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Ein Lord mit besten Absichten

Ein Lord mit besten Absichten

Titel: Ein Lord mit besten Absichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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fälschlicherweise als Trauer aufgefasst. Vielleicht gab es doch noch Hoffnung für sie.
    Der Lärm schwappte in den Raum, als sich die Tür öffnete und eine Gestalt hereinschlüpfte.
    »Da sind Sie ja, Lady Weston. Ich hatte mir schon gedacht, dass Sie hier sein könnten.«
    Gillian blickte zu Palmerston, doch der schlief trotz des Lärms weiter. »Ja, aber ich sollte besser wieder hineingehen«, sagte sie, während sie aufstand. »Noble möchte bestimmt gehen …«
    »Er hat mich gebeten, Sie nach unten zu begleiten«, unterbrach Lord Carlisle sie, packte sie am Arm und schob sie Richtung Hintertür.«
    »
Noble
hat sie gebeten?«
    »Ja. Er bringt seinen Sohn zur Kutsche und hat mich gebeten, Sie zu Ihrem Schutz nach unten zu begleiten. In die Haupträume wollen Sie ganz gewiss nicht zurück – dort ist es für eine Dame nicht sicher.«
    »Aber meine Cousine …«
    »Wurde schon hinausgebracht«, sagte Lord Carlisle mit einem besorgten Lächeln. Er schob sie sanft zur Bedienstetentreppe. »Wir nehmen den Hinterausgang und stoßen dann draußen zu Weston.«
    Ha, dachte Gillian einige Zeit später. Wie dumm von ihr, Lord Carlisle zu vertrauen. Sie hoffte, dass Palmerston Noble erzählen würde, wer sie so gedrängt hatte, mit ihm zu gehen. Sie wehrte sich kurz gegen ihre Fesseln und wünschte, sie besäße so viel gesunden Menschenverstand, wie Gott den Schnecken gegeben hatte.
    Er hatte sie entführt! Gillian lag auf dem Boden der Kutsche, das Gesicht nach unten, die Arme an den Körper geschnürt und mit einem ekligen Geschmack im Mund von dem grässlich muffigen, schwarzen Tuch, mit dem sie geknebelt war. Allmählich akzeptierte sie die Tatsache, dass der Mann, den sie für einen Freund gehalten hatte, in Wahrheit ein Verbrecher war. Noble hatte die ganze Zeit über recht gehabt.
    »Nur weil ich versucht habe, das Duell zu verhindern«, murmelte sie, als es ihr gelang, einen Teil des Tuchs loszuwerden, während sie versuchte, einen Fuß aus dem Sack zu befreien, in dem sie steckte, »will er es mir jetzt heimzahlen. Na, er wird schon bald merken, dass man mich nicht unterschätzen darf!«
    Die Kutsche rumpelte über ein Schlagloch und schleuderte sie gegen die Wand. Ein paar Minuten lang sah sie Sterne, ehe sie es schaffte, sich so aufzurichten, dass ihr Kopf nicht bei jedem Hüpfer und Wackeln an die Kutschwand stieß. Sobald sie dafür gesorgt hatte, dass sie ausreichend Luft bekam, konzentrierte sie sich auf den Versuch, die Arme aus dem Seil zu befreien, was jedoch aussichtslos erschien, solange sie in dem Sack steckte. Sie strampelte einige Minuten, die ihr wie Tage vorkamen, bis sie einen Fuß frei hatte.
    »Ausgezeichnet«, lobte sie sich selbst und verbrachte die nächsten beiden Jahre damit, auch den zweiten Fuß zu befreien. Gerade als sie zwar erschöpft und schweißgebadet, aber siegreich wie ein Insekt aus dem Kokon geschlüpft war, wankte die Kutsche und blieb mit einem Ruck stehen. Vorsichtig spähte sie aus dem Fenster. Sie befanden sich auf dem Hof einer Poststation, und es sah danach aus, dass die Pferde gewechselt wurden. »Noch besser als ausgezeichnet«, freute sie sich, während sie probehalber die Klinke der Kutschentür nach unten drückte. Nicht abgeschlossen. Nach einem kurzen Stoßgebet warf sie die Tür auf und sprang aus ihrem Gefängnis.
    Um direkt in Lord Carlisles Armen zu landen. Oder dort, wo seine Arme gewesen wären, hätte er gewusst, dass sie aus der Kutsche gestürzt käme, gerade als er die Tür öffnen wollte, um nach ihr zu sehen. Stattdessen prallte sie frontal mit ihm zusammen und warf ihn hintenüber. Mit einem satten Knall gingen sie gemeinsam zu Boden.
    Gillian rappelte sich von dem Earl auf und starrte ihn einen Moment lang an. Um seinen Kopf bildete sich eine Blutlache. Sie stieß ihn mit dem Fuß an, doch er bewegte sich nicht. Sie legte eine Hand an seinen Mund, konnte aber keinen Atem spüren.
    »Heiliger Strohsack! Ich habe ihn umgebracht!«
    »Aye, das haben Sie«, krächzte eine Stimme hinter ihr. Gillian drehte sich um und sah, wie ein Kutscher argwöhnisch vor ihr zurückwich.
    »Aber das wollte ich nicht … er hat mich entführt … und dann dies … er hat in dem Moment die Tür geöffnet, als ich herauskam … es war ein Unfall. Das sieht man doch, nicht wahr?«
    Der Kutscher sah sie mit großen Augen nervös an, die noch größer wurden, als er sie noch einmal anschaute. »Also, ich hole jetzt den Wirt. Und wenn Sie jemanden umgebracht haben,

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