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Ein Kelch voll Wind

Ein Kelch voll Wind

Titel: Ein Kelch voll Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Da Axelle den Kater kannte und sogar Katzenfutter im Haus hatte, nahm ich an, dass er ihr gehörte. Und dreimal dürft ihr raten, welche Farbe sein Fell hatte.
    Während ich einen Stapel Zeitungen zusammenraffte, wurde mir das seltsam Häusliche der Situation bewusst. Ich zwinkerte ein paar Tränen zurück, als ich daran dachte, wie ich genau dasselbe zu Hause mit meinem Dad gemacht hatte und wie sehr ich immer darüber gemeckert hatte und mich fünfmal hatte bitten lassen. Was würde ich nicht alles darum geben, jetzt daheim bei meinem Vater zu sein und mich von ihm nerven zu lassen. Ich wäre die perfekte Tochter, wenn ich nur noch eine weitere Chance bekäme. Ich schluckte und dachte, dass es wohl Zeit war, mich auf mein Bett zu legen und ein bisschen zu weinen.
    »E ntschuldigung.«
    Schniefend wirbelte ich herum und fuhr mir mit der Hand über die Augen. Ich hatte Richard hinter mir nicht kommen gehört. Ich schloss die Geschirrspülmaschine. »W as?«, fragte ich entnervt.
    »A xelle hat mich runtergeschickt, um Streichhölzer zu holen«, erklärte er in seiner rauen, ganz und gar unkindlichen Stimme und trat an mir vorbei in die enge Küche. Er war schlank und drahtig, mit schön definierten Muskeln. Er trug schwarze Motorradstiefel.
    »M einst du nicht…?«, fing ich an und er warf mir einen kurzen Blick zu. Obwohl er noch sehr jung war, konnte ich sehen, dass er später mal richtig gut aussehen würde. Zumindest, wenn er auf den ganzen Schmuck in seinem Gesicht verzichtete. »M einst du nicht, du bist noch ein bisschen jung dafür?« Ich schwenkte meine Hand in Richtung der verborgenen Treppe. Richard sah mich ausdruckslos an. »W issen deine Eltern, wo du bist? Hast du keine Angst, dass du Ärger bekommen könntest oder dass dich das Ganze auf eine noch schiefere Bahn bringt, die richtig gefährlich werden könnte?«
    Richard griff nach einer Streichholzschachtel. »L iebes, ich bin ein Waisenkind«, sagte er mit einem seltsamen, kleinen Lächeln. »U nd das da oben ist nicht, was du denkst. Das wirst du schon noch herausfinden.«
    Oh-ooooh. Das klang gar nicht gut. »A ber weißt du, es ist nie zu spät, aufzuhören«, sagte ich und fühlte mich immer unsicherer.
    Jetzt lächelte er richtig, und dahinter blitzte kurz das Bild des Mannes auf, der er in ein paar Jahren sein würde. »E s ist viel zu spät, um aufzuhören«, sagte er und lachte ein wenig, wie über einen versteckten Scherz. Dann verschwand er durch die Tür und ließ mich völlig verwirrt zurück. Abwesend blickte ich auf den Zeitungsstapel.
    Anmeldefrist bei den öffentlichen Schulen im Bezirk Orleans … Ich musste Minous Schwanz zur Seite schieben, um die Überschrift ganz zu Ende lesen zu können. Die Schule begann am 27. August, in nicht einmal drei Wochen. Der Artikel listete ein paar Webseiten auf, auf denen man sich online registrieren konnte.
    »O h, Thais«, sagte Axelle, als sie die Küche betrat. Sie kramte in den Schränken und zog eine Schachtel Salz hervor. »H ör zu, geh nicht weg, wir sind bald fertig und dann gehen wir zusammen abendessen.«
    Ich nickte. Wir aßen immer außer Haus zu Abend. »Ä hm, ich muss mich für die Schule einschreiben.«
    Axelle sah mich verständnislos an.
    Ich tippte auf die Zeitung. »H ier steht, dass man sich jetzt anmelden muss, wenn man eine staatliche Schule besucht. Und ich nehme an, das tue ich.«
    Axelle schien sich wieder zu fangen und sagte: »N a ja, du musst nicht, wenn du nicht willst. Du bist da wahrscheinlich schon lange genug hingegangen, oder?«
    Ich starrte in ihr schönes Gesicht, dem der Schlafmangel und die vielen Kater nichts anzuhaben schienen. In diese schwarzen Augen ohne Pupillen. »I ch habe meinen Highschoolabschluss noch nicht«, sagte ich langsam, als würde ich es einem Kind erklären. »M ir fehlt noch ein Jahr.«
    »A ch, was ist schon ein Jahr?«, fragte sie achselzuckend. »I ch wette, du weißt bereits alles, was du wissen musst. Warum hängst du nicht einfach ein bisschen ab und entspannst dich?«
    Meine Kinnlade klappte nach unten. »W enn ich keinen Highschoolabschluss habe, kann ich nicht aufs College.«
    »D u meinst, du würdest dich noch mal für vier Jahre einschreiben?« Sie sah angewidert aus.
    »W ie soll ich denn sonst einen Job bekommen?« Oder brauchte ich hier auf dem Planeten Realitätsfern keinen?
    Jetzt wirkte sie vollkommen erschüttert. »E inen Job?«
    Okay. So kam ich nicht weiter, das war klar. Na danke, Dad, dachte ich, und ein bitterer

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