Ein Maerchenprinz aus dem Orient
Unterbringung zufrieden sei.
âSie ist hübsch und sauber, und man hat von dort einen Blick über den Platz. Ganz reizend, wirklich.â
âJetzt müssen wir unsere Pläne wohl ändern, oder? Du hattest sicher nicht vor, den ganzen Tag freizunehmen.â
âIm Notfall bin ich telefonisch erreichbar. Meine Angestellten kommen gut allein zurecht. Allerdings müssen wir morgen Abend zurück sein. Meine Familie ist zu einem Dinner mit anschlieÃendem Tanz eingeladen, an dem auch der Finanzminister teilnimmt. Was meinst du, sollen wir nach dem Essen einen Spaziergang durch die Stadt machen?â
âOh ja.â
Mitten in der Stadt kaufte Rashid ihr als Erstes einen Sonnenhut mit breiter Krempe.
âAber du trägst doch auch keinenâ, protestierte sie, als sie den Laden verlieÃen.
âIch bin an die Sonne gewöhnt. Deine Haut ist viel heller als meine. Ich möchte auf keinen Fall, dass du einen Sonnenbrand bekommst.â
Sie lächelte, erfreut über seine Aufmerksamkeit. So fürsorglich hatte sich schon lange niemand mehr ihr gegenüber gezeigt.
Sie schlenderten weiter, sahen in die Schaufenster der zahlreichen Geschäfte und bogen dann in eine der historischen kopfsteingepflasterten StraÃen ein. Bethanne wollte so viel wie möglich von der Stadt sehen. Fasziniert blickte sie an den alten Häusern hoch, die mit dekorativen Schnitzereien und flachen Reliefs verziert waren.
Die Hitze nahm zu, und sie spürte, wie die Mauern die Wärme abstrahlten. âHier ist die Luft trockener als an der Küsteâ, stellte sie fest.
âDas stimmt. Aus diesem Grund muss man unbedingt genug trinken. Wir sollten deshalb bald eine Pause einlegen.â
Gegen drei Uhr setzten sie sich in ein kleines StraÃencafé, dessen Tische von Sonnenschirmen beschattet wurden, und bestellten kühle Getränke.
âHaben wir noch Zeit für einen kleinen Abstecher in die Wüste?â, erkundigte sie sich.
âSicher. Wir können uns ein Taxi nehmen.â
âIch würde sie so gern einmal hautnah erleben. Es ist mir unvorstellbar, wie Menschen dort existieren können.â
âDie alten Stämme wussten genau, wo die Wasserquellen liegen, die sie zum Ãberleben brauchten. Karawanen und Nomaden folgten bestimmten Routen. Heute kennen nur noch wenige diese Streckenâ, erklärte Rashid.
Zurück im Hotel, bestellte Rashid einen Wagen. Wenig später war er da, und am Steuer saà der Fahrer, der sie am Vormittag vom Flugplatz abgeholt hatte und dem Rashid ihr Ziel nannte.
âJetzt lassen wir also die Stadt hinter uns und fahren in die Einsamkeitâ, sagte Bethanne leise, froh, dass das Auto eine Klimaanlage hatte.
Die StraÃe, die sie jetzt entlangfuhren, wurde von Ãlbohrtürmen gesäumt. Monoton bewegten sich die Pumpen, die das Aussehen von Pferdeköpfen hatten, auf und ab.
âIn Kalifornien habe ich die auch schon gesehenâ, stellte sie fest. âEinige davon hat man sogar bemalt, sodass sie wie Fabelwesen aussehen.â
âSie werden überall auf der Welt verwendet. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, so etwas zu machen. Sie erfüllen ihren Zweck, mehr ist nicht nötig.â
âGehört dieses Ãlfeld denn zu deiner Gesellschaft?â
âJa.â
âDann kommst du sicher öfter hierher?â
âEhrlich gesagt, war ich erst einmal hier.â Er schwieg einen Moment, dann fuhr er mit sanfter Stimme fort: âDas war eins der Lieblingsprojekte meines Vaters. Hier gibt es nicht so viel Ãl wie in anderen Gegenden, trotzdem bestand er darauf, die Förderung aufrechtzuerhalten, und kümmerte sich selbst darum. Damit hat er die Menschen dieser Region unterstützt und Arbeitsplätze gesichert. Solange es keine Probleme gibt, lasse ich es dabei. Khalid sieht gelegentlich nach dem Rechten.â
âDein Vater scheint ein ganz besonderer Mensch gewesen zu sein. Aber bitte verurteile auch meinen nicht, solange es keine Beweise für ein Fehlverhalten seinerseits gibt. Denn ich schätze meinen Vater ebenso sehr wie du deinen.â
âIn diesem Punkt werden wir nie einer Meinung seinâ, erwiderte Rashid kühl.
Danach saÃen sie eine Weile schweigend nebeneinander. Auf ein Wort von Rashid hin hielt der Fahrer schlieÃlich an. âWeiter brauchen wir nicht zu fahren. Wenn du hier aussteigst, siehst du, wohin du auch schaust, nichts
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