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Ein Land, das Himmel heißt

Ein Land, das Himmel heißt

Titel: Ein Land, das Himmel heißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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worden war? Jagte ihr der Gedanke an Popi Kunene Angst ein, der die Massen aufpeitschte und ihnen Land versprach? Hatte sie Angst, dass er sich ihr Land aussuchen könnte, Angst, dass er sie niederschießen würde, wie Jimmy und der Ridgeback-Rüde niedergeschossen worden waren? Popi, ihr Kindheitsfreund?
    »Jetzt wirst du auch nachdenklich!« Linas Ton trug eine Spur von Triumph in sich.
    »Ja, ich habe Angst.« Zum ersten Mal sprach Jill das freimütig aus, zum ersten Mal war sie ehrlich mit sich selbst. »Aber ich kann hier nicht weggehen. Es ist mein Land, hier bin ich zu Hause. Jeder Geruch ist mir vertraut, jedes Geräusch. Jeden Morgen, wenn ich aufwache, bin ich froh, dass ich hier geboren wurde. Der Geschmack der Luft, die Farben, diese Lebenskraft unseres Landes. Mich kriegt hier keiner weg. Ich werde zähneknirschend hinter Zäunen leben und mit der Waffe ins Bett gehen. Eines Tages wird es besser werden. Dann können wir die Zäune wieder einreißen und die Waffen weglegen. Du wirst sehen.«
    »Bis dahin sind wir verhungert.« Lina leckte einen Krümel vom Finger.
    Jill schwieg, dachte nach und fand einen Weg. »Ich werde euch helfen«, sagte sie. Als Lina protestierend hochfuhr, hob sie ihre Hand. »Es ist nutzlos, mit mir darüber zu diskutieren. Hinter meiner Entscheidung stecken ganz egoistische Motive. Ich will euch als Freunde nicht verlieren, und«, sie lächelte Lina ins verheulte Gesicht, »mein Weisheitszahn zieht. Außerdem kann ich es mir leisten.« Wenn King Charles zahlt, dachte sie grimmig.
    Jill bürgte persönlich für die Konnings bei der Bank. Sie erhielten einen erweiterten Kreditrahmen und schafften es, sich über Wasser zu halten, bis das Wunder geschah und Dr. Webster entschied, dass er sich in Schottland zur Ruhe setzen würde. Er bot Lina die gesamte Praxis gegen eine Ablösesumme an. Dank Jills Bürgschaft konnte sie einwilligen. Lina besuchte sie im Flamboyant Drive, als der Handel perfekt war, legte ihr die Arme fest um den Hals, blieb lange so stehen und sagte nichts, nur ihre Schultern zuckten. »Danke, dass es dich gibt«, flüsterte sie endlich, doch lachte im selben Moment los und löste sich. »Dein Baby hat mich eben getreten, zack, genau in meinen Magen. Geht es ihm gut?« Fröhlich tätschelte sie Jills hervorstehenden Bauch.
    »Ihr«, antwortete sie, »ihr, sie heißt Christina. Ich weiß es seit einer Woche. Ich bekomme eine Tochter. Ist das nicht wunderbar?«
    »Nein, wie süß. Was sagt Martin?«
    »Er ist hingerissen, er meint, mit einem Sohn, der seine und Leons Gene hat, würde er nicht fertig werden!« Sie schenkte Lina Tee ein und schob ihr die Kekse hin. »Möchtest du welche?«
    »Ich werde zu dick.« Lina blies demonstrativ ihre Wangen auf, um zu zeigen, welche Ausmaße sie annehmen würde. »Ist Martin schon wieder unterwegs? Hast du keine Angst nachts? Du brauchst einen Hund«, sagte sie auf Jills Schulterzucken hin, »du bist zu häufig allein, und dieser Tage treibt sich ziemlich unerfreuliches Gesindel herum.«
    Jill wurde nachdenklich. Lina hatte Recht. Vor ein paar Tagen hatte sie abends ein Feuer auf dem freien Grundstück unterhalb ihres neuen Hauses entdeckt und festgestellt, dass sich dort ein schwarzes Ehepaar mit einem kleinen Kind niedergelassen hatte. Aus Plastikplanen und Buschwerk hatten sie sich einen Unterschlupf gebaut, und ihre Mülltonne, die vor kurzem verschwunden war, benutzten sie als Stauraum. Sofort hatte sie die Polizei angerufen, doch bisher war nichts passiert. Abends dann roch es plötzlich scharf nach Rauch. Martin sah nach, ob er aus Zaneles Raum, der an die Garage angebaut war, kam. Aber Zanele war ausgegangen, ihre Tür verschlossen, kein Feuer zu sehen. Dann loderten auf einmal zwei Feuer auf dem freien Grundstück. Am nächsten Morgen mussten sie feststellen, dass nun zwei Familien dort lebten. Martin beschwerte sich wütend auf der Polizeistation.
    Als die Polizisten einen Tag später erschienen, war von den illegalen Landbesetzern keine Spur zu sehen. Lustlos stocherten die Männer in den Plastikplanen herum, informierten Jill und Martin, die sie vom Zaun aus beobachteten, dass die Lagerstatt verlassen wäre, sich das Problem auf diese Weise gelöst hätte. Sie fuhren wieder davon. Martin schickte Zanele und Dabu hinüber, um die Mülltonne wiederzubeschaffen, und ließ sie die Plastikplanen vernichten, das ausgerissene Buschwerk verbrennen.
    »Zwei Tage später war die Mülltonne wieder verschwunden«, erzählte sie

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