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Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Titel: Ein Lord zu Tulivar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Jene, die verzweifelt sind und in Zeiten des Chaos alles für die bloße Illusion von Sicherheit geben würden.«
    Ich seufzte. »Es ist schwer, sie voneinander zu trennen, und es ist schwer, jene zu finden, die es wirklich ernst meinen. Ich habe irgendwann die Konsequenz daraus gezogen und mich diesbezüglich eher maßvoll verhalten. Das hat sich so … eingeschliffen bei mir. Ich komme da offensichtlich nur schwer wieder heraus.«
    Mott nickte. »Verständlich. Dalina ist nicht sonderlich verzweifelt.«
    »Das habe ich auch nicht …«
    »Sie sucht auch nicht nach Stabilität in einer Provinz, in der sich seit Jahrzehnten nichts mehr verändert hat.«
    »Ich wollte nicht …«
    »Sie findet Euch nur leidlich spannend. Ich glaube, sie schätzt Kriegsgeschichten nicht besonders.«
    »Natürlich bin ich …«
    »Und Geld verdienen wird sie mit einem armen Landadligen auch nicht. Da bekommt sie für ihre Kuchen mehr.«
    Ich sagte jetzt besser nichts mehr.
    »Was ich damit meine, Baron, ist: Ihr solltet ernsthaft in Erwägung ziehen, wenn sich meine Tochter für Euch entscheiden sollte – ich kann das übrigens nur begrenzt vorhersehen, Netty ist da weitaus zuversichtlicher als ich –, dann mit hoher Wahrscheinlichkeit nur, weil Sie in Euch den Menschen sieht, mit dem sie gut auskommen könnte, egal ob nun Baron, Hauptmann oder sonst etwas.«
    Ich holte tief Luft.
    »Das ist … eine angenehme, ja verheißungsvolle Aussicht«, brachte ich schließlich hervor.
    »Gut, dann wäre das ja geklärt«, meinte Mott mit großer Erleichterung in der Stimme und konzentrierte sich darauf, dem Esel dabei zuzusehen, wie dieser sicher und ohne jedes Zögern durch die Gassen der nächtlichen Stadt spazierte.
    Ich wusste nicht genau, was ich jetzt noch zu sagen hatte, und schwieg daher lieber. Als ich die Lichter von Motts Haus erblickte, bemerkte ich, dass mein Herz heftig schlug. Es hatte wahrscheinlich wenig mit der Aussicht auf ein Stück des wunderbaren Kuchens zu tun, der sicher auf mich wartete.
    Der Abend, so stellte sich heraus, verlief sehr erfreulich.
    Mott, Müdigkeit vortäuschend, zog sich rasch nach dem Abendessen zurück. Dalina und ich saßen dann eine Weile vor dem prasselnden Feuer und suchten wohl beide irgendwie nach Worten. Die Situation war für mich ungewohnt. Ich war eigentlich nicht sonderlich schüchtern und zurückhaltend, aber in Gegenwart dieser Frau verließ mich alles Selbstbewusstsein. Ich druckste nicht einmal mehr herum. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte, obgleich ich es genau wusste.
    Natürlich sah man mir das an.
    Dalina erlöste mich dann, indem sie sich erhob, den leeren, krümeligen Teller aufnahm, sich zu mir hinunterbeugte, wie ich da saß, und mir einen Kuss auf die Wange hauchte.
    Wir sprachen danach immer noch nicht viel.
    Ich half ihr aufzuräumen.
    Es fiel kein Wort.
    Das war nicht mehr nötig.
        
     

20   Das große Theater
     
    Ich gehe nicht weiter darauf ein, dass ich am darauffolgenden Morgen erhebliche Schmerzen in meinem linken Arm hatte, da jemand seinen harten Kopf stundenlang auf meinen Oberarm gelegt und damit die Blutzufuhr stark gedrosselt hatte. Ich beschloss allerdings, diese Problematik nicht weiter zu diskutieren, da der Kopf generell angenehm anzusehen war und total niedlich schnarchte. Selten so ein niedliches Schnarchen gehört. Fast schon melodisch. Ich beschloss, es mir so bald wie möglich erneut anzuhören.
    Nach einem kurzen Frühstück, im Verlaufe dessen mich Mott, ohne etwas zu sagen, immer wieder mit wohlwollend-zufriedenen Blicken bedachte, weckten wir den Esel und begaben uns wieder zum Turm, in dem wir Lord Olifek und seine Schar heiterer Gesellen bereits wach und einsatzbereit vorfanden. Sie hatten sich die Zeit damit vertrieben, das von Frederick und Mott kunstvoll vorbereitete Kassenbuch zu inspizieren. Ich begrüßte die Gäste freundlich, aber mit dem sicherlich erwarteten sorgenvollen Gesichtsausdruck und wartete auf das Unvermeidliche. Mott begab sich umgehend wieder in die Stadt, um wichtigen Dienstgeschäften nachzugehen, deren Details ebenfalls von ihm, Frederick und, zu meinem Schrecken, der alten Netty ausgearbeitet worden waren.
    Man hatte mich ins Bild gesetzt, um richtig agieren zu können. Es hatte was von einem Drehbuch, mit mir als Schauspieler in einer Hauptrolle. Aber letztlich, so hatte ich das Gefühl, war die Regie von jemand anderem übernommen worden. Ich hatte da eine Frau in Verdacht, mit der ich, wie mir

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