Ein mörderischer Schatten (German Edition)
mich nicht gefragt? Ich hab es keiner Menschenseele gesagt. Und ich hab meine Eltern beschworen, es keinem zu sagen. Ich muss sie aber noch mal fragen. Morgen früh fahr ich hin und mach das.“
„Hast du denn keinen Verdacht? Niemanden, der dir früher schon mal nachgestellt hätte?“
Toni schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht gerade jemand, der ein reges Sozialleben führt. Meine einzige Freundin war Sabine und ich habe kaum Bekannte. Der Einzige, der mit mir ausgehen wollte, war Ralf. Aber ihn kann ich mir nicht vorstellen.“
„Trotzdem solltest du alle in Betracht ziehen. So wie mich, heh?“
„Ja, tut mir leid, Mark. Ich glaub es ja nicht wirklich, sonst würde ich hier nicht mit dir sitzen, aber wer weiß es schon?“
„Tja, also, ich hatte keinen Urlaub, Toni. Da kannst du nachfragen. Ich war die ganze Woche hier.“
„Das ist es ja, Mark. Es könnte jeder sein. Es war Wochenende, als er mir zum ersten Mal im Urlaub aufgefallen ist. Und in der Woche darauf war wieder alles in Ordnung. Ich hab gestern Nacht schon wieder mit ihm gerechnet, aber er war nicht da. Zumindest ist er mir nicht aufgefallen. Er hatte bestimmt keinen Urlaub und ist nur am Wochenende runtergefahren.“
Mar k sagte eine Zeit lang gar nichts. „Bist du bei Facebook? Vielleicht weiß er deinen Aufenthaltsort daher.“
„Was? Ja, aber da war ich ewig nicht mehr drauf.“
„Bist du sicher? Ich kenn mich da auch nicht so aus, aber ich hab angefangen, eine Seite für meine Motorradwerkstatt anzulegen. Und da hab ich mich bei ein paar Kumpels informiert. Wenn du von deinem Handy aus Bilder postest, kann man sehen, von wo sie eingestellt wurden. Vielleicht hast du eins hochgeladen, als du einen Ausflug in der Nähe des Campingplatzes gemacht hast.“
„Ach!“, sagte Toni verwundert. „Wirklich? Das kann man sehen?“, fragte sie verwundert. „Aber nein. Ich hab nichts hochgeladen. Meine Facebook-Seite hab ich sogar ganz vergessen, bis du sie jetzt erwähnt hast. Da fällt mir ein, ich werde sie gleich löschen. Wer weiß, vielleicht geht der Stalker da auch drauf.“ Toni schüttelte sich.
In der darauf folgenden Stille wurde es Mark unbehaglich. „Ja dann, Toni. Ich geh dann mal wieder rüber.“ Er erhob sich.
„Ja. Und danke, Mark.“ Toni stand ebenfalls auf.
„Wofür?“, lachte er.
„Dafür, dass du mir glaubst. Und mir zuhörst. Und mir helfen willst. Und dafür, dass du so nett bist.“
Verlegen zuckte er die Achseln und ging zur Tür. „Nacht, Toni“, sagte er schließlich, als er aus ihrem Haus trat.
„Gute Nacht.“, wünschte sie ihm leise.
Langsam schloss sie die Tür, kontrollierte alles und setzte sich dann sofort an den PC. Als sie wenig später auf ihre Facebook-Seite ging und versuchte, zu entdecken, wie man diese löschte, fiel ihr Blick auf die paar Freunde, die angezeigt wurden. Es gab ihr einen Stich, als sie in das lachende Gesicht ihrer Freundin sah. Sie stand immer noch im Netzwerk, als wäre sie nicht schon seit Wochen tot. Toni schluckte. Sie klickte auf das Bild und gelangte auf Sabines Seite. Toni sah mit gerunzelter Stirn auf die Beileidsbekundungen, die dort gepostet waren. Schnell scrollte sie hinunter und unter Tränen musste sie lachen, als sie die Bilder sah, auf denen Sabine in verrückten Posen abgebildet war. Sabine hatte zu den Menschen gehört, die alles gepostet hatten. Von der Pizza, die sie aß, bis zu dem Buch, das sie gelesen hatte. Toni las mit Wehmut einige der Kommentare, die unter ihren Bildern standen. Plötzlich stutzte sie. Auch Ralf hatte diverse Kommentare beigesteuert. Toni dachte verwundert, dass Sabine die ganze Zeit über so getan hatte, als würde sie Ralf nur flüchtig kennen.Sie sah auf die Kommentare, viele davon zweideutig und ohne Zweifel keine, die ein flüchtiger Bekannter von sich gab. Toni scrollte weiter runter und sah auf das Datum. Ralf hatte schon Monate vorher rege mit Sabine zu tun gehabt. Toni ließ noch einmal die Begegnung zwischen Sabine und Ralf vor ihrem geistigen Auge vorüberziehen, als Ralf sie zum Essen abgeholt hatte. Sie hatten eindeutig den Eindruck erweckt, sie würden sich nicht näher kennen. Sabine hatte so was auch vorher noch erwähnt. Und auch Ralf hatte darauf bestanden, Sabine nur flüchtig zu kennen. Toni klickte Sabines Seite weg. Warum hatten beide gelogen, was ihre Bekanntschaft anging?
Am Montag war Tonis Urlaub vorbei. Sie setzte gerade Simon im Kindergarten ab und war mit ihren Gedanken schon bei
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