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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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fragte er.
    »Nein, ich brauche nur mal frische Luft.« Sie legte den Arm um ihn und zog ihn mit einer Geste zu sich heran, die klarmachte, sie würde ihm immer zur Seite stehen.
    »Gibt’s etwas Neues von George?« fragte Catherine.
    Helen schüttelte den Kopf. »Immer noch wie vorher. Paul, ich glaube, wir sollten deine Mutter überreden, eine Tasse Tee zu trinken und etwas zu essen.« Sie lächelte Catherine bedauernd zu. »Sie kennen ja Anne – sie ist nicht von seiner Seite gewichen, seit sie ihn auf die Intensivstation gebracht haben. Sie wird sich überanstrengen.«
    »Ich gehe dann«, sagte Catherine.
    Paul gab ihr die Hand. »Finden Sie heraus, was er gesehen hat. Oder gehört. Oder woran er sich erinnert hat«, sagte er. »Bitte.«
    »Ich werde mein Bestes tun«, sagte Catherine noch einmal. Sie sah den beiden nach, als sie zum Krankenhaus zurückgingen, und war froh, daß sie etwas zu tun hatte, das vielleicht die Last der Schuld auf Pauls Schultern leichter machen konnte. Daß dies auch ihren eigenen Interessen entsprach, war eine zweitrangige Überlegung geworden, bemerkte sie plötzlich überrascht. George Bennett war ihr offensichtlich wichtiger, als sie sich eingestanden hatte. Das machte es nur noch dringender, daß ein Buch, das ihm Gerechtigkeit widerfahren ließ, veröffentlicht wurde, sagte sie sich bestimmt. Und das war ein Dienst, den sie ihm sicherlich erweisen konnte.

2
    August 1998
    W as immer geschehen war, das George Bennett seine Entscheidung ändern ließ, es war jedenfalls in Scardale geschehen. Catherine war sich dessen sicher. Er hatte etwas gesehen, aber was …? Wie konnte ein so kurzer Besuch eine so massive Reaktion hervorrufen? Catherine hätte es verstehen können, wenn er gedacht hätte, sie müßte im Licht neuer Erkenntnisse einige Änderungen an ihrer ersten Fassung vornehmen, aber was konnte so bedeutungsvoll sein, daß es das ganze Projekt aus der Bahn warf? Und wenn es ein so unheilvoller Moment gewesen war, wie hatten die anderen Familienmitglieder ihn überhaupt nicht bemerken können?
    In der Hitze eines Augustnachmittags war Scardale kaum als der Weiler im rauhen Winterwetter wiederzuerkennen, dem sie im Februar den ersten Besuch abgestattet hatte. Das Gras war üppig, die Bäume hatten durch den nassen Sommer mehr Grüntöne, als ein Maler hätte einfangen können. Im Schatten der Bäume sahen sogar die einfachen Häuschen der Feldarbeiter von Scardale fast romantisch aus. Keine Spur von Düsternis oder von den unheilvollen Ereignissen vor fünfunddreißig Jahren.
    Catherine fuhr vor das Gutshaus, wo ein Kombiwagen, ein fünf Jahre alter Toyota, in der Einfahrt stand. Es sah aus, als sei Janis Wainwright zu Haus. Catherine blieb einen Moment im Auto sitzen und überlegte. Sie konnte kaum den Weg hinaufgehen und sagen: »Was ist gestern mit George Bennett passiert, das ihn veranlaßte, die Veröffentlichung unseres Buches aufzugeben? Was war an dem Besuch in Ihrem Haus so schrecklich, daß er in der Nacht einen schweren Herzinfarkt bekam?« Aber was sonst würde die erwünschte Antwort bringen?
    Sie dachte, sie könnte Kathy Lomas fragen, ob sie George am Tag zuvor gesehen hatte. Sie drehte sich auf dem Sitz in die Richtung Lark Cottage, aber Kathys Wagen war nirgends zu sehen. Enttäuscht stieg Catherine aus. Wenn alles andere nichts brachte, konnte sie die bewährte Journalistentaktik probieren und lügen, was das Zeug hielt. Sie ging den schmalen Weg zur Küchentür, betätigte den schweren Messingklopfer und hörte das Echo im Haus. Eine volle Minute verstrich, dann ging plötzlich die Tür auf. Vom Sonnenlicht geblendet, konnte Catherine kaum die Gestalt der Frau im dunklen Inneren des Hauses sehen. »Kann ich Ihnen helfen?« fragte sie.
    »Sie müssen Janis Wainwright sein. Ich kenne Ihre Schwester Helen. Mein Name ist Catherine Heathcote. Sie waren so nett, dafür zu sorgen, daß ich das Gutshaus besuchen konnte, für meine Recherchen zum Alison-Carter-Fall.« Sie hätte es nicht beschwören können, aber Catherine hatte das Gefühl, daß die Frau sich bei diesen Worten am liebsten zurückgezogen hätte.
    »Ich erinnere mich«, sagte sie mit tonloser Stimme.
    »Ich wollte fragen, ob ich noch einmal Ihr Haus sehen dürfte?« Catherines Augen fingen an, sich an das dämmrige Licht zu gewöhnen. Janis Wainwright schien erschrocken, dachte sie.
    »Es paßt mir jetzt nicht. Ein andermal. Ich werde etwas mit Kathy vereinbaren«, sagte sie schnell, und die Worte

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