Ein mörderischer Schatten (German Edition)
Gesellschaft hatte, war sie auch nicht garstig und gereizt. Ganz im Gegenteil. Heute beim Sommerfest vom Kindergarten war sie sogar sehr gut gelaunt gewesen. Sie hatte den Rat Sabines beherzigt, war auf die anderen Eltern zugegangen und hatte sich auch gut unterhalten. Laut Sabine wäre dies außerdem eine gute Gelegenheit gewesen, ein paar nette, geschiedene Väter kennenzulernen. Allerdings war außer Jochen kein alleinstehender Vater anwesend gewesen. Nicht, dass Toni übermäßig traurig deswegen gewesen wäre. Man brauchte sich nur ihren Nachbarn anzusehen, um zu wissen, warum man lieber Single bleiben sollte. „Nun, vielleicht liegt es ja an der Gesellschaft, dass ich gereizt bin“, antwortete sie ihm jetzt. Wie sie ihn verabscheute! Sie hasste es, so jemanden in direkter Nachbarschaft wohnen zu haben. Wer weiß, ob da nicht doch was Illegales lief und sie und ihre Kinder gefährdet waren. Toni ging die drei Meter von ihrem Garten zu seiner Terrasse, trat dabei über den dreißig Zentimeter hohen Jägerzaun, der die Gärten trennte, und hielt ihm das Halsband entgegen. „Da die Katze, die Ihnen ja nicht gehört“, mit hochgezogenen Brauen warf Toni einen bezeichnenden Blick auf das Tier, welches sich immer noch voller Inbrunst an Frachts Beinen rieb, „sich unerklärlicherweise zu Ihnen hingezogen zu fühlen scheint, wäre es da zu viel verlangt, wenn sie sich herabließen, ihr das Halsband überzustreifen?“
„Nein, aber selbstverständlich nicht“, antwortete er überfreundlich und nahm mir spitzen Fingern das Halsband entgegen. „Und so unerklärlich ist es nicht. Muschi wird wohl weiblichen Geschlechts sein. Da hab ich nun mal diese Wirkung. Für gewöhnlich“, fügte er hinzu, als er zu bemerken schien, dass sie gerade widersprechen wollte.
„Schön für Sie“, brachte Toni heraus und beobachtete angewidert, wie die Katze sich das Halsband anlegen ließ. Dann drehte Toni sich auf dem Absatz um und ging in den Schuppen, um den Blasebalg für das Planschbecken zu holen.
„Wann kommt der Papa denn?“, fragte Simon am folgenden Tag und kickte ungeduldig gegen einen Dreckklumpen in der Einfahrt.
Toni stellte die gepackte Schwimmtasche auf den Boden und trat an die Straße. „Noch ist er nicht in Sicht, aber er wird schon jeden Moment kommen. Er hat vorgestern mit mir abgemacht, er wäre um zwölf Uhr hier, und dann geht ihr ins Schwimmbad.“ Toni verschränkte die Arme vor der Brust und ging zurück zur Eingangstür. „Thea“, rief sie ihrer Tochter zu, die zu Fracht getreten war, der sein Motorrad wienerte. „Lass den Herrn Fracht in Ruhe arbeiten.”
Fracht sah kurz auf. „Schon gut. Sie stört mich nicht“, rief er rüber.
Toni zuckte die Achseln und trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Wehe, Jens ließ sich wieder nicht blicken. Sie wollte grade reingehen, ihren Exmann anrufen, als sich ein Auto näherte.
„Da kommt Papa.“ Simon hüpfte aufgeregt und Thea hob die Schwimmtasche vom Boden auf.
Jens bog in die Einfahrt und stieg gemächlich aus seinem Wagen. Seinem neuen BMW, der eine Menge Geld gekostet hatte, welches Jens aber offiziell nicht hatte. Darum war das Auto auch mit einem Düsseldorfer Kennzeichen ausgestattet.
„Juhu, Papa, bringst du mir heute Schwimmen bei?“, fragte Simon aufgeregt.
„Nein, Simon“, w inkte er genervt ab, „wir gehen heute nicht schwimmen, wir gehen zum Fußballspiel.“
„Was?“
Jens ignorierte seinen Sohn, trat auf seine Ehefrau zu und holte sein Portemonnaie aus der Gesäßtasche. „Hier, der Unterhalt. Mehr hab ich nicht.“
Toni starrte auf die Hundert Euro, die er ihr hinhielt. „Was soll ich denn damit? Das ist ja wohl eine Frechheit.“ Aber warum wunderte sie sich überhaupt noch? Jens zahlte sowieso nie.
„ Sei froh, dass ich dir überhaupt was gebe“, murmelte er. „Ich hab kein Geld. Normalerweise müsste ich dir überhaupt nichts geben.“
„Du bist so schlecht, Jens. Ich frag mich, warum ich mich überhaupt noch aufrege.“ Wütend riss sie ihm das Geld aus der Hand. „Wie kommst du dazu, mir auf einmal Geld anzubieten?“
„Ich hab ein Schreiben von deinem Anwalt bekommen. Der will schon wieder meine aktuellen Verdienste sehen. Also pfeif ihn gefälligst zurück.“
„Was?“ Toni starrte ihn an. „Du meinst, weil du mir jetzt g erade die lumpigen Hundert Euro gegeben hast, lass ich die Sache auf sich beruhen?“
„Was willst du überhaupt? Du hast mehr Geld als ich. Dir geht es doch
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