Sicher bereut er schon einiges, aber ich weiß, wie sehr du gelitten hast, und deshalb kann ich kein Mitleid mit ihm haben. Er wird schon noch erkennen, dass er den größten Fehler seines Lebens begangen hat.
    Pass gut auf dich auf und lass mich wissen, wie du zurechtkommst.
In Liebe,
Tante Flo

    P. S.: Hast du deiner Mutter inzwischen geschrieben? Ich habe gestern einen kurzen Brief von ihr bekommen, in dem sie schreibt, dass sie in einem Monat nach Hause kommen.

    Estella verspürte eine schreckliche innere Leere. Bei den Papieren, die Tante Flo ihr nachgeschickt hatte, konnte es sich nur um die Scheidungsdokumente

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