Ein Mord wird angekündigt
denn? Hat dich das so e r schreckt?«
»Es ist nichts, mein Kind, mir ist nur plötzlich etwas eingefallen, das mir schon längst hätte in den Sinn ko m men müssen.«
»Ich schraube eine neue Sicherung ein und bringe dir Julians Schreibtischlampe.«
»Danke, nein, mein Kind, bemühe dich nicht, du ve r säumst noch deinen Bus. Ich brauche kein Licht, ich will einfach ruhig dasitzen und über etwas nachdenken. Aber eil dich, sonst kriegst du den Bus nicht mehr.«
Nachdem Bunch fortgegangen war, saß Miss Marple e i ne Weile ganz still da.
Dann nahm sie ein Stück Papier und schrieb das eine Wort »Lampe?« und unterstrich es doppelt.
Nach einigen Sekunden schrieb sie wieder ein Wort, und dann kritzelte sie noch mehrere geheimnisvolle B e merkungen …
In dem ziemlich dunklen Wohnzimmer von Boulders hatten Miss Hinchliffe und Miss Murgatroyd eine kleine Auseinandersetzung.
»Das Schlimme mit dir, Amy, ist«, schimpfte Miss Hinchliffe, »dass du dir nicht einmal Mühe gibst.«
»Aber ich sage dir doch, Martha, dass ich mich an nichts mehr erinnern kann.«
»Also hör zu, Amy, wir müssen ein bisschen konstru k tiv denken. Bisher haben wir ja noch keine detektivischen Glanzstücke vollbracht. Mit der Tür habe ich mich völlig geirrt. Du hast gar nicht dem Mörder die Tür aufgehalten! Es ist unser Pech, dass wir die einzige schweigsame Put z frau von ganz Chipping Cleghorn haben. Meist bin ich ja froh darüber, aber diesmal stört es mich. Das ganze Dorf weiß schon seit einer Ewigkeit, dass die zweite Woh n zimmertür benützt worden ist, und wir haben es erst ge s tern erfahren … «
»Ich verstehe noch immer nicht, wieso … «
»Aber das ist doch höchst einfach! Mit unserer u r sprünglichen Annahme hatten wir vollkommen Recht. Ein Mensch allein kann nicht gleichzeitig eine Tür aufha l ten, mit einer Blendlaterne herumfuchteln und mit einem Revolver schießen. Wir nahmen an, er hätte nur mit dem Revolver und der Laterne hantiert, aber das war unser Fehler, wir hätten den Revolver ausnehmen müssen.«
»Aber er hatte doch einen Revolver«, widersprach Amy. »Ich habe ihn doch gesehen, er lag auf dem Boden neben ihm.«
»Ja, nachdem der Kerl tot war. Es ist ganz klar, er hat nicht geschossen … «
»Aber wer denn sonst?«
»Das müssen wir eben herausfinden. Und wer es getan hat, hat auch die vergifteten Aspirintabletten auf Letty Blacklocks Nachttisch gestellt und so die arme Dora Bunner umgebracht. Und das kann dieser Schwarz nicht getan haben, denn er war ja schon tot. Es muss also j e mand gewesen sein, der beim Überfall im Wohnzimmer war, und wahrscheinlich jemand, der an der Geburtstag s feier teilnahm. Die einzige Person, die dadurch aussche i det, ist Mrs Harmond.«
»Du glaubst, dass jemand während der Geburtstagsfeier diese vergifteten Tabletten in das Fläschchen getan hat?«
»Natürlich! Aber frag nicht so dumm, Amy. Ich will mich jetzt zunächst mit dem Überfall beschäftigen. Streng ein bisschen dein Hirn an, denn alles hängt von dir ab.«
»Von mir!«, stieß Amy ängstlich hervor. »Aber ich weiß doch nichts, wirklich nicht, Martha!«
»Benutze ein bisschen diese Strohmasse, die du dein Hirn nennst! Also zunächst: Wo waren die einzelnen Le u te, als das Licht ausging … ?«
»Ich weiß nicht.«
»Doch, du weißt es! Du gehst einem wirklich auf die Nerven, Amy. Du weißt doch, wo du warst, oder nicht? Du hast neben der Tür gestanden!«
»Ja. Sie ist gegen meine Hühneraugen gestoßen, als der Mann sie aufriss.«
»Warum gehst du nicht zu einem richtigen Hühnera u genoperateur, statt selbst an deinem Fuß herumzuschne i den! Eines Tages wirst du dir noch eine Blutvergiftung holen. Also: Du hast neben der Tür gestanden. Ich stand beim Kamin, und die Zunge hing mir zum Hals heraus, weil ich nichts zu trinken bekam. Letty Blacklock stand am Tisch neben dem Türbogen und holte Zigaretten. Patrick Simmons war in den Nebenraum gegangen, um die Getränke zu holen … richtig?«
»Ja, ich erinnere mich.«
»Gut. Irgendjemand ging hinter Patrick in den Nebe n raum, einer der Männer. Das Dumme ist, dass ich nicht mehr weiß, ob es Easterbrook oder Edmund Swettenham war. Erinnerst du dich noch?«
»Nein.«
»Natürlich nicht! Und dann ging noch jemand in den Nebenraum – Phillipa Haymes. Daran erinnere ich mich noch genau, denn ich dachte, was für einen schönen R ü cken die Frau hat und wie gut sie auf einem Pferd auss e hen würde. Sie ging zum Kamin im
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