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Ein Mann von Ehre

Ein Mann von Ehre

Titel: Ein Mann von Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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Munition halb leer war.
    Entsetzt überlegte sie, wer die Waffe an sich genommen haben könne. War das Frederick gewesen oder jemand anderer? War die Pistole benutzt worden, um Mr. Harrington zu erschießen?
    Diese Überlegungen erzeugten Rosalyn Übelkeit, und sie konnte es kaum erwarten, sich dem einzigen Menschen anzuvertrauen, mit dem sie über ihren Verdacht sprechen konnte.
    Sie ging in den Salon, machte die französische Tür auf und huschte in den Park. Das helle silbrige Mondlicht verlieh ihm einen romantischen und geheimnisvollen Glanz. Sie fragte sich, ob Damian schon zurück sei. Hoffnungsvoll klopfte das Herz ihr schneller. Leise rief sie ihn und wartete fast eine Stunde, doch er kam nicht.
    „Oh, Damian, wo bist du?“, flüsterte sie. „Ich brauche dich. Ich muss mit dir reden. Ich will dich in den Armen halten. Ich brauche dich so sehr!“
    Vor Enttäuschung seufzend kehrte sie ins Haus zurück. Vielleicht kam er am nächsten Abend.
    Das Brautpaar verließ die Kirche, und plötzlich stockte Rosalyn das Herz. Halb hinter einer Säule verborgen sah sie Damian. Er war zurück! Er war zurück! Sie musste sich zwingen, nicht zu ihm zu laufen. Sie folgte der Tante und den anderen Hochzeitsgästen ins Freie und bemerkte, dass er am Rande des Kirchhofs stand und sie beobachtete. Stumm bedeutete er ihr jedoch, nicht zu ihr zu kommen. Er hatte recht. Sie hatte so lange gewartet, dass sie auch noch ein Weilchen länger ausharren konnte.
    Der Empfang fand im Haus statt, und plötzlich beschloss sie, sich unbemerkt in den Park zu stehlen. Niemand würde sie vermissen. Gemächlich ging sie durch die mit Gästen überfüllten Räume in den Salon und verließ ihn durch die Terrassentür. Damian war natürlich nicht zu sehen. Selbstverständlich nahm er nicht das Risiko auf sich, hier entdeckt zu werden. Sie hastete über den Rasen zu den Sträuchern, und unvermittelt kam er aus dem Gebüsch. Er schloss sie in die Arme und schaute sie verlangend an.
    „Du bist gekommen“, sagte er und gab ihr einen Kuss. „Ich war nicht sicher, ob du heute Abend herkommen würdest. Ich sehne mich so nach dir, mein Liebling.“
    „Ich verzehre mich nach dir!“, erwiderte sie und presste sich an ihn. „Ich habe schon alles hergerichtet und kann mit dir gehen, sobald das Brautpaar die Hochzeitsreise …“ Sie hielt inne, weil sie bemerkt hatte, dass Damian auf etwas hinter ihr starrte. Rasch drehte sie sich um und sah den Bruder auf sich zukommen. Seine Miene drückte Wut aus.
    „Ich habe mir gedacht, dass ich dich hier mit Marlowe finden würde“, äußerte er kalt. „Bist du so verrückt nach ihm, dass dein guter Ruf dir gleich ist? Wenn es dich schon nicht stört, was die Leute über dich reden, dann nimm gefälligst Rücksicht auf meine Frau.“
    Rosalyn kam sich vor, als habe der Bruder sie ins Gesicht geschlagen. „Niemand hat Damian und mich hier gesehen. Außerdem reisen wir bald ab. Du bist jetzt verheiratet. Welche Rolle spielt es da noch, wenn jemand ihn und mich zusammen sieht?“
    „Mir ist es nicht gleichgültig, wenn du in den Armen eines Mörders liegst!“
    „Freddie!“, schrie sie bestürzt auf. „Wie kannst du so etwas sagen?“
    „Verdammt, Sie glauben doch nicht, dass ich Mr. Harrington ermordet habe?“, herrschte Damian den Baronet an.
    „Sie leugnen also nicht, dass es Mord war?“
    „Ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich nichts mit der Sache zu tun habe“, antwortete Damian stolz und schaute kalt Sir Frederick an. „Du glaubst mir doch, Rosalyn?“
    „Ja, natürlich“, äußerte sie sofort. „Ich weiß, dass du das Verbrechen nicht begangen hast.“
    „Du verlässt dich nur auf Marlowes Wort!“ Zornig sah Frederick die Schwester an. „Wie kannst du ihn heiraten, obwohl er vielleicht ein Mörder ist?“
    „Ich werde ihn heiraten, ganz gleich, was er getan hat“, sagte Rosalyn leise. „Er liebt mich. Du hattest nie viel für mich übrig, Freddie. Du bist nicht mein Vormund. Ich kann heiraten, wen ich will. Ich hole jetzt meine Sachen, Damian. Bitte, warte hier auf mich. Ich bin gleich zurück.“
    „Bist du sicher?“, fragte er.
    „Ja, ganz sicher.“
    „Wenn du jetzt mit Marlowe gehst, will ich nichts mehr von dir wissen“, sagte Frederick außer sich vor Zorn. „Du kannst nie mehr hierherkommen. Ich werde Beatrice verbieten, auch nur ein Wort mit dir zu reden.“
    Rosalyn war bleich geworden. „Ich werde nicht zurückkommen. Das ist nicht mehr mein Heim. Du bist nicht mehr mein

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