Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
gesagt niemanden, den ich lieber mitnehmen würde.“
„Also, ich habe immer gedacht, dass er ein perfekter Gentleman ist“, versicherte ihre Mutter, „und ihr beide wart immer ein großartiges Paar.“
„Das hast du noch nie gesagt.“
„Ich hatte meine Gründe.“ Ihre Mutter lächelte. „Wenn ich dir das gesagt hätte, dann hättest du ihm sofort den Laufpass gegeben.“
„Glaubst du denn, er mochte mich? Auch damals?“
„Liebling, der Junge war verrückt nach dir.“
Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Anna das Bedürfnis ihre Mutter zu umarmen.
Als sie allein in ihrem alten Zimmer saß, eine alte Madonna-Kassette hörte und auf ein Poster von Patrick Swayze starrte, das sie nie abgenommen hatte, grübelte sie über die Worte ihrer Mutter nach. War es wirklich so offensichtlich gewesen? Hatte jeder mitbekommen, dass Mark verrückt nach ihr war? Warum hatte niemand was gesagt? Jetzt, wo sie definitiv nach England ging, würde eine Beziehung zwischen ihnen nicht einfach sein. Aber hieß es nicht, dass wahre Liebe alle Schwierigkeiten überwinden konnte? Irgendwie würden sie das hinbekommen.
Jetzt war es schon spät. Ihre Eltern und Großvater sahen unten im Fernsehen The Late Show. Mark war an einem Freitagabend um diese Zeit bestimmt nicht zu Hause, oder?
Eigentlich konnte sie auch nach Ranelagh fahren und sehen, ob sie ihn jetzt zu fassen bekam. Aber wenn er gerade ausgehen wollte? Das machte nichts, sie brauchte doch nur ein paar Minuten, um ihn zu der Party einzuladen. Sie klatschte ein bisschen Make-up auf beide Wangen, sagte ihren Eltern Auf Wiedersehen und setzte sich ins Auto. War sie eigentlich noch ganz bei Trost oder was? Nur nicht darüber nachdenken. Nur nicht darüber nachdenken, sonst würde sie ganz bestimmt ihre Meinung ändern.
Mit klopfendem Herzen fuhr sie auf der vierspurigen Schnellstraße. Sie versuchte, sich Marks Gesicht vorzustellen, wenn sie ihm ihre wahren Gefühle beichtete. Ob er sie gleich in seine Arme schloss? Vielleicht brauchte er eine Weile, um alles zu begreifen? Herrje, es war aufregend und beängstigend zugleich. Und wenn er darauf bestand, mit ihr nach London zu gehen? Oder wollte, dass sie einen anderen Job in Dublin annahm, um in seiner Nähe zu sein? Anna war sich nicht sicher, ob sie das fertig brächte. Für diese neue Stellung hatte sie zu hart gearbeitet. Sie und Mark mussten wirklich gründlich darüber nachdenken.
An der Ampel in Donnybrook bog sie links ab, fuhr die Eglinton Road hoch und dann rechts nach Ranelagh. Lass ihn bitte zu Hause sein, flehte sie. Lass ihn bitte heute Abend zu Hause sein.
Langsam fuhr sie an seiner Gartenpforte vorbei. Im vorderen Zimmer brannte Licht. Sie parkte das Auto etwas weiter die Straße runter und spazierte zurück zu seinem Haus. Sie spähte über die Hecke. Mark saß auf dem Sofa und sah fern. Dann mal los, sagte sie zu sich und atmete tief durch. Jetzt oder nie.
„ANNAAA!!!“, brüllte jemand.
„Grainne“, du hast mich zu Tode erschreckt.“
„Aoife hat gesagt, dass du dieses Wochenende nach Dublin kommst. Super, dass du uns besuchst. Hast du lange hier draußen gewartet? Dir ist sicher eiskalt?“
„Ich warte noch nicht lange“, sagte Anna und dankte Gott, dass es dunkel war und Grainne nicht sehen konnte, wie sie rot wurde.
„Komm rein“, sagte Grainne. „Es ist keiner da. Sandra und Rich sind ausgegangen.“
„Sandra und Rich!“
„Oh verdammt.“ Grainnes Hand flog zu ihrem Mund. „Ich habe vergessen, dass du nichts weißt. Sandra bringt mich um. Sie wollte es dir selbst erzählen, damit du nicht sauer auf sie bist.“
„Mach dir keine Sorgen, ich bin nicht sauer“, lachte Anna. Sandra verdiente eine Medaille dafür, dass sie es mit ihm aushielt. Aber für jeden Topf den richtigen Deckel und so weiter. „Kommt sie gut mit ihm klar?“
„Ja, außer dass er ständig pleite ist.“ Grainne lachte.
„Er ist eben Schauspieler“, sagte Anna ironisch.
„Das erzählt er uns auch die ganze Zeit.“ Grainne öffnete die große grüne Tür. „Komm rein.“
„Siehst du Steve manchmal?“
„Leider in letzter Zeit gar nicht“, sagte Grainne. „Er arbeitet schrecklich viel. Schade, er ist ein netter Typ, weißt du.“
Sie folgte Grainne ins Obergeschoss des Hauses.
„Wer wohnt jetzt da?“, fragte sie leise, als sie an ihrer alten Wohnung vorbeikamen.
„Irgendein komischer Kauz“, sagte Grainne. „Er beschwert sich andauernd über unseren Lärm. Anscheinend hockt er immer
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