Ein moerderisches Geschaeft
den Carrie ihr einmal geschenkt hatte, und durchquerte die Lobby. Ein Mann, der etwa in ihrem Alter war und den das Namensschildchen als »Oliver« auswies, stand an der Rezeption aus Granit und wartete darauf, sie willkommen heißen zu dürfen. Sein Lächeln war strahlend und er zeigte außergewöhnlich weiße Zähne. Er oder sein Zahnarzt hatten offenbar mit dem Bleichmittel ein wenig übertrieben, und in seinem künstlich gebräunten Gesicht blitzten die Zähne noch mehr. Avery gab sich alle Mühe, den Mann nicht fassungslos anzustarren, als sie ihm ihren Namen nannte und sich an die kühle Theke lehnte, während er die Liste der Reservierungen auf seinen Computerbildschirm holte.
Olivers Lächeln verblasste. »Ach du liebe Güte.«
»Wie bitte?«
Er sah unverwandt auf seinen Bildschirm. »Ihre Reservierung wurde storniert, Miss Delaney.«
»Nein, das muss ein Irrtum sein. Ich habe nicht storniert.«
»Laut meinem Computer haben Sie abgesagt. Es ist hier vermerkt«, fügte er hinzu und deutete auf den Monitor, den sie gar nicht sehen konnte, es sei denn, sie würde einen Stabhochsprung über die Theke machen.
»Ein Fehler.«
»Der Computer macht keine Fehler. Sie haben hier angerufen um …« Er versuchte, die genaue Zeit des Anrufs auszumachen.
»Oliver«, unterbrach sie ihn. Ihre Ungeduld war kaum zu überhören. »Ich habe nicht abgesagt. Im Gegenteil – ich habe angerufen, um Bescheid zu sagen, dass ich mich um einen Tag verspäte.«
»Ja, das stimmt«, bestätigte er und deutete wieder auf den Bildschirm. »Aber dann haben Sie noch einmal telefoniert und die Buchung storniert.«
»Nein, das habe ich nicht«, beharrte sie.
»Aber in meinem Computer …«
Sie fiel ihm ins Wort, bevor er ihr noch einmal erklären konnte, dass sein Computer unfehlbar war. »Warum geben Sie mir nicht einfach ein anderes Zimmer? Mir ist alles recht.«
Sie hob ihren Rucksack hoch und legte ihn auf die Theke, um nach ihrer Brieftasche zu suchen, damit sie Oliver ihre Kreditkarte geben konnte. Ihre Tante hatte trotz ihrer Proteste die Kosten für die Woche übernommen, aber Avery wollte, dass die Rechnung umgeschrieben und der Betrag von ihrem Konto abgebucht wurde.
Oliver hatte aufgehört, in seinen Computer zu tippen. »Stimmt etwas nicht?«, fragte sie.
Er hüstelte geziert und sah sie schließlich an. »Ich fürchte, ich kann Ihnen kein anderes Zimmer geben, und Ihr eigentliches Zimmer wurde bereits einem anderen Gast zugeteilt. Wir sind zu hundert Prozent ausgebucht«, fuhr er fort. »Ich setze Sie gern auf die Warteliste, aber die Chance ist gering, dass schnell etwas frei wird. Unsere Gäste reservieren Monate im Voraus.«
»Ich bin sicher, meine Tante hat ein Zimmer für mich reserviert«, protestierte Avery. »Wenn es Probleme gegeben hätte, hätte sie mich benachrichtigt.«
Wieder tippte er hektisch etwas ein. Dann hielt er inne und nickte. »Ja, wir konnten Sie wegen einer anderen Absage noch unterbringen. Das ist sonderbar«, sagte er. »Es kommt selten vor, dass unsere Gäste in letzter Minute stornieren.«
Er runzelte die Stirn, als wäre eine Absage ein unverzeihlicher Fauxpas.
»Aber ich habe nicht storniert«, sagte sie. Guter Gott, war das lästig. »Ich treffe hier meine Tante«, erklärte sie. »Sie ist gestern Nachmittag oder am frühen Abend angekommen. Könnten Sie mir ihre Zimmernummer geben? Ihr Name ist Carolyn Salvetti.«
»Tut mir Leid, aber es ist uns nicht gestattet, die Zimmernummern unserer Gäste weiterzugeben.«
Natürlich durfte er das nicht, das wusste sie. »Bitte rufen Sie in ihrem Zimmer an. Sie kann dieses Missverständnis sicherlich aufklären. Möglicherweise hat sie entschieden, dass ich mir mit ihr ein Zimmer teilen soll.«
Oliver schien erleichtert zu sein, dass es eine Lösung für das Problem gab und dass er Avery rasch loswurde. Glücklicherweise warteten keine anderen Gäste an der Rezeption. Er bedachte sie wieder mit einem blitzenden Lächeln. »Bestimmt haben Sie Recht. Die Gäste sagen normalerweise nicht in letzter Minute ab, wie Sie es getan haben.«
Plötzlich verspürte sie den Drang, ihn an den Schultern zu packen und zu schütteln, bis er zugab, dass er selbst oder ein Mitarbeiter Mist gebaut hatte. Sie presste die Lippen zusammen, um nichts von sich zu geben, was sie später bereuen würde, dann buchstabierte sie den Namen Salvetti und wartete.
»Ich habe diesen Namen schon gehört«, sagte er.
»Tatsächlich?«
Er nickte. »Gestern war ein
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