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Ein Mistkerl zum Verlieben

Ein Mistkerl zum Verlieben

Titel: Ein Mistkerl zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Felbermayr
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ihr hatte er genau die Beziehung begonnen, die er Vicky seinerzeit angeboten hatte. Sie waren offiziell zusammen, er holte ihr die Sterne vom Himmel, hatte ihr eine seiner Kreditkarten gegeben und durfte dafür hin und wieder seine kleinen Ausrutscher genießen. In den Vier Wochen mit Mandy hatte er zweimal spontanen Sex mit anderen Frauen gehabt, die er zufällig kennen gelernt hatte und dies aber so geschickt vor ihr verbergen können, dass es ihr nicht aufgefallen war. Er wusste nicht, wie sie reagieren würde, wenn er sie damit konfrontierte, sie betrogen zu haben, obwohl er doch die „Erlaubnis“ dazu hatte.
     
    „Schatz, da bist du ja“, rief sie als sie ihn durch die Küchentür sah. Sie trocknete ihre Hände an einem Geschirrtuch, warf es über die Spüle und trabte von der Küche ins Wohnzimmer. „Du hast mir so gefehlt. Es ist langweilig ohne dich! Ich habe uns Lasagne gemacht!“
    Mandy war ein hübsches Mädchen. Zweiundzwanzig Jahre alt, makelloser Körper, kurze blonde Haare und ein freches, leicht naiv wirkendes Gesicht. Nach der Sache mit Vicky hatte er beschlossen, sein Dasein als Lebemann etwas einzugrenzen – dieses System mit der offenen Beziehung kam ihm gerade recht. Vielleicht war es eines Tages ja auch wirklich so weit, dass er keine anderen Frauen mehr brauchte, dass nur Mandy allein ihn glücklich machte. Er sah sie kurz an, wie sie ihn anstrahlte und für einen kurzen Augenblick verglich er ihren Gesichtsausdruck mit dem eines Hundes, der sich freute, sein Herrchen am Ende des Arbeitstages wiederzusehen. „Und eigentlich ist sie auch nichts anderes“, dachte er bei sich. Ernsthafte Gespräche konnte er mit Mandy nicht führen. Sie hatte ihm erzählt, dass sie in der achten Klasse abgegangen war, weil sie mit ihrem damaligen Freund durchbrennen wollte. Der hatte sie dann aber mitten in Tampa sitzen lassen und sie musste sich selber über die Runden bringen. Sie hatte sich als Kellnerin, Fabriksarbeiterin und Putzfrau durchgeschlagen und war irgendwann in Miami gelandet, wo sie in einer Strandbar zu arbeiten anfing.
    „Na, was hast du heute getrieben“, fragte er, während Mandy sich an den Knöpfen seines Hemdes zu schaffen machte.
    „ Nicht sehr viel. Einkaufen. Hab deine Kreditkarte zum glühen gebracht!“ Sie grinste ihn an und erzählte völlig unbefangen davon, dass sie sein Konto um mehrere tausend Dollar erleichtert hatte.
    Marks Tag war nicht so erfreulich gewesen, wie der von Mandy. Der Patient, den er wenige Stunden zuvor behandelt hatte, hatte ihn nachdenklich gemacht.
    „Ich hatte heute einen Patienten mit Verbrennungen dritten Grades an siebzig Prozent seines Körpers. Ein alter Mann, der von seiner Tochter und seinem Schwiegersohn misshandelt und dann angezündet worden ist. Sie wollten seine Lebensversicherung abkassieren!“
    Er schüttelte den Kopf, versuchte, die Bilder aus seinen Gedanken zu verbannen und hoffte, dass der Mann, dessen Chancen schlecht standen, durchkam und die Tochter und der Schwiegersohn zur Rechenschaft gezogen werden würden. Ein Thema, das er mit Vicky vermutlich wunderbar hätte diskutieren können. Vicky, die ihm beigestanden hätte, die ihm vielleicht Tipps gegeben hätte, wie er dem Mann helfen konnte. Sie hätte ihn in den Arm genommen, wäre für ihn da gewesen und hätte ihm geholfen, den Tag zu verarbeiten. Der Patient hatte ihn nachdenklich gestimmt. Bislang war er immer nur mit Patienten in Kontakt gekommen, die mit ihrem Aussehen nicht zufrieden waren und etwas daran verändern wollten. Eine kleinere Nase, größere Brüste, straffe Oberschenkel. Doch seit er für das Jackson Memorial arbeitete, einem Krankenhaus, das nicht nur den Schönen und Reichen vorbehalten war, sondern das eher von sozial Schwächeren frequentiert wurde, war er des Öfteren an seine Grenzen gelangt, was misshandelte Menschen oder Unfallopfer betraf. Der Mann heute morgen hatte ihm unsagbar leid getan und gleichzeitig hatte sich in ihm eine maßlose Wut auf die Tochter des Mannes und seinen Schwiegersohn aufgetan. Nachdem der Mann behandelt worden war, hatte Mark in seinem Büro darüber nachgedacht, ob es für ihn die richtige Entscheidung gewesen war, in einem öffentlichen Krankenhaus zu arbeiten. Es war schwer für ihn, all das Leid mit anzusehen und er war zu keinem Ergebnis gekommen. Er kannte hier in Miami auch niemanden, mit dem er hätte ein ernsthaftes Gespräch führen können. Er dachte an Vicky. Sie hätte ihm bestimmt zugehört, ihm

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