Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Mund voll Glück

Ein Mund voll Glück

Titel: Ein Mund voll Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
Vom Netzwerk:
Grand-Hotel mit bestem Appetit Fasanenbrüste auf Champagnerkraut, sondern es waren ein halbes
    Dutzend Gauner, die sich als Emir und Gefolge mit orientalischen Gewändern ausstaffiert hatten und sich das Depot vom Direktor der Zentralbank höchstpersönlich aushändigen ließen!«
    »Mann!« stöhnte Dr. Seehuber und schenkte das Stamperl zum drittenmal randvoll. »Jetzt brauche ich auch eine Herzstärkung!« und er kippte den Schnaps hinunter. »Wieviel haben die Ganoven kassiert?«
    »Rund zweieinhalb Millionen...«
    »Respekt vorm Dampfschiff! Eins muß man sagen, der Zug hat sich gelohnt. Und was weiß man von den Gaunern?«
    »Sie fuhren in zwei Riesenschlitten vor, die sie in einem Autoverleih für einen Tag gemietet hatten. Die Polizei war so liebenswürdig, die Auffahrt vor der Bank freizuhalten und dafür zu sorgen, daß die Gauner unbelästigt abfahren konnten, nachdem sie das Geld kassiert hatten. Die beiden Limousinen hat man inzwischen gefunden. Sie standen leer und verlassen in einem Wäldchen bei der Ausfahrt Bad Reichenhall neben der Autobahn. Die Herren scheinen sich nach Österreich abgesetzt zu haben.«
    In Alois Seehubers Gesicht begann es zu zucken...
    »Es ist natürlich eine Riesenschweinerei«, sagte er mit einer Stimme, die sich anhörte, als würde er in der nächsten Sekunde schluchzen, »aber dieser Gaunerstreich unter Polizeiaufsicht... Entschuldige, aber das geht einfach zu weit! Das geht über die Hutschnur! Nein, ich kann nicht mehr...«, und er brach in ein Gelächter aus, das ihn durch und durch schüttelte.
    »Wahnsinnig komisch«, knurrte Werner Golling giftig, »und daß ich mir meinen Scheck an den Hut stecken kann, findest du wohl besonders witzig!«
    »Ich verstehe dich nicht«, keuchte Alois Seehuber und wischte sich die Tränen aus den Augen, »was hat dieser Gaunerstreich mit deinem Scheck zu tun? Zweieinhalb Millionen... Zugegeben, solch kleinen Würstchen wie uns beiden klingt das ungeheuerlich in den Ohren, aber für deinen Emir ist das doch eine Bagatelle, ein feuchter Kehricht! Dem Mann sprudeln doch jeden Tag, den der liebe Gott werden läßt, Millionen in die Taschen. Ich möchte auch gar nicht annehmen, daß er sich in Deutschland nur ein einziges Konto eingerichtet hat. Wenn er mit der Absicht hergekommen ist, Industrieaufträge zu vergeben, dann wird er sich schon ein bißchen mehr als zwei lumpige Millionen eingesteckt haben. Und er wird dir einen neuen Scheck auf eine andere Bank ausstellen. Na also! Du hast nicht den geringsten Grund, den Kopf hängenzulassen.«
    »Meinst du wirklich?« fragte Werner Golling mit einem Ausdruck in den Augen, als entdeckte er, bei Nacht und stürmischer See schiffbrüchig und halb ersäuft auf dem Ozean treibend, in der Nähe ein rettendes Floß.
    »Und ob ich das meine!« machte sich Herr Seehuber stark.
    »Ich verstehe nur nicht, weshalb sich Herr Steinrück nicht bei mir gemeldet hat«, murmelte Werner Golling kopfschüttelnd.
    »Wer ist das?«
    »Der Geschäftsführer des Grand-Hotels. Eben der, der mich heranholte, als der Emir dabei war, aus der Hoteleinrichtung Kleinholz zu machen.«
    »Was verlangst du von dem Mann? Bei diesem Wetter! Der hat alle Hände voll zu tun, um zitternde Damen zu trösten. Aber bitte, ruf ihn doch an! Er wird dir bestätigen, was ich dir gesagt habe«, und er wies mit großzügiger Geste auf den Apparat, denn ein Gespräch mehr auf der Telefonabrechnung konnte die Pleite auch nicht größer machen.
    Werner Golling kannte die Nummer des Hotels auswendig, aber er wählte sie nach langem Zögern, als befürchte er, die Auskunft, die er von Herrn Steinrück erhalten würde, könnte seine letzten Hoffnungen grausam zerstören. Es dauerte eine Weile, bis Herr Steinrück ans Telefon kam, denn wenn er auch nicht gerade zitternden Damen die Händchen halten mußte, so herrschte im Hotel, vor allem in Bar und Halle, durch das Wetter bedingt, doch Hochbetrieb. Der Sturm hatte sich zwar gelegt, die Gewitter waren abgezogen, das Wasser stürzte nicht mehr aus Kübeln geschüttet vom Himmel, aber es regnete immer noch kräftig, und das Wasser stand auch noch immer knöcheltief in den Straßen.
    »Herr Steinrück, endlich! Hier spricht Werner Golling. Ich habe soeben mit der Zentralbank telefoniert...«
    »Doktor, ich flehe Sie an, hören Sie auf! Wenn Sie wüßten, wo mir der Kopf steht! Diese Geschichte bringt mich noch um den Verstand...«
    »Ich fürchte, daß sie mich um mein Honorar bringt!«
    »Ihr

Weitere Kostenlose Bücher