Ein Leben voller Liebe
willigere Patienten zu kümmern.
Chase war nach fast zwei Wochen endlich frei, und sein Bruder war sein Verbündeter. Alex rechnete damit, dass er noch nicht daheim war, wenn sie mit den Jungen das Haus betrat.
Seit Ryans erste Frau gestorben war, traf er sich zusammen mit seinen Kindern regelmäßig mit Tanner. Dieser kleine Kreis war im Lauf der Zeit erweitert worden.
Es war nur natürlich, dass sie jetzt ihren neu aufgetauchten Bruder aufnehmen wollten.
»Er kommt wirklich her?« fragte Brent aufgeregt und ging rückwärts in die Küche. »Echt?«
»Echt. Du wirst ihn wahrscheinlich aber erst morgen sehen.«
Alex stellte die Einkaufstüte ab und lächelte über die Begeisterung des Jungen. Brent war in der Woche, die er bei ihr verbracht hatte, viel offener geworden und gab sich nur noch selten schüchtern. »Könntest du für mich die Milch in den Kühlschrank räumen?« bat sie, während Tyler an ihr vorbeilief. »Ist die Therapie heute gut verlaufen?«
»Denke schon«, meinte Brent achselzuckend, wie das vermutlich alle Jugendlichen machten, wenn man sie fragte, wie ihr Tag gewesen war. »Ich habe ihn ein paar Mal gesehen, wenn er das Bein an einem Trainingsgerät gestärkt hat. Bei der Therapie meine ich. Mann, ist der groß.«
Ja, das stimmt, dachte sie.
»Tyler!« rief Alex, weil sie wissen wollte, weshalb es ihr kleiner Wirbelwind so eilig gehabt hatte. »Was machst du?«
»Ich füttere Tom!« schrie er zurück.
»Kommt du mit dem Katzenfutter zurecht?«
»Ja, aber er ist nicht hier.«
»Aber sicher, Schatz. Der Raum ist groß.« Damit meinte sie die Waschküche, in der sie den Kater tagsüber eingesperrt hatte. »Schau auf den Fensterbrettern nach.
Vielleicht steckt er hinter der Waschmaschine oder dem Trockner. Aber steig bloß nicht auf die Geräte«, warnte sie. »Ich komme gleich.«
Sie hängte die dunkelblaue Jacke, zu der sie ein ärmelloses Kleid gleicher Farbe trug, über einen Stuhl an der Frühstücksnische, zog die Schuhe aus und ging an die Spüle.
»Abendessen gibt es in einer Viertelstunde«, sagte sie zu Brent, der eine Tüte Chips aufriss. Sie nahm ihm lächelnd die Tüte weg und drückte ihm stattdessen Mohren in die Hand. »Ich weiß, dass du am Verhungern bist, aber ich habe deinen Eltern versprochen, mich um dich zu kümmern.«
»Ich mag kein Kaninchenfutter.«
»Darin kannst du die Mohren stippen.« Sie holte eine Flasche Himbeerdressing aus der Tüte. »Aber wasch dir zuerst die Hände.«
Kein Märtyrer konnte so gequält dreinschauen. Mit der linken Hand klemmte Brent sich die Tüte Mohren unter den Arm, rümpfte die Nase und stellte das Dressing in den Kühlschrank.
Der rechte Arm wurde von der Schlinge gehalten. Er hatte noch nicht viel Kraft in der Hand, war jedoch recht erfindungsreich, um sich weiterzuhelfen.
»Da ist keine Seife.«
»Hier, bitte.«
Alex stellte eine Flasche Spülmittel auf die Spüle und sah nach Tyler.
»Tom ist nicht hier«, verkündete er besorgt.
»Du bist doch nicht auf die Waschmaschine geklettert?«
»Nein, auf die Ablage, aber da ist er auch nicht.«
Alex holte tief Atem. »Na schön«, sagte sie ruhig. Tyler war nicht ungehorsam gewesen. Von der Ablage hatte sie nichts gesagt. »Ich habe ihn heute Morgen hier eingeschlossen. Tom kann keine Türen öffnen.«
»Ich habe ihn hinausgelassen.«
Chase stand in der offenen Tür, stützte sich auf die Krücken und betrachtete die Jungen, ehe er sich an Alex wandte.
»Gwen hat mir das Haus gezeigt.« Das verletzte Bein angewinkelt, setzte er die Krücken ein Stück nach vorne.
Ein weißes Polohemd spannte sich über den breiten Schultern. Eine weite Khakishorts verdeckte den Fixateur fast vollständig. In den Tennisschuhen trug er keine Socken.
»Er jagte hinaus, als ich die Tür öffnete. Keine Sorge«, fuhr er fort, als Alex die Augen schloss und der kleine Junge die seinen weit aufriss. »Er ist hier irgendwo in der Nähe. Bevor Gwen ging, hat sie dafür gesorgt, dass er nicht ins Freie kann.«
Chase betrachtete die Kinder. Der kleinere Junge war näher zu seiner Mom gerückt, hielt sich an ihrem Bein fest und betrachtete die Prellungen und die verheilende Schnittwunde im Gesicht des Fremden. Der Jugendliche starrte ihn an, und sein Adamsapfel hüpfte auf und ab, während er heftig schluckte. Er war etwas größer als Alex und musste noch kräftig zulegen, damit sein Körper zu den großen Füßen passte.
»Hi«, sagte Chase. Er hatte den Jugendlichen schon bei der
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