Ein Lindwurm unter Wölfen (German Edition)
Bewegung schlecht.“ Man konnte deutlich merken, dass das dem Wolf sehr peinlich war. Vollgefressen zu sein wollte er ab heute lieber dem Lindwurm überlassen, den dem machte das wenigstens nichts aus und er war darin schon geübt.
„Hihi, kein Problem, Velyne. Du könntest dich auf meinen Rücken legen, dann krieche ich zur Höhle zurück. Scheinst ja wirklich ganz schon viel gefressen zu haben für einen Wolf.“ Der Lindwurm half Velyne dabei, auf seinen Rücken zu klettern. „Jetzt musst du nur ruhig lieben bleiben und aufpassen, dass du dich nicht an den Stacheln verletzt.“
Mühsam und schwerfällig kletterte er auf den Rücken des Lindwurms. Noch niemals zuvor hatte er sich so schwer bewegen können und er würde bestimmt nicht noch einmal diese Menge an Beute verzehren. „Ich hoffe ich bin nicht allzu schwer.“ Etwas unvorsichtig spielte der Wolf an den Stacheln des Lindwurms herum, stupste sie immer wieder mit seiner grauen Pfote an.
„Kein Problem. So schwer bist du nicht. Ich bin stark genug um drei Wölfe mit mir rumzutragen“, antwortete der Lindwurm und machte sich langsam auf den Weg. Zum Glück war es bis zu den anderen Wölfen nicht weit. „Vielleicht solltest du das letzte Stück versuchen selbst zu laufen, sonst denken die anderen noch du wärst krank.“
„Bist du dir sicher? Ich ähm... bin gerade etwas aus der Form gekommen. Ich würde lieber hier oben bleiben“, sagte der faule Wolf und lächelte verlegen. Weiterhin stupste er die Stacheln, blieb dabei aber immer schön vorsichtig. Ihm war sehr langweilig und das konnte ihn wenigstens etwas ablenken. „Deine Stacheln gefallen mir, ich bin echt neidisch.“
„Na gut. Dann sagen wir einfach, dass du eine harte Jagd hinter dir hast und dringend Erholung brauchst“, meinte der Lindwurm grinsend. Irgendwie wurde er den Verdacht nicht los, dass Velyne nur zu faul zum Laufen war. Doch er behielt den Gedanken für sich. „Ja die Stacheln sind nett. Aber wenn Wölfe Stacheln hätten, dann wäre es ziemlich schwierig für mich, sie zu fressen.“
„Wäre das nicht gut für die Wölfe? Du könntest sie doch gar nicht fressen wenn sie so stachelig wären. Hast du denn nie Angst, dass du das Innere deines Halses verletzt, wenn du etwas Stacheliges verschluckst oder etwas mit Hörnern?" Diese Frage lag Velyne schon lange auf dem Herzen, doch hatte er sie immer wieder vergessen zu fragen.
„Ich bin innen nicht so empfindlich. Hörner machen mir nichts aus. Stacheln sind etwas unangenehmer. Wenn es möglich ist, esse ich nichts, was zu stachelig ist. Obwohl es schon möglich wäre. Aber etwas mit Fell ist da doch viel angenehmer. Aber Hörner und Klauen sollten kein Problem sein, weil ich ja auch oft Drachen fresse. Und die haben meistens Hörner und scharfe Klauen“, erklärte der Lindwurm während er langsam in Richtung der Wölfe kroch.
Velyne nickte, er hatte schon ein paar Mal unangenehme Erfahrungen mit Stacheln gemacht. Als er einmal als junger Wolf versucht hatte, einen Igel zu fressen, war er fast dabei umgekommen. „Und du machst dir keine Sorgen, dass dich wer aufkratzt wenn du schluckst? Das wäre doch... sehr unangenehm.“ Immer noch lag er auf dem Lindwurm und überhäufte ihn mit Fragen.
„Nein, wir Lindwürmer sind daran angepasst, dass unsere Beute noch lebt und sich natürlich auch noch wehren kann. Aber so ein paar Kratzer sind für uns völlig ungefährlich. Unser Magen ist sehr widerstandsfähig. Du weißt ja, wie es sich anfühlt da drinnen zu sein. Es ist fast unmöglich, mich da noch zu verletzen.“ Dem Lindwurm machte es gar nichts aus, dass Velyne diese Fragen stellte. Wölfe waren eben von Natur aus ziemlich neugierig.
„Hm also ich möchte nicht dein Gegner sein. Ich weiß ja was passiert, wenn du jemandem nicht freundlich gesonnen bist. Nur kann ich mir das nie vorstellen, das einmal selbst ertragen zu müssen. Das muss doch grausam sein... und weh tun. Besonders wenn man da drinnen eingeklemmt liegt, also größere Beute und man nur noch deinen Magen rundum fühlen kann wie er sich bewegt wenn du es tust. Da hätte ich Angst, ganz bestimmt.“
„Ja es ist sicher ziemlich unangenehm. Aber darüber mache ich mir keine Gedanken, wenn ich etwas fresse. Ob es weh tut, weiß ich nicht. Ich glaube, dass viele meiner Opfer so verängstigt sind, dass sie kaum noch Schmerzen wahrnehmen können. Ist aber besser, wenn du es dir gar nicht so genau vorstellen kannst. Wir Lindwürmer haben da kein Mitgefühl
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