Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
Herz eines Neunzigjährigen. Bei Ihrem Lebensstil werden Sie keine vierzig Jahre alt werden.« Er riet mir, sofort mit der Trinkerei aufzuhören, da der ganze Alkohol mein Herz vergrößert hatte. Benommen verließ ich diese Arztpraxis. Ich war gerade zum Tode verurteilt worden. 1
An jenem Abend war ich Gast in der Sendung Loveline 9 mit Dr. Drew. Natürlich verkündete ich bei der Gelegenheit die Nachricht meines baldigen Dahinscheidens über den Äther. Am nächsten Tag fuhr ich dann zum Internationalen Flughafen von Los Angeles und kaufte mir ein Erster-Klasse-Ticket nach London. Einen Flug in der ersten Klasse hatte ich mir noch nie geleistet, aber nun, so kurz vor dem Ende, war mir das Geld egal. Der einzige Grund, warum ich ausgerechnet nach England flog, war mein Verlangen nach einem bestimmten Maissnack, den man nur dort kaufen konnte – »Monster-Munch« mit Zwiebelgeschmack. Ich liebe dieses Zeugs abgöttisch, und da ich nun nicht mehr trinken durfte, wollte ich mich wenigstens auf andere Art verwöhnen. Ich verbrachte also ein paar Tage in England und hing mit meinem Freund Brad herum, einem Fan, den ich über mein Online-Messageboard kennengelernt hatte. Brad hat sämtliche Tattoos, die ich auf meinem Körper habe, auch auf seinem und ich fügte noch ein Autogramm hinzu, das ich ihm persönlich stach. Anschließend fuhr ich nach Amsterdam und rauchte eine Menge Gras. Es war meine ganz persönliche »Steve-O-Abschiedstour«.
Als ich wieder in den USA war, meinte mein Papa, ich solle mir noch eine zweite ärztliche Meinung einholen, und besorgte mir einen Termin bei einem Herzspezialisten in Florida. Seit der ersten Diagnose waren ein paar Wochen vergangen und ich hatte schon wieder mit dem Trinken angefangen. Wenn ich sowieso demnächst sterben musste, dann war es doch egal, oder? Dieser Arzt untersuchte mich gründlich und hob dann das Todesurteil auf. Offenbar war mein Herz schon seit jeher ein bisschen größer als normal, was allerdings weder besonders ungewöhnlich noch besorgniserregend war. Natürlich war ich erleichtert, aber vielleicht nicht ganz so sehr, wie ich es hätte sein sollen. Wahrscheinlich hatte ich tief in meinem Innern ohnehin nie daran geglaubt, vierzig Jahre alt zu werden.
1 9 Loveline ist eine amerikanische Radiosendung, bei der Anrufer medizinische Ratschläge oder Beziehungstipps erhalten. Oft sind Gäste im Studio, vor allem Schauspieler und Musiker.
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Paparazzi Stuntman
Vom ersten Moment an, in dem ich erstmals die Auswirkungen des Ruhms genießen konnte, gab mir das einen Kick. Es befriedigte nicht nur jenes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, das ich eigentlich von Geburt an verspürte, ich mochte auch die damit verbundenen Vergünstigungen: Sonderbehandlung in Läden oder Restaurants, heiße Bräute, die mit mir schlafen wollten – all diese Dinge waren toll, zumindest aus meiner Sicht.
Berühmt zu sein katapultierte mich auch in die Welt anderer Prominenter. Ich begegnete ihnen auf Partys, bei Events, in Clubs, wo auch immer, und der Umstand, dass ich auch berühmt war, bedeutete, dass diese Leute im Allgemeinen nicht vor mir zurückschreckten oder mich wie etwas ansahen, das sie sich von den Schuhen abkratzen mussten. Mit dem Ruhm war man gewissermaßen Mitglied in einem exklusiven Club: Den anderen Mitgliedern war es dann eine ehrenvolle Verpflichtung, einen anzuerkennen.
Als ich damals aus dem Gefängnis kam, in dem ich wegen der Anklagen in Zusammenhang mit der Show in Louisiana gelandet war, saß ich in meiner Wohnung herum und fühlte mich beschissen, weil ich keine Drogen nehmen konnte. Aus Jux und Tollerei ging ich auf die Website des Schlagzeugers von Mötley Crüe, Tommy Lee, und schickte ihm eine Mail, in der ich ihm all den Mist aufzählte, den ich bislang angestellt hatte, und ihm erklärte, was für ein Riesenfan ich von ihm sei. Zu jenem Zeitpunkt war ich Tommy noch nie begegnet (es sei denn, man würde das Treffen hinter der Bühne mitzählen, das ich als 13-Jähriger mit leuchtenden Augen erleben durfte), und dieser Typ muss über diese Website Hunderte von E-Mails von irgendwelchen Fans bekommen haben. Doch der Kerl antwortete auf meine Mail und schrieb: »Hier ist Tommy Lee. Mann, du bist fast in der gleichen Bredouille, in der ich auch saß!« Seitdem waren wir Kumpels.
Im November 2004 erschien ich unangekündigt und mit einer Videokamera in der Hand bei einer Veranstaltung von Tower Records, bei der Tommy Lee Bücher signierte, und zog auch ein
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