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Ein Land, das Himmel heißt

Ein Land, das Himmel heißt

Titel: Ein Land, das Himmel heißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Paare pro Palme. Sie zog die Nase kraus. »Die stinken wirklich fürchterlich.«
    Max nickte besorgt. »Sie haben den See, entschuldige den Ausdruck, zugekackt, und er ist gekippt. Wir haben noch keine Lösung gefunden.« Am Parkplatz angekommen, öffnete er ihr die Wagentür. »Bis demnächst«, rief er ihr nach, als sie auf die Straße hinausfuhr und sich in den Verkehr einfädelte.
    Zu Hause ließ sie sich von Zanele einen Salat anrichten und ein großes Glas Gemüsesaft einschenken. »Mach mir bitte noch einen Tee und bringe ihn in den Patio.« Erleichtert legte sie sich auf den Liegestuhl, schrieb Mary, malte den Vogelgarten in glühenden Farben und legte eine grobe Skizze der Änderungen bei, die sie vornehmen wollte. Dann tauschte sie ihr leichtes Kleid gegen Shorts und ein ärmelloses Flatteroberteil und pfiff Dary. »Ich geh noch ein wenig mit dem Hund an den Strand, Zanele. Der Salat war sehr lecker, mach bitte noch einen für heute Abend.« Sie ließ Dary auf den Rücksitz ihres Wagens springen. Wie immer parkte sie neben dem Beverly Hills Hotel unter der vielstämmigen wilden Banane mit den windzerfetzten Blättern, die schon so lange dort stand, wie sie sich erinnern konnte.
    Es war windig und heiß, der Himmel ein glühendes Blau und so klar, dass sie in der Ferne die Gebäude von Umdloti, dem nächsten Ort, der ungefähr acht Kilometer nördlich lag, erkennen konnte. Das Wasser lief noch ab, das dem Strand vorgelagerte Riff lag frei. Gläsern klare Teiche glitzerten in den Mulden zwischen den muschelbewachsenen Felsblöcken. Ihre körnige Oberfläche und gleichmäßige Ausrichtung verrieten, dass es Sanddünen waren, die Wind und Meer über Jahrmillionen zusammengepresst, glatt geschliffen und in Felsen verwandelt hatten. Sie ließ Dary von der Leine und stieg vorsichtig, den verlagerten Schwerpunkt durch ihren Babybauch ausbalancierend, über eine Reihe abgeflachter Steine zu dem großen Teich, in dem sie vor einiger Zeit einen jungen, blau gebänderten Kaiserangelfisch entdeckt hatte. Der Teich war knapp einen Meter fünfzig tief, so klar, dass sie bis auf den hellen, sonnengesprenkelten Grund schauen konnte. Sie setzte sich auf einen Vorsprung und beobachtete das Treiben. Unter ihr ging es zu wie auf einem belebten Marktplatz.
    Im Zentrum des Marktplatzes ragte ein großer, tangbewachsener Felsen aus dem Wasser. Fedrige Weichkorallen siedelten in den Nischen, aus einer Spalte ragten die rötlichen Fühler einer kapitalen Languste. Flüchtig erwog sie hinunterzuklettern, um zu versuchen, das Krustentier für ihren Abendbrottisch zu fangen. Doch sie hatte keine Handschuhe da, ohne die ihre Hände von den messerscharfen Stacheln auf dem Panzer der Languste in Streifen geschnitten würden. Zu ihren Füßen an der Gezeitengrenze leuchteten blaugrüne Seetangbüschel, Bienenwabenkorallen schimmerten wie in Altgold gefasste Smaragde. Mehrere silberglänzende Schmetterlingsfische paradierten auf und ab, fächerten stolz ihre zitronengelben Saumflossen, bunte Papageienfische huschten über den sonnengefleckten Grund, Jungfische standen in dichten Schwärmen in den schützenden Nischen. Wie glitzernder Sternenstaub stoben sie davon, als ein handgroßer Rotfeuerfisch in der Strömung daherdriftete, die Brustflossen gespreizt, die Rückengiftstacheln steil aufgerichtet, im vollen Kriegsschmuck prunkend, versuchte er, seinen winzigen Beutefischen den Fluchtweg zu versperren.
    Dary bellte aufgeregt. Sie sah hoch. Heftig mit seinem Stummelschwanz wedelnd, sprang er in einem flachen Teich herum, schnappte nach den flitzenden Fischen, erwischte wie immer keinen, verbellte sie empört. Er hatte immer viel Spaß am Strand. Nur wenige Meter entfernt donnerte die Brandung gegen das Außenriff, zischend rollten die Wellen über die Felsen, ergossen sich im Schwall in ihren Teich, wirbelten den Sand auf, trübten die Sicht auf die Zauberwelt am Grund. Die Flut lief auf, es war Zeit, zu gehen.
    Der Strand war ziemlich belebt, das Strandcafé bis zum letzten Platz besetzt. Noch vor wenigen Jahren hatte hier die Polizeistation mit dem Hubschrauberlandeplatz gestanden. Heute erinnerte nichts mehr daran. Der Nordwind verstärkte sich, die ersten portugiesischen Galeeren, daumengroße Gebilde wie aus kobaltblauem Glas mit meterlangen Tentakeln, wurden angeschwemmt und blieben auf dem Sand zurück. Sie löste Darys Leine. Aufgeregt rannte er ins flache Wasser von Grannys Pool, der von zwei parallelen, schräg zu den Wellen

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