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Ein Mann von Ehre

Ein Mann von Ehre

Titel: Ein Mann von Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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Hölle mit Frederick! Es sah ihm ähnlich, nur an sich zu denken und keine Rücksicht auf sie zu nehmen. In der Vergangenheit war sie oft durch sein rüdes Betragen verletzt worden, aber nun nahm sie sich vor, sich nie mehr davon beeinflussen zu lassen. Das war das letzte Mal, dass sie sich von ihm hatte brüskieren lassen.
    Damian war außer sich vor Zorn auf ihren Bruder. Er wusste, sie würde ihm nie zeigen, dass sie unglücklich war, aber er hatte Gewissensbisse. Er hatte sie ihrem Heim und ihren Verwandten entrissen. Im Moment war sie damit zufrieden, mit ihm zusammen zu sein, doch wie würde sie in Zukunft denken? Vielleicht bereute sie es eines Tages, mit ihm gegangen zu sein und alles verloren zu haben, was ihr lieb und teuer gewesen war. Möglicherweise wünschte sie sich, ihm nie begegnet und nicht so dumm gewesen zu sein, ihrer Liebe wegen auf alles verzichtet zu haben.
    Er wusste, wie es war, von den Angehörigen verstoßen worden zu sein. Auch sie war jetzt eine Ausgestoßene, zumindest in den Augen ihres Bruders.
    Am meisten ärgerte Damian, dass Frederick ihn des Mordes an Mr. Harrington beschuldigt hatte. Zum zweiten Mal sah er sich jetzt diesem Vorwurf ausgesetzt. Beim ersten Mal hatte er sich tatsächlich schuldig gefühlt. Damals hatte er den Falschen erschossen, und dieses Wissen hatte jahrelang sein Gewissen belastet. Diesmal war er jedoch unschuldig. Bedauerlicherweise hatte er keine Möglichkeit, sich von dem Verdacht reinzuwaschen. Er hatte Rosalyn ihrem Heim und ihren Verwandten entrissen, und alles, was er ihr zum Ausgleich geben konnte, war sein schlechter Ruf, unter dem auch sie zu leiden hatte, wenn sie seine Gattin war.
    „Kann ich dich unbesorgt allein lassen?“, fragte Damian mindestens zum zehnten Mal. „Mir passt der Gedanke nicht, mein Liebling, aber ich habe etwas Geschäftliches zu erledigen. Ich muss mehrere Besuche machen, und das kann bedeuten, dass du eine Ewigkeit auf mich zu warten hast.“
    „Natürlich stört mich das nicht“, erwiderte Rosalyn. „Du musst nicht dauernd bei mir sein. Ich bin sehr gut imstande, mich einige Stunden lang allein zu amüsieren. Ich werde an Maria und Tante Susan schreiben. Das hätte ich längst tun sollen, aber wir waren kaum hier.“
    „Bestell der guten Maria herzliche Grüße von mir“, sagte Damian, und seine Mundwinkel zuckten. „Schreib ihr, dass wir gleich nach der Hochzeit aus Paris abreisen werden. Wir müssen bald zu Seiner Hoheit, damit er nicht denkt, wir hätten ihn im Stich gelassen.“
    „Ich habe den Aufenthalt hier zwar sehr genossen, doch es wird mir nicht leidtun, wieder auf dem Land zu sein“, gestand Rosalyn.
    Damian nickte und küsste sie. Nachdem er den Raum verlassen hatte, setzte Rosalyn sich an den hübschen, im Erker stehenden intarsierten Schreibtisch, von dem aus man in den Garten sehen konnte.
    Er war mit teuren Kleinigkeiten übersät, die Damian und sie in Paris erstanden hatten. Sie hatte soeben den eleganten Federhalter aus Gold und Email zur Hand genommen, als jemand an die Haustür klopfte.
    Unwillkürlich überlegte sie, wer zu Besuch gekommen sein mochte. Damian und sie hatten zwar zahlreiche Bekanntschaften geschlossen, doch an diesem Vormittag rechnete sie nicht damit, dass jemand die Aufwartung machen würde. Außerdem war Mrs. Forrester nicht im Haus.
    Aus dem Entree vernahm sie Stimmen. Sie stand auf und bekam Herzklopfen. Das war ihr Bruder! Betroffen überlegte sie, warum er hergekommen sein mochte. Das Dienstmädchen trat ins Zimmer und kündigte ihn an. Rosalyn erwartete ihn in steifer, aufrechter Haltung und verlor die Farbe, als sie seine Miene sah. Er war sichtlich schlecht gelaunt und ihr immer noch böse.
    „Ich mache keinen Höflichkeitsbesuch“, sagte er, nachdem das Hausmädchen sich zurückgezogen hatte. „Es gibt eine geschäftliche Angelegenheit, über die ich mit dir reden muss. Vater hat im Testament verfügt, dass dein Vermögen dir nach deiner Hochzeit zugänglich sein soll.“ Frederick blickte auf die rechte Hand der Schwester und verzog verächtlich die Lippen. „Wie ich sehe, bist du noch nicht vermählt.“
    „Ich heirate in der nächsten Woche“, erklärte Rosalyn und reckte stolz das Kinn. „Bitte, nimm Platz, Freddie. Wo ist Beatrice?“
    Er blieb stehen und drückte durch sein Verhalten aus, dass er nur der Not gehorchend hergekommen war.
    „Glaubst du, ich würde meine Gattin in dieses Haus bringen?“
    Der abfällige Ton, in dem er gesprochen hatte,

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