Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
Wohnzimmer. Anna zog ihre Jacke aus und gab sie ihm zum Aufhängen. Nein ehrlich, es war ein cooles Haus, an den Wänden abstrakte Kunst, von der sie keine Ahnung hatte. Die Teppiche sahen orientalisch aus. In ihrem Alter sollte sie selbst in solch einem Haus wohnen. Sie war zu alt für eine schäbige Bude. Sie sollte in einem hübschen Haus wohnen mit drei Schlafzimmern, einem Labrador und vielleicht einem Ehemann. Als Einzelperson halbwegs annehmbaren Wohnraum in Dublin zu mieten, kostete ein verdammtes Vermögen. Mark hatte so ein Glück gehabt, dass er gekauft hatte, bevor die Immobilienpreise explodiert waren.
„Mach's dir bequem.“
Genau das hatte Anna vor. Sie setzte sich gemütlich auf das lila-weiß gestreifte Sofa. Das Wohnzimmer hatte eine angenehme Atmosphäre, es hatte Format. Auf eine selbstverständliche Art, nichts gewollt Angeberisches.
Mark kam mit dem Wein zurück. „Vino?“, bot er ihr an.
„Ich könnte ein Glas vertragen.“
Er schenkte ein. Sie trank und fing an sich zu entspannen. Das war viel viel besser als in ihrer eigenen Wohnung oder bei Steve zu sitzen. Kein Wunder, dass die Frauen sich in Mark vergafften. Wahrscheinlich hatte es mit dem Haus zu tun.
Er zog seine Jacke aus, und seine Schultern und die schlanke Taille wurden sichtbar. Ein weiterer Grund, weshalb die Frauen sich in Mark vergafften, dachte Anna.
Und der hatte nichts mit dem Haus zu tun. Sie sollte ihn wirklich zu der gruseligen Party einladen.
Mark würde selbst den härtesten Victoria Reddin - Test bestehen.
„An was denkst du?“, fragte er plötzlich.
„An gar nichts.“ Anna seufzte. „Es war ein langer Tag, das ist alles.“
Sie erzählte ihm von dem Bewerbungsgespräch.
„Wann bekommst du Bescheid?“, fragte er.
„Weiß nicht“, antwortete sie bedrückt. „Je eher, je besser.“
„Warum das traurige Gesicht? Ich glaub, du musst dir keine Sorgen machen.“ Er legte seine Hand auf ihre und drückte sie. „Die können froh sein, dass so jemand wie du für sie arbeitet.“
Er verschwand in die Küche, um das Essen zu holen und kam mit zwei Tellern zurück. Es sah köstlich aus.
„Was ist das?“
„Risotto mit Wildpilzen.“
„Hallo, ich wusste nicht, dass du kochen kannst.“
„Wenn du wüsstest, was ich alles kann.“ Er sah ihr in die Augen. Sie blickte als erste weg. Er sollte lieber aufpassen, das war schließlich kein Date. Wenn Mark dachte, er könnte sie so mir nichts dir nichts mit einer Flasche Wein und Fressalien herumkriegen, war er schief gewickelt. Aber das Essen schmeckte genauso gut, wie es duftete. Was man selbst kochte, war immer besser als diese Fertiggerichte für Singles. Und das Beisammensein war angenehm wie immer. Anna nippte an ihrem Wein und betrachtete ihr Gegenüber. Sie war froh, dass sie in der Lage war, mit einem so attraktiven Mann eine platonische Beziehung zu pflegen. Schwächere Frauen würden mit einer solchen Belastung nicht fertig werden. Sie war stolz auf sich. Mit Weicheiern befreundet zu sein, war schließlich einfach. Die meisten Frauen hatten mindestens einen „sehr netten Kerl“ zum Freund. Mark war Annas Freund, obwohl einige daran zweifelten, dass es reine Freundschaft war. Ganz besonders Claire. Aber Claire hatte keine Ahnung. Die einzigen Männer, die sie kannte, waren diese Dumpfbacken, mit denen Simon befreundet war.
„Gib mir deinen Teller“, sagte Mark nach einiger Zeit. „Bist du satt oder kannst du noch ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte verdrücken?“
„Kann ich, ja. Hast du den ganzen Morgen gebacken oder was?“
„Schön wär’s.“
„Wer war dann am Werk?“
„Ein wunderbarer Mann in einem wunderbaren Delikatessenladen.“
„Ich geb auf“, lachte Anna.
„Und was macht die Liebe?“, fragte Mark plötzlich, als sie die Gabel in ihre Torte stach.
„Großartig“, antwortete Anna nonchalant und fragte sich, warum er immer und immer wieder mit diesem albernen Thema anfing. „Keine Probleme“, fügte sie mit einem aufgesetzten Grinsen hinzu.
„Bist du verliebt?“
„Könnte sein.“
„Bist du nicht“, widersprach er. „Du hast nicht dieses Leuchten.“
„Leuchten?“
„Ja ... weißt du doch, wenn du verliebt bist, brauchst du nichts zu Essen und Trinken und vergisst zu schlafen oder deine Freunde anzurufen. Und es ist dir egal, ob es draußen regnet, weil deine eigene Welt voller Sonnenschein ist ...“
„Wow, richtig poetisch bist du.“
„Danke.“ Marks Augen blitzten vor
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