Ein Jahr in San Francisco
Francisco von Lillie Hitchcock Coit spendiert. Die junge Dame, die bereits mit fünfzehn Jahren der freiwilligen Feuerwehr beitrat, war in der Stadt als besonders mutig und tapfer bekannt. „Ich habe den Platz dort oben in guter Erinnerung. Ich war schon einmal hier, um mit Nick den Sonnenuntergang zu genießen“, erzähle ich Sophia, als Charles gerade zu seinem Auto rennt, um eine zweite Flasche Wein aufzutreiben. Doch Sophia ist ganz hingerissen von Charles. „He is adorable, don’t you think?“ – „Ich glaube eher, dass er uns abfüllen will. Aber mir die Wohnung schön zu trinken ist vielleicht gar keine schlechteIdee“, entgegne ich etwas herablassend und versuche, unbeeindruckt zu klingen. Wer weiß, was bei dieser Wohnungsbesichtigung noch alles schiefgehen wird.
Leicht beschwipst gehen wir nach der Open-Air-Weinprobe zurück nach North Beach , während Charles sein Schlüsselproblem löst. Bis er sich wieder meldet, vergehen fast zwei Stunden. Es ist bereits dunkel, als wir den Telegraph Hill wieder hinaufschleichen. Wir klingeln, und Sekunden später öffnet Charles uns die Türe. „Folgt mir in den vierten Stock, Ladies.“ Angekommen im Apartment 402, traue ich meinen Augen kaum. „Ich hoffe, dass dich all die Kartons nicht stören. Das bringt der Job mit sich.“ Ich bin komplett erschlagen. Auch Sophia bewegt sich nur mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen langsam hinter Charles her, der uns durch die Wohnung führt. Ich habe eine Sechs mit Superzahl getippt und den Hauptgewinn gezogen. Das Zimmer bietet einen Panoramablick über die gesamte Bucht von San Francisco. Ich kann die hell erleuchteten Restaurants und Shops am Pier 39 sehen und die Golden Gate Bridge im abendlichen Nebel erahnen. Charles öffnet das Fenster: Wir hören, wie die Seerobben an der Fisherman’s Wharf mit ihren Kumpanen um die Wette röhren. Im Hintergrund das Kreischen von einigen Möwen, die entlang des Coit Towers fliegen. „Du kannst sofort einziehen“, sagt Charles. Ob es mich stören würde, wenn er gelegentlich Weinproben in der Wohnung veranstalte, fragt er noch. Och, nö – da habe ich gar nichts gegen einzuwenden. Und das Beste: Das Zimmer kann ich sogar bezahlen, und es gibt kein nerviges Interview, denn Charles ist als Weinhändler viel unterwegs und sucht schnellstmöglich einen neuen Untermieter. „Sophia ist meine Freundin – ich freue mich, wenn du hier einziehst, Hanni.“
Ich kann es kaum fassen. Jetzt steht dem San-Francisco-WG-Leben nichts mehr im Wege. Am liebsten würde ichNick sofort anrufen und ihm von meiner neuen Wohnung erzählen. Aber ich halte mich zurück, denn schließlich sehen wir uns bald schon wieder und ein bisschen beschleicht mich das Gefühl, dass es ihn sowieso nicht sonderlich interessieren würde.
Streifzug:
Fühlen Sie sich heimisch!
San Francisco ist eine Stadt der neighborhoods – jedes Viertel ist anders und erzählt seine eigene Geschichte. Viele Besucher, die lediglich zum Urlaub kommen, steigen in einem der Hotels unweit des Union Square ab. Dort sind Sie mittendrin im Geschehen. Prüfen Sie jedoch, dass Sie nicht zentral im Tenderloin , dem Armenviertel, landen, das von den Straßen Geary, Mc Allister, Van Ness und Mason Street begrenzt wird. Sie ziehen samt Haus und Hof in die Stadt? Grundsätzlich kostet alles, was view hat, sofort einige hundert Dollar mehr im Monat; dazu zählt der beliebte Golden Gate view, city view oder bay view . Diese Ausblicke genießen Sie am ehesten in den noblen Vierteln Nob Hill, Russian Hill, Telegraph Hill, Pacific Heights, Cow Hollow, Marina oder Presidio Heights. Wenn Sie lieber das alternative San-Francisco-Feeling genießen wollen, könnten Haight-Ashbury, NoPa (North of Panhandle), North Beach oder Mission etwas für Sie sein. Kommen Sie mit Kindern nach San Francisco? Richmond und Sunset bieten viele Spielplätze, Schulen und günstigere Wohnlagen als Downtown. Sie arbeiten im Silicon Valley und wollen nicht so viel Zeit mit pendeln verbringen? Ziehen Sie nah an die Zugstation ( Caltrain) in SoMa , in die Stadtteile Mission, Noe Valley oder Castro. Ganz nah bei den Sternchen der Stadt wohnen? In Seacliff am wunderschönen Camino del Mar oder am Chinabeach werden Sie möglicherweise fündig. Wollen Sie in asiatisches Flair eintauchen, dann ab nach Chinatown, Sunset, Japantown oder Little Saigon.
„San Francisco has only one drawback. ’Tis hard to leave.“
R UDYARD K IPLING , ENGLISCHER S
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