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Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Küsters
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Himmel zogen Kumuluswolken. Der Tag würde nicht so heiß werden. Ohne nachzudenken, lenkte Carina Bauer ihren Wagen über die Hauptstraße Richtung Autobahn. Erst etliche Kilometer weiter merkte sie, dass sie in Richtung Bodensee unterwegs war.
    Je weiter sie gen Süden fuhr, umso sicherer war sie, dass sie den Tag in Lindau verbringen wollte. Das Städtchen und die Landschaft dort würden sie auf andere Gedanken bringen. Die Aussicht auf einen unbelasteten Ort machte sie zuversichtlich. Sie schaltete das Radio ein und ließ sich von den Bayern-3-Moderatoren unterhalten. Sie ließ sich treiben und nahm es mit dem direkten Weg nicht so genau. Die Wiesen, die kühlen Waldstücke, die Berghänge hatten etwas Unschuldiges und Reines, das sie rührte.
    Aber mit jedem Kilometer, den sie sich von Sulzberg entfernte, wuchs zugleich auch ihre Unruhe. Zunächst war sie noch von Vorfreude überlagert gewesen. Aber sie wurde stetig größer, bis Carina Bauer schließlich auf einen Parkplatz fuhr und beschloss zu wenden. Sie musste wissen, was Leuchtenberg getan hatte! Und sie wollte ihn dafür bestrafen. Sonst würde sie ja doch keine Ruhe finden.
    Es war schon Nachmittag, als sie, von Freidorf kommend, Rottach erreichte. Ohne anzuhalten, fuhr sie zu ihrer Wohnung hinauf. Leuchtenberg war nicht da. Entweder er war noch nicht angekommen oder schon wieder Richtung Düsseldorf unterwegs. Aber das konnte sie sich nicht vorstellen. Wenn Leuchtenberg sie sprechen wollte, würde er das auf keinen Fall aufschieben. Vermutlich war er zum Hotel gefahren, um sie dort abzupassen.
    Carina Bauer schloss die Haustür auf und ging direkt ins Wohnzimmer. Die Wohnung roch muffig und fremd. Die Räume waren schon lange nicht mehr gelüftet worden. Sie ließ die Rollläden hochfahren und öffnete das Wohnzimmerfenster. Sie hörte Vögel in den Bäumen der nahen Obstwiese zwitschern. Ein flüchtiges Gefühl von Frieden wehte durch ihre Gedanken.
    Sie öffnete auch die anderen Fenster. Dabei vermied sie jeden Blick auf die Betten in den drei Schlafzimmern. Den Bildern, die sich trotzdem in ihr Bewusstsein drängten, konnte sie dagegen nicht ausweichen. Carina Bauer ging in das geräumige Badezimmer und sah lange in den Spiegel. Erst als auch dort die Stimmen, das aufreizende Lachen, das Stöhnen lauter wurden, ging sie hinaus auf die Terrasse. Sie wollte nicht an die Vergangenheit erinnert werden. Sie hatte die Dateien mit den Namen der Mädchen längst gelöscht, aber die dunklen Bildern der langen, alkoholdurchtränkten Nächte hatten sich in ihrem Kopf festgesetzt.
    Aber die Gespenster folgten ihr. Carina Bauer zog ihre Schuhe aus und spürte die Sonnenwärme der Steinplatten. Sie sah hinauf zu den Wolken, die ihre Gestalt von einem Moment auf den anderen veränderten. Sie sah Gesichter, die zu Fratzen wurden, Tierköpfe, die sich in nichts auflösten, sie sah weiße Gebirge wachsen und wieder vergehen. Sie sah den blauen Himmel, roch das frisch gemähte Gras und bemerkte das Summen der Bienen.
    In dieses heimelige Summen mischte sich ein Geräusch wie von Schuhen, die über die Terrasse huschten!
    »Leuchtenberg!« Sie fuhr herum. »Was zum Teufel –?« Weiter kam sie nicht.
    »Carina, mein Schatz.« Er lachte meckernd. »Da bist du ja endlich. Du hast lange gebraucht.«
    Carina Bauer konnte nicht glauben, was sie sah. Vor ihr stand Bongarts. Jeans und T-Shirt waren zerknittert, so als habe er sie seit Tagen nicht gewechselt. Die Haare klebten an seinem Kopf.
    »Was schaust du mich so erstaunt an? Wen hast du denn erwartet? Du weißt doch, dass ich dir immer nahe bin. Hast du vergessen, dass wir beide ein Geschäft durchziehen?«
    Das Summen der Honigbienen war in ihrem Kopf zu einem Rauschen geworden, das immer lauter wurde. Über ihr verschwand der blaue Himmel, Wolkengebirge warfen Schatten. Wind war plötzlich aufgekommen.
    »Willst du mich nicht begrüßen?« Heinz Bongarts war vor ihr stehen gelieben und streckte ihr seine Hand entgegen. »Wir haben uns sicher eine Menge zu erzählen. Komm, sag dem Onkel Guten Tag.«
    Carina Bauer rührte sich nicht. Sie meinte ein Grollen zu hören, wie ein fernes schweres Gewitter. Sie spürte keine Panik, apathisch stand sie mitten auf dieser Terrasse, die jeden Augenblick zur steinernen Bühne eines blutigen Schauspiels werden konnte, denn Bongarts hielt ein langes Messer in seiner Hand.
    »Nun komm, wir haben uns eine Menge zu erzählen. Weißt du schon, wann ich unser Geld bekomme? Mein Geld?«
    In

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