Ein Koenigreich fuer die Liebe
ihren Sohn. Sie hatte ihn vor einigen Stunden gesehen, als Alice ihn vor dem Schlafengehen zu ihr heruntergebracht hatte. Doch Sofia freute sich sehr darüber, ihn noch einmal bei sich zu haben. Sie gab ihm einen Kuss und zauste ihm das Haar. „Na, warum schläfst du nicht, junger Mann?” fragte sie schmunzelnd.
„Ich glaube, er wollte dich besuchen.” Damiano hatte sich einen Stuhl ans Bett gezogen -
allerdings in gebührendem Abstand - und setzte sich nun darauf. Dann warf er einen Blick auf ihren bandagierten Fuß. „Und, wie geht es dir? Du hast gesagt, dass es nicht mehr weh tut.”
„Nein, es tut nicht mehr weh. Dr. Gentile hat mir Schmerztabletten gegeben. Vorher hat es allerdings ziemlich weh getan.”
„Darauf wette ich. Du hast Glück gehabt, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Ich habe gehört, dass du schwer gestürzt bist.”
„Und es hat nicht besonders elegant ausgesehen.” Sofia schnitt ein Gesicht. „Ich hätte beinah eine von den Topfpalmen beschädigt.” Als sie ihn ansah, verspürte sie ein seltsames Gefühl. Er war so nett zu ihr und wirkte nicht die Spur wütend. Sie hatte seine Reaktion also völlig falsch eingeschätzt.
„Mach dir keine Sorgen wegen der Topfpalmen.” Damiano lächelte und sah sie dabei eindringlich an. „Topfpalmen kann man ersetzen, aber Alessandro hat nur eine Mutter.”
Angenehm berührt, erwiderte sie sein Lächeln. Sie hatte ganz vergessen, wie nett er sein konnte, und sie hatte ihm unrecht getan. Während ihrer Schwangerschaft war er so nett und liebevoll zu ihr gewesen. Allerdings hatte sie ihn manchmal zurückgewiesen, weil sie geglaubt hatte, dass er sich nur Sorgen um seinen zukünftigen Erben machte. Nun war sie jedoch nicht schwanger, und er hatte keinen Grund, so zu tun, als würde er sich Sorgen um sie machen. Genau das Gegenteil war der Fall, denn sie hatte seine Pläne über den Haufen geworfen.
Beim Gedanken daran machte sie sich plötzlich Sorgen. Vielleicht war Damiano noch gar nicht klar, dass sie ihn nicht nach London begleiten konnte. Nervös schaute sie ihn an. „Du weißt, was das bedeutet, nicht? Ich fürchte, ich werde für eine Weile ans Bett gefesselt sein.”
„Das ist mir klar, aber es lässt sich nicht ändern. So bedauerlich es auch ist, solche Dinge passieren nun mal. In Zukunft solltest du besser aufpassen, wenn du über nasses Kopfsteinpflaster läufst.”
„Ich weiß. Ich habe einfach nicht aufgepasst, weil ich mit meinen Gedanken ganz woanders war.” Kaum hatte sie die Worte ausgesproche n, bereute sie es und wandte verlegen den Blick ab. Sie hatte keine Lust, mit ihm darüber zu reden, woran sie in dem Moment gedacht hatte. Betont fröhlich fügte sie daher schnell hinzu: „Du hast recht. In Zukunft muss ich besser aufpassen.”
Damiano hatte ihre Verlegenheit bemerkt und seine Schlüsse daraus gezogen.
Wahrscheinlich bin ich daran schuld, dass es passiert ist, überlegte er. Als er Sofia in ihrem Büro aufgesucht hatte, hatte er sie in Rage gebracht. Als er sie nun ansah, tat es ihm leid.
Natürlich war er außer sich vor Wut gewesen, als er von ihrem Sturz gehört hatte. Ihm war sogar flüchtig in den Sinn gekommen, dass sie es absichtlich getan haben könnte.
Allerdings hatte er den Gedanken bewusst verworfen, weil es ihn nur noch mehr aufgebracht hätte. Und nun, da er ihr in die Augen sah, wusste er, dass er sich geirrt hatte.
„Ich werde meine Sekretärin gleich morgen früh beauftragen, in London anzurufen und zu sagen, dass du mich nicht begleitest”, erklärte er. „Schließlich müssen unsere Gastgeber jetzt einiges umdisponieren.”
„Ja, natürlich.”
Plötzlich verspürte Sofia Schuldgefühle. Bisher hatte sie versucht, nicht daran zu denken, welche Unannehmlichkeiten sie ihren Gastgebern dadurch bereitete.
Sie runzelte die Stirn. „Das tut mir leid.”
„Wie ich bereits sagte, lässt es sich nicht ändern. Wenn du nicht fahren kannst, dann geht es eben nicht.” Damiano schaute ihr in die Augen. Anscheinend wollte er noch etwas sagen, doch er überlegte es sich schließlich anders und stand auf.
„Ich gehe jetzt”, meinte er. „Ich muss noch einiges erledigen, und dieser junge Mann hier ist mittlerweile reif fürs Bett.” Sanft hob er Alessandro hoch, der sich an Sofia gekuschelt hatte und dem schon fast die Augen zufielen.
„Gib deiner Mutter einen Gutenachtkuss”, forderte Damiano ihn auf. „Dann bringe ich dich nach oben ins Bett.”
Kurz darauf verließen die beiden
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