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Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Titel: Ein Lord zu Tulivar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Rand des Nordgebirges kaum Bodenerhebungen oder andere markante Landschaftsmerkmale gab.
    Der Weg nach Norden war mal besser und mal schlechter zu erkennen. Nach einem Tagesritt kampierten wir an etwas, was wie eine Kreuzung aussah; jedenfalls gab es die Andeutung von abzweigenden Straßen nach Westen und Osten, in Richtung der Küsten, jeweils etwa zwei Tagesreisen entfernt, wenngleich diese Wege nur noch zu erahnen waren. Sie wurden sicher seit Jahren nicht mehr benutzt. Ein umgestürzter Wegweiser stärkte unsere Vermutung, die Aufschriften auf den Schildern waren aber so verwittert, dass sie beim besten Willen nicht mehr zu entziffern waren.
    Wir kauerten uns um das Lagerfeuer, das wir offen und hell brennen ließen. Wir hatten keine Angst vor einem nächtlichen Überfall. Das hielt uns zwar nicht davon ab, trotzdem Wachen einzuteilen, aber das Feuer sollte heiß genug sein, um unser Essen zu erwärmen. Woldan zeigte kauend auf den am Boden liegenden Wegweiser.
    »Es muss einmal Ziele gegeben haben, zu denen Menschen gereist sind«, meinte er.
    »Ich habe gehört, dass es an den Küsten Fischerdörfer gegeben haben soll«, erklärte Hafur, einer der anderen Krieger, ein großer, kräftiger Mann mit dem wettergegerbten Gesicht des Seemannes, der er gewesen war, ehe er in meine Einheit versetzt worden war – vor so vielen Jahren. »Keine großen Dörfer, aber man hat dort einen guten Fang gehabt und ihn gesalzen bis nach Tulivar verkauft, sogar bis nach Bell, denn der Sitz des Grafen ist relativ weit von den eigenen Fischerdörfern entfernt.«
    »Es gibt Flüsse«, gab ich zu bedenken.
    »Seewasserfische sind was anderes als Süßwasserfische«, belehrte mich Hafur mit indigniertem Gesichtsausdruck.
    »Woher weißt du das mit den Dörfern?«, fragte Woldan.
    Der alte Seebär zuckte mit den Schultern. »Das habe ich bei Cross aufgeschnappt.«
    Cross betrieb, wie ich schnell erfahren hatte, die einzige Taverne Tulivars. Erwartungsgemäß war die Existenz dieses Etablissements meinen Männern sehr schnell zugetragen worden und ebenso schnell hatten sie sich dort, wenn Zeit dafür war, eingefunden, und das regelmäßig. Ich erhob keinen Einspruch. Tavernen waren ein wunderbarer Ort, um Grenzen zu überwinden und Informationen zu sammeln. Nichts verband mehr, als sich gemeinsam mit den Einheimischen im Hinterhof über der Güllegrube die Seele aus dem Leib zu kotzen.
    Ich vermerkte die Sache mit den Dörfern in meinem Hinterkopf. Tulivar war an zwei Seiten durch die See begrenzt und hatte keinen Hafen. Die nächsten Anlegestellen gab es in der südlichen Grafschaft. Aber auch diese konnten kaum zum Umschlag von Waren genutzt werden. In meinem Kopf formten sich undeutliche Ideen, was diese Sache anging. Ich würde mir noch weitere Gedanken dazu machen müssen.
    Die weitere Reise blieb ereignislos. Am späten Vormittag des vierten Reisetages sahen wir die Gebäude von Felsdom, die sich vor dem nun deutlich in allen Einzelheiten erkennbaren Massiv des Nordgebirges abzeichneten. Ich kniff die Augen zusammen. Etwas an dem Bild störte mich, doch mir wollte nicht einfallen, was es war. Wir trieben unsere Reittiere an und waren zuversichtlich, die Siedlung zur Mittagszeit erreichen zu können.
    Je näher wir den Gebäuden kamen, die aufgrund der weiten Ebene deutlich aus der Ferne zu erkennen waren, desto mulmiger wurde mir. Ich konnte den Ursprung dieses Gefühls immer noch nicht genau beschreiben, bis Woldan den Mund öffnete und sagte: »Hauptmann, da stimmt etwas nicht.«
    »Was ist?«, fragte ich sofort, dankbar dafür, dass ich nicht der Einzige mit Vorahnungen war. Erwartungsgemäß bot mir mein alter Gefährte etwas weitaus Konkreteres als nur eine Vorahnung an.
    »Es ist fast Mittag und ich sehe keinerlei Rauch. Niemand scheint etwas zu kochen.«
    Das war es! Ich nickte. Wir sagten nichts weiter, sondern spornten die Pferde zu einer höheren Geschwindigkeit an. Als wir kurze Zeit darauf in Felsdom ankamen, erkannten wir sofort, warum niemand am Mittagessen arbeitete.
    Es gab niemanden, der es würde zu sich nehmen können.
    Das Dorf, bestehend aus trutzig wirkenden kleinen Steingebäuden, war völlig leer. Wir stiegen von unseren Tieren, sobald wir den zentralen Platz erreicht hatten. Ich befahl meinen Männern, sich vorsichtig umzusehen. Woldan und ich betraten das am Platz gelegene Hauptgebäude, eine ungleich kleinere Version dessen, was am Markt von Tulivar verlassen vor sich hin rottete.
    Auch hier kein

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