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Ein Mensch namens Jesus

Ein Mensch namens Jesus

Titel: Ein Mensch namens Jesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Messadié
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folgendes antworten: Ich will nicht sagen, daß kein Mensch je den Vater gesehen hat. Wer vom Herrn kommt, hat den Vater gesehen, er allein hat Ihn gesehen. Wahrlich, ich sage euch, der Gläubige besitzt das ewige Leben. Wer das Brot des Lebens ißt, besitzt das ewige Leben, und ich bin dieses Brot...«
    Wieder wurde er unterbrochen, diesmal von gleichzeitigen Protestrufen mehrerer Zuhörer. Jesus’ Brüder warfen verzweifelte Blicke zum Himmel, Maria war kreidebleich, und die Jünger sahen sich nach allen Seiten um, als suchten sie einen Fluchtweg. In Judas Iskariots Gesicht war ein raubvogelähnlicher Zug getreten, und unterdrückte Schluchzer umzuckten Johannes’ Mund. »Unverständliches Zeug! Das geht zu weit! Schafft diesen Mann aus dem Haus des Herrn!« Der Rabbi hatte sich längst schon fortgestohlen. Der Strom der aus dem Tempel drängenden Menschen traf auf den der Leute, die hineinwollten, um den Grund dieses Krawalls zu erfahren.
    Es kam zu heftigen Wortgefechten, deren Zielscheibe Jesus’ Jünger waren.
    Endlich übertönte Simon Petrus’ Stimme die Debatten. »Ruhe!« schrie er. »Gebt diesem Mann doch wenigstens die Möglichkeit, sich zu erklären!«
    Und andere stimmten ihm zu: »Ja, er soll erklären, was er damit meint!« Vorübergehend wurde es wieder ruhig, spannungsgeladene Stille lag im Raum.
    Jesus’ anklagende Stimme erhob sich von neuem. »Hört auf zu murren! Die Propheten haben euch gewarnt und den Herrn zum Zeugen aufgerufen, doch ihr habt ihre Worte in Büchern festgehalten und sprecht sie mit euren Lippen vor euch hin, aber eure Augen sind blind, ihr seid taub, und eure Herzen haben sich in Stein verwandelt! Eure Vorfahren haben Manna in der Wüste gegessen, aber sie sind gestorben! Ich spreche zu euch vom Brot des Himmels, von jenem Brot, das jeden Menschen, der es ißt, unsterblich macht.« Und mit gewaltiger Donnerstimme verkündete er: »Ich bin dieses lebendige Brot! Wer dieses Brot ißt, wird ewig leben!« Seine Worte hallten unter dem Gewölbe nach. »Und das Brot, das ich gebe, ist mein eigenes Fleisch! Ich gebe es hin für das Leben der Welt!«
    Da hob die Menge an zu schreien, zu brüllen, als hätten sich alle bösen Geister in der einen Synagoge versammelt. »Wieder dasselbe, und viel schlimmer noch! Dieser Mann ist uns nicht nur eine Erklärung schuldig geblieben, sondern hat jetzt auch noch ein Sakrileg begangen! Du da oben, Jesus, bist du denn ein Heide, weil du nicht weißt, daß Kannibalismus verboten ist? Und glaubst du vielleicht, wir haben Appetit auf dein Fleisch?«
    Der Rabbi war zurückgekehrt, sichtlich unfreiwillig, denn zwei Männer schoben ihn vor sich her und drängten ihn, endlich etwas zu sagen. Es gelang seinem dünnen Stimmchen schließlich sogar, sich im Tumult bemerkbar zu machen. »In der Liste der vom allmächtigen Herrn über die ungehorsamen Juden ausgesprochenen Verfluchungen steht im >Deuteronomium< geschrieben: >Sie werden dich in allen Städten, auf der ganzen Erde, die der Herr, dein Gott, dir geschenkt hat, belagern. Dann wirst du deine eigenen Kinder essen, das Fleisch der Söhne und Töchter, die der Herr, dein Gott, dir gegeben hat, denn eine Hungersnot wird ausbrechen, wenn dein Feind dich belagert. Der wählerische, verwöhnte Mann wird nicht mit seinem Bruder, seiner Gattin oder den eigenen Kindern, die ihm noch bleiben, teilen. Nein, er wird seine eigenen Kinder essen.< Das steht im >Deuteronomium< über den Verzehr von Menschenfleisch.«
    »Die anderen Zitate, Rabbi!« schrie Jesus. »Wo sind die anderen Zitate! Bist du nicht hier, um das Gesetz zu verteidigen? Bist du kein gebildeter Mann? Hat man dich die Bücher nicht gelehrt? Stehst du nicht zitternd hier vor uns, um uns daran zu erinnern, was ebenfalls geschrieben steht? Wirst du nicht dafür bezahlt? Rede endlich, Rabbi!«
    Schweiß glänzte auf dem Gesicht des Rabbi. Maria brach in Tränen aus und stürzte, gefolgt von Jesus’ Brüdern, wie gehetzt hinaus. Zwar sagte Simon noch: »Dieser Mann hat den Verstand verloren! Gebt ihm Raute! Oder Nieswurz!«
    »In den Bekenntnissen und Mitteilungen des Jeremia, in denen der Prophet vermerkt hat, welche Drohungen der Herr über die gottlosen Fürsten von Juda und über die Einwohner von Jerusalem ausspricht, steht folgendes geschrieben, hört auch ihr zu, ihr anderen: >Ich werde aus dieser Stadt einen Anblick des Schreckens und der Verachtung machen, so daß jeder, der vorübergeht, entsetzt sein wird und verächtlich das Gesicht

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