Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
gehen. Ich will mich von diesem Ort verabschieden. Ich mag ihn wirklich, aber ich werde nicht zurückkommen. Wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Robert Mayr hob bedauernd die Hände. »Ein schönes Fleckchen Erde, keine Frage. Aber ich kann Sie verstehen.« Er überlegte kurz. »Wir haben ja schon über die Umstände gesprochen. Ist Ihnen vielleicht nicht doch noch etwas eingefallen? Hat Herr Büschgens Sie an jenem Abend nicht doch noch einmal angerufen und irgendetwas erwähnt?«
»Nein, Herr Kommissar. Nichts. Ernst wollte damit beginnen, die Wände herzurichten. Arbeit, die sehr viel Dreck machen würde. Deshalb bin ich nicht mitgefahren. Außerdem geht es meiner Tante nicht gut. Wir hatten verabredet, dass wir am nächsten Tag miteinander telefonieren würden.«
Ihre Augen wurden feucht.
»Ich will Sie nicht länger mit meinen Fragen quälen. Wollen wir gehen?« Robert Mayr wollte das Spiel ein bisschen mitspielen, und er konnte gerade noch den Impuls unterdrücken, seine Hand auf ihre zu legen. Stattdessen signalisierte er Martin Mader, dass er zahlen wollte. Der Wirt hatte die ganze Zeit über hinter seinem Tresen gestanden und schweigend Gläser poliert.
XIII.
Marie Schneiders hatte nur einen kurzen Blick auf den schwarzen Schuttberg geworfen, sich dann kurzerhand bei Robert Mayr untergehakt und ihn gebeten, sie zur Kirche zu begleiten. Sie wolle noch eine Kerze für Ernst anzünden, hatte sie gesagt. Ihre Vertraulichkeit irritierte ihn.
Still und andächtig hatten sie anschließend in dem kühlen Kirchenschiff gestanden. Wie schön der barocke Bau war. Er sah empor. Sie war noch da, die Uhr mit dem großen Zifferblatt, die an der Stirnwand des Altarraums an die Vergänglichkeit von Leben und Zeit gemahnte. Der Geruch des Weihwassers erinnerte ihn an seine Jugend, in der er eine Zeit lang Messdiener gewesen war.
Der Kommissar begleitete Marie Schneiders zurück zu ihrem Auto. Als er sich von ihr verabschieden wollte, um mit seinem Wagen vorauszufahren, fiel sein Blick in das Innere ihres silberfarbenen Peugeot-Cabrios. Zuerst begriff er nicht, was er da sah. Dann begann sein Herz zu klopfen. Auf der Rückbank stand ein offener Karton mit Kartoffelchipstüten.
»Ich weiß, dass Sie an der Uni in Düsseldorf arbeiten. Aber was machen Sie dort eigentlich genau?« Robert Mayr zwang sich zur Ruhe.
»Ich bin an der Fakultät der Geo- und Biowissenschaften angestellt und arbeite als Chemikerin im Biologischen Institut.«
Marie Schneiders bemerkte den Blick des Kommissars. Sie lächelte. »Ach, die Kartoffelchips. Wir analysieren die möglichen genetischen Veränderungen der verschiedenen Kartoffelsorten. Viel Arbeit, wenig Spannendes. Aber ab und zu fällt eben eine Tüte Chips ab.« Sie öffnete die Fahrertür. »Möchten Sie ein paar? Das sind unsere Standardsorten.« Marie Schneiders wollte sich schon über den Sitz beugen, als sie sich plötzlich zu Robert Mayr umwandte. »Wollen Sie nicht mit mir fahren? Dann können wir uns unterwegs noch ein bisschen unterhalten, und Sie können dabei ein paar Chips knabbern. Ich fahr Sie dann später zurück.«
XIV.
Ihr Kopf war ein blutiges Etwas aus Haaren, Fleischfetzen, zersplitterten Knochen und grauer Gehirnmasse. Der Mörder muss einen schweren Fäustel benutzt haben, hatte Leenders nach einem ersten Blick auf die Tote vermutet. Vielleicht auch eine schwere Eisenstange.
Frank kam langsam aus der Hocke wieder hoch und sah seinen Kollegen Ecki an.
»Hatte sie einen Beschützer?«
Ecki schüttelte den Kopf. »Schrievers hat das bereits überprüft. Sie war registriert, kranken- und rentenversichert und hat pünktlich ihre Steuern bezahlt. Sie hat alleine gearbeitet, soweit wir das bis jetzt wissen. Das hat auch der Hausverwalter bestätigt.« Michael »Ecki« Eckers, Kriminalhauptkommissar der Mönchengladbacher Polizei, zeigte mit dem Daumen über seine Schulter. »Er wartet in seiner Wohnung. Parterre.«
Frank war später als Ecki an den Tatort in der Beethovenstraße gekommen. Er hatte eigentlich seinen freien Tag und sich um Speichenräder für seinen MGB kümmern wollen. Er war gerade auf einer Internetseite für Oldtimerfreunde unterwegs, als der Polizeipräsident höchstpersönlich anrief. Das KK 11 war seit Monaten unterbesetzt, zu viele Überstunden, zu viele Krankmeldungen. Es gab im Augenblick einfach nicht genug Personal.
KHK Frank Borsch hatte Lisa einen Zettel geschrieben, dass sie ihren Besuch der Terrassengärten von Kloster Kamp auf
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