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Ein Mensch namens Jesus

Ein Mensch namens Jesus

Titel: Ein Mensch namens Jesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Messadié
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hier?« Dabei zeigte er auf Jesus.
    »Ich verstehe überhaupt nichts mehr!« stöhnte Philippus und faßte sich an den Kopf. »Meister, wer ist dieser Mann? Warum quält er uns mit seiner Philosophie, die keiner verstehen kann?«
    Jesus zeigte keine Reaktion. Vielleicht war es ganz sinnvoll, daß sich diese Männer wie in einer Art Prüfung mit Thomas auseinandersetzen mußten.
    »Wenn ihr diesem Mann folgt«, fuhr Thomas fort, »so doch deshalb, weil ihr ihn für den Messias haltet. Und ist der Messias nicht auch derjenige, der das bevorstehende Ende aller Zeiten ankündigt? Und den Triumph Gottes über den Teufel? Wenn aber der Teufel über den Geist herrscht und ewig ist, wie könnte Gott dann über einen ebenfalls ewigen Feind siegen? Versteht ihr jetzt meine Fragen? Den Sinn der Worte? Und die Bedeutung der Philosophie? Wenn ihr Gefolgsleute dieses Mannes hier seid, wie beantwortet ihr dann die Fragen all derer, die nicht an ihn glauben? Was hättet ihr mir geantwortet, wenn ich ein Ungläubiger gewesen wäre?«
    »Ist da etwas dran an dem, was dieser Mann sagt?« wandte sich Simon an Jesus.
    »Ja«, erwiderte dieser, »sehr viel sogar. Es ist wahr, daß der Teufel auch immateriell ist, daß er über einen Teil der geistigen Welt herrscht und somit ewig ist. Folglich wird Gott nicht über ihn siegen können, und bis ans Ende aller Zeiten wird es den Teufel geben.«
    Starr vor Entsetzen standen sie da, auch Thomas, und sahen ihn mit ungläubigen Augen an.
    »Aber in Seiner grenzenlosen Barmherzigkeit«, fuhr Jesus im selben ruhigen Tonfall fort und wandte sich dabei besonders Thomas zu, »wird Gott dem Teufel am Ende der Zeiten vergeben.«
    »Und dann?« fragte Philippus.
    »Sie werden zu einem ungeteilten Einen verschmelzen, und die Zeit, die ja nur das Feld ihrer Uneinigkeit ist, wird aufhören zu sein.«
    »Wozu soll es dann gut sein, gegen das Böse zu kämpfen, wenn am Ende ja doch alles gleich ist?« wandte Natanael ein.
    »Wir Menschen«, erklärte Jesus geduldig weiter, »wir sind nicht unvergänglich. Unser Leben ist ein Mikrokosmos im Universum. Wenn wir nicht kämpfen, stirbt unsere Seele gleichzeitig mit unserem Körper. Wir wären somit nicht mehr da am allerletzten Tag, und die große Vergebung würde uns nicht zugute kommen.«
    Allmählich spürte er, wie seine Kräfte ihn verließen, und er beendete die Auseinandersetzung. Sie hatten schließlich noch einen weiten Weg vor sich. Er ging sich ausruhen und schlief, bis Thomas ihn am Abend weckte und zum Essen holte.
    »Willst du mit uns gehen?« erkundigte sich Jesus.
    »Ja, und ich will dem Herrn ewig dafür dankbar sein.«
    Überhäuft mit Geschenken und begleitet von zahllosen Samaritern, die noch ein Stück Wegs mit ihnen liefen, zogen sie am nächsten Tag weiter.
    »Sind dir die Samariter immer noch verhaßt?« wandte sich Jesus an Simon.
    Verlegen bearbeitete Simon mit seinem Stock den Straßenstaub vor seinen Füßen.
    Die letzten Häuser von Sebaste entschwanden ihren Blicken, als Thomas Jesus fragte: »Und wenn sich der Teufel weigern sollte, sich der Gnade Gottes auszuliefern?«
    »Was würde es dem Teufel nützen, den Kampf weiterzuführen, wenn sich das Göttliche in den Lebewesen und Dingen einmal verzehrt hat? Der Teufel ist nicht dumm.«
    »Unbedeutend, wie ich bin, mit dem Verstand einer Heuschrecke und klein wie ein Sandkorn im Sturm, muß ich mich dann aber fragen, wieso die göttliche Gnade nicht schon vor dem Ende der Zeiten zuteil werden kann.«
    Jesus lächelte über Thomas’ unverbesserliche Unruhe. »Weil das Ende der Zeiten genau gleichzeitig mit der göttlichen Gnade über uns kommen wird. Vielleicht schon heute abend.«
    Er lächelte noch, als Natanael auf den spöttischen Gesichtsausdruck seines Meisters aufmerksam wurde. »Schade, Thomas hatte sicher etwas Komisches gesagt, und ich habe es verpaßt«, meinte er.
    »Er hat gewiß noch mehr auf Lager«, war Jesus’ Antwort.
     
    Es war Nacht geworden, als sie En-Gannim erreichten. Müde und staubbedeckt gingen sie ins Badehaus, um sich zu säubern. Das Wasser war noch warm, und in der Dunkelheit brauchten sie sich ihrer Nacktheit nicht zu schämen. Dann suchten sie eine Herberge — wiederum eine samaritische — auf, um sich dort aufzuwärmen.
    Am anderen Morgen schlug ihnen der Herbergswirt vor, doch mit ihm zu kommen, um sich in Änon bei Salim von einem Propheten mit Namen Jokanaan taufen zu lassen.
    »Wer ist das?« fragte Thomas.
    »Ein Prophet, sagen alle Leute. Er

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