Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
diese Erfahrung macht.«
Frank zuckte mit den Schultern. Das war nicht das einzige Thema, das sie belastete. Er trank einen großen Schluck und hatte im gleichen Augenblick das Gefühl, dass der Alkohol ihm direkt in den Kopf schoss.
»Was hältst du davon, Frank?«
Frank sagte nichts, sah noch einmal hinüber zu der Skulptur des Philosophen, wie klein die doch war, verglichen mit der Wirkung dieses Mannes. Dann zog er einen zerknitterten Zettel aus seiner Jeans und schob ihn über den Tisch.
»›Du hast geschafft, dass ich mich schuldig fühle. Und du hast recht. Du hast geschafft, dass ich in meinem Leben wühle, und du hast recht. Du hast geschafft, dass ich deine Liebe wieder fühle, und du hast recht.‹ Und, was heißt das jetzt?« Ecki runzelte die Stirn. »Ist das eines der berühmten Lisa-Zitate?«
»Das ist ein Stück von einem Songtext. Besser gesagt, ein Teil des Refrains. Der ist mir gestern Nacht eingefallen. Ich will versuchen, einen Song zu schreiben.«
»Seit wann schreibst du Texte?«
»Hin und wieder eben.« Er wurde verlegen. »Ich versuch’s jedenfalls. Mal sehen.«
»Was sagen deine Jungs dazu?«
»Sie kennen den Text noch nicht. Er ist ja auch noch längst nicht fertig. Erst der Refrain.«
»Und auf wen bezieht er sich, der Text?«
»Auf niemanden. So ein Quatsch. Das ist einfach so aus einer Stimmung heraus entstanden. Das kennt doch jeder, oder?«
»Weiß nicht. Aber lenk nicht ab, du weißt schon, was ich meine. Stell dich nicht so blöd an, Borsch.«
Frank hob sein Glas und trank es leer.
Keine Antwort ist auch eine Antwort, dachte Ecki und schob den Zettel zurück.
XXIX.
»Du kannst das nicht einfach ignorieren.«
»Was soll mir schon passieren? Die Polizei weiß gar nichts. Ich habe ein paar Wohnungen im Allgäu. Na und? Ich bin ein bisschen zu Geld gekommen. Das Mädchen aus kleinen Verhältnissen hat ein paar Euro auf die hohe Kante legen können. Das ist doch nicht strafbar.«
Leuchtenberg griff nach ihrer Hand. »Vergiss Anelli. Er hat dir nicht gutgetan, und es wird dir keine Genugtuung verschaffen, wenn du jetzt versuchst, mit ihm abzurechnen.« Eindringlich fuhr er fort: »Es ist jetzt nicht die Zeit für verletzte Eitelkeit, das habe ich dir schon einmal gesagt. Wir haben jetzt andere Probleme. Und die dulden keinen Aufschub. Wir müssen jetzt handeln.«
»Was heißt wir ?« Sie entzog ihm ihre Hand. »Das Ganze ist allein meine Sache. Außerdem kann ich jetzt nicht einfach alles stoppen. Dazu sind wir zu weit gegangen. Und du weißt, dass ich schon sehr nah dran bin am ganz großen Geld.«
»Carina, ich habe dir immer zur Seite gestanden. Das weißt du. Alles, was dich betrifft, betrifft auch mich. Carina, ich, ich liebe dich.«
Ihr unvermittelt lautes Auflachen zog die Aufmerksamkeit der übrigen Hotelgäste auf sich. Neugierig beobachteten sie das ungleiche Pärchen, das nahe am Kamin saß, der allerdings nicht brannte. Die attraktive Blondine in ihrem grauen Seidenkostüm schien sich köstlich über einen Scherz des gewichtigen Mannes zu amüsieren, der sie erst vor wenigen Minuten mit altväterlicher Kavaliersart in die Lounge begleitet hatte.
Leuchtenbergs besorgter Gesichtsausdruck war wie eingefroren.
»Komm, Ferdinand, du weißt, dass das nicht dein Ernst ist.« Sie lachte immer noch ungeniert.
Aus Leuchtenbergs Gesicht war alle Farbe gewichen. »Carina, bitte hör auf damit. Du tust mir weh.«
So abrupt, wie ihr Lachen begonnen hatte, so abrupt endete es. Carina Bauer sah Leuchtenberg nun aus spöttischen Augen an, in denen eine dunkle Farbe schimmerte, die der Anwalt vorher noch nicht gesehen hatte. Wie ein See aus schwarzem Eis.
»Du kannst mich nicht lieben. Ich lasse mich nicht von dir lieben. Wie oft soll ich dir das noch sagen? Wir können Freunde sein, meinetwegen. Aber wage es nie mehr, diese drei Worte in meiner Gegenwart auszusprechen, Ferdi.«
Ferdinand Leuchtenberg musste mit seiner Enttäuschung und seiner keimenden Wut kämpfen. Das konnte Carina so nicht gemeint haben. Sie war in einer Stresssituation, da sprach man manchmal Dinge aus, die einem im Nachhinein leidtaten. So auch in diesem Fall. Leuchtenberg war sich sicher und zu sehr Anwalt, um sich von seiner Wut überwältigen zu lassen.
»Carina, ich flehe dich an. Wir müssen die Wohnungen schnellstens abstoßen, bevor die Polizei die Staatsanwaltschaft um einen Durchsuchungsbeschluss bittet. Noch ist es nicht zu spät. Wobei, ach –« Er brach ab.
»Sag mal, lieber
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