Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord
Schuhe waren aufeinander abgestimmt und von Charles Jordan, und sie trug lange Lederhandschuhe in Zobelbraun genau wie Schuhe und Handtasche. Ein livrierter Chauffeur trug alle Tüten und Schachteln hinaus zu ihrer Limousine. Es war ein schwarzer Lincoln.«
»Das klingt nicht, als brauchte die Frau Lebensmittelmarken.«
»Ach nein! Es bleibt der größte Einzelverkauf von Partykleidern, den wir jemals hatten. Hundertfünfzig jedes, achtzehnhundert Dollar auf einen Schlag. Sie zählte Hundertdollarnoten von einem fünf Zentimeter dicken Bündel.«
»Haben Sie zufälligerweise gefragt, warum sie so viele Partykleider derselben Größe kaufte?«
»Sicher habe ich das – wer würde das nicht tun? Sie lächelte nur und sagte, sie sei die Repräsentantin einer Wohltätigkeitsorganisation, welche die Kleider als Weihnachtsgeschenke an ein Waisenhaus in Buffalo schicken würde.«
»Haben Sie der Frau geglaubt?«
Giselle Dobchik schmunzelte. »Das ist doch genauso glaubwürdig wie zwölf Kleider derselben Größe zu kaufen.«
Sie kehrten ins Tinker Bell zurück, wo Mrs Dobchik ihre Unterlagen über diesen Verkauf heraussuchte. Kein Name, die Waren wurden bar bezahlt.
»Sie haben die Nummern der Scheine aufgeschrieben«, sagte Carmine. »Warum?«
»Zur damaligen Zeit wurde vor Falschgeld gewarnt, also habe ich die Scheine bei meiner Bank überprüfen lassen, während die Mädchen alles einpackten.«
»Und es war kein Falschgeld?«
»Nein, aber die Bank war trotzdem an den Scheinen interessiert, da sie 1933, unmittelbar nach der Aufhebung der Goldbindunghier in den Staaten, herausgegeben worden und praktisch druckfrisch waren.« Mrs Dobchik zuckte die Achseln. »Fragen Sie mich, ob mich das interessierte? Die Scheine waren ein gültiges gesetzliches Zahlungsmittel.«
Carmine überflog die Auflistung der achtzehn Zahlen. »Es sind aufeinanderfolgende Nummern. Äußerst ungewöhnlich, aber für mich keine Hilfe.«
»Ist dies Teil der Ermittlungen in einem großen, aufregenden Fall?«, fragte Mrs Dobchik, als sie ihn zur Tür begleitete.
»Nein, ich fürchte nicht, Ma’am. Nur ein weiterer alltäglicher Fall.«
»Wir wissen, dass die Gespenster die zweite Mordserie geplant hatten, bevor sie mit der ersten begannen«, sagte Carmine. »Der Einkauf erfolgte im Dezember 1963, deutlich bevor das allererste Opfer, Rosita Esperanza, entführt wurde. Sie ackerten sich zwei Jahre lang durch ein Dutzend Mädchen bei einem Tempo von einer alle zwei Monate, während sie zwölf Tinker-Bell-Kleider einmotteten für den Tag, wenn sie zum Einsatz kommen würden. Wer immer die Gespenster sind, sie folgen
nicht
einem Mondzyklus, wie die Psychiater meinen. Der Mond hat mit den Gespenstern rein gar nichts zu tun. Eher orientieren sie sich an der Sonne.«
»Hat es uns weitergebracht, dass wir jetzt mehr über die Tinker Bells wissen?«, fragte Silvestri.
»Bis zum Beginn eines Prozesses nicht, nein.«
»Vorher jedoch müsst ihr die Gespenster finden«, sagte Marciano. »Was glaubst du, wer diese Großmutter ist, Carmine?«
»Eines der Gespenster.«
»Aber du hast doch gesagt, das hier wären nicht die Verbrechen von Frauen.«
»Das sage ich immer noch, Danny. Allerdings ist es für einen Mann erheblich einfacher, sich als ältere statt als junge Frau zuverkleiden. Die Haut ist rauer, und Falten spielen auch keine so große Rolle.«
»Ich liebe die Requisiten«, meinte Silvestri trocken. »Zobelmäntel, ein Chauffeur und eine Limousine. Ob wir mit der Limousine was anfangen können?«
»Ich werde Corey morgen darauf ansetzen, John, aber machen Sie sich keine großen Hoffnungen. Der Chauffeur war vermutlich das andere Gespenst. Schon komisch. Mrs Dobchik konnte sich bei der Grandma an jedes Detail bis hin zur Bifokalbrille erinnern, aber abgesehen von einem schwarzen Anzug, einer Mütze und Lederhandschuhen an absolut gar nichts, was den Chauffeur betrifft.«
»Nein, es ist doch logisch«, sagte Patrick. »Deine Mrs Dobchik arbeitet in der Bekleidungsbranche. Sie hat täglich mit wohlhabenden Frauen zu tun, aber nicht mit Arbeitern. Die Frauen speichert sie in ihrem Gedächtnis ab, und sie kennt jeden Pelz, jeden Hersteller französischer Handtaschen und Schuhe. Ich gehe jede Wette ein, dass Grandma ihre Lederhandschuhe keine Sekunde ausgezogen hat, nicht mal, als sie die Hunderter von ihrem Bündel abzählte.«
»Du hast recht, Patsy. Sie hat sie keine Sekunde ausgezogen.«
Silvestri brummte. »Dann sind wir den Gespenstern
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