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Ein Land, das Himmel heißt

Ein Land, das Himmel heißt

Titel: Ein Land, das Himmel heißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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sie wusste es, und sie würde es nie vergessen.
    Sie wandte sich Thandi zu. »Wir wollten reden, fühlt ihr euch gut genug dazu?«, fragte sie. Der weiße Turbanverband um den Kopf gab Thandi die klare Schönheit von Nofretete, trotz der breiten Schramme auf der einen Seite ihres Gesichts.
    Popi nickte, stöhnte. Sein rechter Arm war bis zur Schulter eingegipst, der Brustkorb bandagiert. »Ich mach es kurz, es tut noch zu weh.« Er blickte sie aus blutunterlaufenen Augen an. Die Wimpern waren verbrannt. Es gab seinem Blick etwas Starres.
    Jill unterbrach ihn. »Bevor ich mit euch rede, ist da etwas, was ich klären muss. Von eurer Antwort hängt ab, was ich dann unternehme. Habt ihr Inqaba und die Farrington-Farm überfallen? Ja oder Nein?« Nicht für eine Millisekunde löste sie ihre Augen von seinem Gesicht. Keine noch so kleine Regung, die ihr die Wahrheit verraten könnte, wollte sie verpassen.
    Thandi griff hinüber, legte ihre Hand auf den unbandagierten Arm ihres Bruders. »Ich möchte das beantworten, Jill.« Sie musste erst durchatmen, bevor sie fortfahren konnte. »Auf den Eid, den ich als Ärztin geschworen habe, auf das Leben meines Bruders, wir haben nichts damit zu tun. Wir glauben, dass Len Pienaar dahinter steckt, und diese Gruppe, der er angehört. Und … Leon.«
    Jill brach das Schweigen als Erste. »Aber warum? Hat es etwas mit den Parlamentswahlen im nächsten Jahr zu tun?«
    Popi schloss die Augen. »Wer weiß, was uSathane sich ausgedacht hat?« Die Haut um seine Augen war aschgrau, die Lippen blutleer.
    »Wir möchten dir einen Vorschlag machen, Jill«, sagte Thandi.
    Jill unterbrach sie. »Ich habe noch eine Frage. Habt ihr auf meinem Land gesiedelt, in dem Teil, der abgebrannt ist?«
    Ein winziges Lächeln zuckte in Popis Mundwinkeln. »Ab und zu, mal hier, mal da«, antwortete er.
    »Dieser Pienaar hatte also Recht.« Jill lief erregt auf und ab.
    Der Zulu machte eine flatternde Bewegung mit der Hand, lächelte leicht. »Ich habe dir nichts genommen.«
    »Bitte hör dir unseren Vorschlag an«, sagte Thandi, »und setz dich hin, um Himmels willen.« Unter Stress kam ihr amerikanischer Akzent wieder zum Vorschein.
    Jill zog einen Stuhl heran und setzte sich so, dass sie alle beide im Auge behalten konnte. Sie neigte ihren Kopf, zeigte Thandi, dass sie zuhören würde. Sehr genau.
    »Wir lassen unseren Anspruch auf das Land von Mpandes zweitem Sohn, der unser Vorfahr ist, fallen.« Thandile machte eine Pause, um Luft zu schöpfen.
    Jill bewegte keinen Muskel, mit allen Fasern ihres Körpers wartete sie auf das, was kommen würde. Zwei ihrer Probleme waren gelöst. Len Pienaar saß im Gefängnis, und unter dem Lack der Zivilisation glühte in ihr ein unheiliges Flämmchen der Genugtuung. Ich hoffe, sie versenken den Schlüssel zu seiner Zelle an der tiefsten Stelle des Indischen Ozeans, dachte sie bissig. Das zweite Problem war Leon Bernitt gewesen. Er war tot. Endgültig. Problem erledigt. Das Skelett in der Gerichtsmedizin hatte keinen Anwalt. Was der Ring und die Uniformknöpfe zu bedeuten hatten, interessierte keinen mehr. Später vielleicht würde sie vorsichtig nachforschen, aber nur für sich selbst. Blieben nur noch die Kunene-Zwillinge. Und Nils. Doch jeden Gedanken an Nils blockierte sie. Bis jetzt nicht sehr erfolgreich.
    »Wir haben kein Zuhause, Popi und ich«, fuhr Thandi mühsam fort, »keinen Ort, den wir Heimat nennen können, kein Stück der afrikanischen Erde, die uns hervorgebracht hat. Hier ist unser Vorschlag. Gib uns ein Stück Land, groß genug, um eine Kinderklinik und eine Schule darauf zu bauen, und die Zusage, dass unsere Leute auf die gleiche Weise Land von dir erwerben können wie eure Farmarbeiter. Dir bleibt dann immer noch genug Land, um die Gästefarm zu betreiben. Als Gegenleistung schützen wir dich und Inqaba, halten dir illegale Landbesetzer vom Hals.« Ihre Stimme versickerte. Die Stille, die folgte, wurde von Popis harten Atemzügen unterbrochen.
    Im Dunkel ihrer Seele flackerte plötzlich ein Licht, noch weit entfernt in der Zukunft, aber sie sah es deutlich. Ihr Puls hämmerte, als sie aufstand und zum Fenster ging. Sie legte die Arme aufs Fensterbrett und sah hinaus. Von hier aus war das Meer nicht zu sehen, ihr Blick ging über Palmenwipfel und Blütenbäume nach Westen in die grünen Hügel Zululands. Es wurde viel gebaut hier oben. Ein riesiges Einkaufszentrum wuchs bereits, futuristisch anmutende Bürogebäude standen und waren schon bezogen. In

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