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Ein Mann von Ehre

Ein Mann von Ehre

Titel: Ein Mann von Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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Bruder.“
    Sie entfernte sich und drehte sich auch nicht um, als sie Frederick sie rufen hörte. Wie hatte er es wagen können, so etwas zu ihr und Damian zu sagen? Das würde sie ihm nie verzeihen.
    In ihrem Zimmer angekommen, warf sie einen letzten Blick durch den Raum und nahm die beiden Reisetaschen an sich. Sie hatte die Uhr des Vaters und einen Ring und die Perlen der Mutter eingepackt und so viele Kleidungsstücke, wie sie bis zur Ankunft in Frankreich brauchen würde. Dort konnte sie sich neue Sachen kaufen. Wenigstens hatte Frederick keine Verfügungsgewalt über ihr Vermögen. Dafür hatte ihr Vater gesorgt.
    Zufällig begegnete sie nach dem Verlassen des Raums der Tante und der Cousine und verabschiedete sich unter Tränen von ihnen, willigte jedoch ein, von ihnen auf beider Drängen hin zu Damian begleitet zu werden. Sowohl Maria als auch Tante Susan wollten ihm beweisen, dass nicht alle ihre Verwandten gegen ihn eingestellt waren.
    Sie traf ihn dort an, wo sie ihn verlassen hatte. Sarah war bei ihm und lachte über etwas, das er zu ihr geäußert hatte.
    „Ich habe Seiner Lordschaft eine Nachricht für Seine Hoheit aufgetragen“, verkündete sie. „Ich gehe jetzt ins Haus. Sonst wundert sich Cousine Beatrice, wo ich bin.“ Sie reckte sich und küsste Tante Rosalyn auf die Wange. „Ich werde nie vergessen, wie freundlich du zu mir warst. Ich hoffe, dass wir uns eines Tages wiederbegegnen.“
    „Bestimmt sehen wir uns wieder“, sagte Rosalyn und schaute einen Moment lang ihrer zum Haus eilenden Großcousine hinterher. „Meine Tante wollte dich kennenlernen, Damian“, erklärte sie dann. „Und Maria möchte sich von dir verabschieden.“
    „Bitte, kümmern Sie sich gut um Rosalyn“, murmelte Maria und errötete leicht, als er ihre Hand zum Kuss an die Lippen hob. „Wir haben Rosalyn sehr gern. Aber ich weiß natürlich, dass Sie gut auf sie achtgeben werden.“
    „Sobald wir sesshaft geworden sind, können Sie uns gern einen Besuch abstatten“, erwiderte Damian. „Eines Tages kommen wir vielleicht zu Ihnen zu Besuch.“
    Nachdem man sich voneinander verabschiedet hatte, nahm Damian die Reisetaschen an sich und hängte sie sich über die Schultern. „Wir müssen nach Orford Hall laufen. Ich hatte nicht damit gerechnet, so früh aufzubrechen.“
    „Ich auch nicht“, gab Rosalyn zu. „Mach dir meinetwegen keine Gedanken, Damian. Mein Bruder hat sich schlecht benommen, aber ich will nicht, dass sein Verhalten uns beeinflusst.“
    Damian reichte ihr die Hand. „Ich habe ihm deutlich zu verstehen gegeben, was ich von seinem Benehmen halte. Er hat gewagt, mich anzugreifen, doch das ist ihm nicht gut bekommen. Das Kinn dürfte ihm jetzt sehr wehtun.“
    „Ihr habt euch geschlagen?“, fragte Rosalyn bestürzt.
    Damian nickte. „Ich musste deine Ehre verteidigen. So, komm jetzt, mein Schatz. Wir haben eine lange Reise vor uns.“

9. KAPITEL

    Mr. und Mrs. Forrester hatten Damian eingeladen, bei ihnen in Paris zu wohnen. Sie waren mit ihm befreundet und nahmen Rosalyn und ihn mit großer Herzlichkeit auf. Einige Tage nach der Ankunft besuchte man die Oper, und plötzlich erstarrte Rosalyn, weil sie in einer Loge den Bruder mit seiner Gattin sah. Sie war sicher, dass auch er sie bemerkt hatte. Er gab sich jedoch den Anschein, sie nicht zu sehen. Welch peinliche Situation! Sie war nicht sicher, ob er ihr je gesagt hatte, er habe vor, mit Beatrice nach Paris zu reisen. Falls er sie über seine Absicht in Kenntnis gesetzt haben sollte, hatte sie das leider vergessen gehabt.
    Unsicher schaute sie Damian an. Seine Miene war wütend. Dann fiel ihr auf, dass auch Beatrice sie beide in der Loge entdeckt hatte. Die Schwägerin berührte Frederick am Arm, zeigte auf Rosalyn und bedeutete ihm sichtlich, zu ihr zu gehen. Er schüttelte den Kopf, stand plötzlich auf und zog sie aus dem Sessel. Beim Verlassen der Loge schaute sie zu Rosalyn herüber. Ihr Gesicht drückte Bedauern aus.
    Rosalyn stieg die Röte in die Wangen, und sie fragte sich, warum ihr Bruder so rüde gewesen war.
    „Es tut mir leid“, murmelte Damian. „Das war abscheulich von Frederick!“
    „Sein Benehmen berührt mich nicht“, log Rosalyn und reckte stolz den Kopf.
    „Er hätte dir wenigstens zunicken können!“ Damian war wütend. Er fühlte sich versucht, hinter ihm herzueilen und ihn zu zwingen, die Schwester zu begrüßen.
    „Vergessen wir ihn“, erwiderte Rosalyn. Der Zwischenfall hatte sie schockiert und bedrückt. Zur

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