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Ein Ort zum sterben

Ein Ort zum sterben

Titel: Ein Ort zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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und im Sterben lag, hatte sie um Worte gerungen, um ihm ein gefährdetes Kind ans Herz zu legen. War das die angeblich so abgebrühte Mallory? Keiner hatte sie jemals wirklich gekannt, allenfalls Helen Markowitz, die immer bereit gewesen war, das Beste von ihr zu glauben.
    Mallory, tapferer Paladin, ungeschliffener Edelstein …
    »Im Heim«, sagte Coffey. »Eindeutiger Fall von Kindesmißhandlung. Sie werden Redwing auf längere Zeit aus dem Verkehr ziehen, soviel steht fest. Fünfmal fünf Jahre könnte ich ihr mit links verschaffen, den Börsenschwindel noch gar nicht mitgerechnet. Dafür können sie ihr gesondert den Prozeß machen.«
    »Keine Mordanklage«, stellte Charles fest. »Sie glauben also nicht, daß sie Louis Markowitz umgebracht hat?«
    »Nein, das habe ich dem District Attorney ausgeredet. Er fand die Theorie nur deshalb überzeugend, weil man es Redwing von der Statur her durchaus zugetraut hätte. Aber sie hatte nicht das Zeug dazu, Markowitz in eine Falle zu locken. Vielleicht hat sie das Ding zusammen mit ihrem Oberboß gedreht, dann kriegen wir sie auf diesem Weg.«
    »Hat Redwing Namen genannt?«
    »Sie kennt keine. Spricht immer nur vom »Direktor«. Unsere Leute sind ihr durch fünf Stadtviertel gefolgt, ehe sie ihnen durch die Lappen gegangen ist. An jedem Wochentag eine Seánce. Wir schätzen, daß an die vierzig Leute mit drinstecken, die holen wir uns so nach und nach. Heute Vormittag fangen wir an.«
    Riker sah in sein Notizbuch. »Mit den Transaktionen könnte man eine ganze Bank in Schwung halten, hat Mallory mal zu mir gesagt. Das Gesamtkapital dieser Séance-Groupies hätte für die Staatsfinanzen eines kleinen Landes gereicht.«
    »Wir glauben, daß gut die Hälfte zu einer Aussage bereit ist, um mit einer geringeren Strafe davonzukommen«, sagte Coffey. »Das ist so mit der frechste Schwindel, der mir jemals untergekommen ist. Sie –«
    »Lassen Sie mich raten«, fiel ihm Charles ins Wort. »Das macht mehr Spaß. Redwing bekam vom ›Direktor‹ die Anweisung, bei einem Kartell von Mehrheitsaktionären Insidertips zu sammeln. Die Kauf- und Verkaufsorders wurden dann so umsichtig verteilt, daß die einzelnen Geschäfte immer relativ klein und unverdächtig blieben. Wäre die Börsenaufsicht doch mal neugierig geworden, hätten sie sich allesamt auf Redwings Kristallkugel herausreden können. Den auf sie entfallenden Gewinnanteil haben sich dann Redwing und der »Direktor« gerecht geteilt.«
    Coffey nickte anerkennend. »Nicht schlecht. Aber von gerechtem Teilen kann keine Rede sein. Der »Direktor« hat Redwing nur eine sehr geringe Provision gezahlt. Wir haben einen Ermittler der Börsenaufsicht kommen lassen, der ihr erst mal klargemacht hat, welche Größenordnung allein das eine Geschäft hatte, auf das wir dank Mallory gestoßen sind. Redwing hat sich furchtbar aufgeregt, sie hatte keine Ahnung, wie viel Geld im Pott war. Jetzt ist sie bereit auszupacken, aber viel hat sie leider nicht zu bieten.«
    »Und wie hat sie den »Direktor« kennengelernt?«
    »Über Pearl Whitman. Die hat mit einer ganzen Reihe von Medien verhandelt, sagt Redwing, ehe sie jemanden mit der nötigen Skrupellosigkeit gefunden hatte.«
    »Und wie kam der »Direktor« an sein Geld?«
    »Keine Ahnung. Wir nehmen an, daß Mrs. Whitman das regelte.«
    »Aber die Séancen gingen auch nach ihrem Tod weiter. Ich kann mir nicht vorstellen, daß der Kopf des Unternehmens Börsentips ohne Gegenleistung weitergab.«
    »Unser Mann von der Börsenaufsicht tippt auf ein Nummernkonto im Ausland, aber genau werden wir das erst erfahren, wenn wir das ganze Kartell geschnappt haben.«
    »Warum aber der Anschlag auf Mallory? Einen Mordversuch an einer Polizistin finde ich nicht besonders clever.«
    »Angeblich hatte sie Angst, Mallory könnte das Unternehmen auffliegen lassen.«
    »Und hat sie auch verraten, wie sie darauf gekommen ist? Ich glaube nämlich nicht, daß diese Idee auf ihrem eigenen Mist gewachsen ist.«
    »Redwing dürfte, auch wenn sie selbst nicht gerade die Hellste ist, Mallorys überragende Intelligenz sehr wohl erkannt haben. Außerdem war an dem Tag von Louis Markowitz’ Beerdigung Mallorys hübsches Gesicht in der Zeitung, dazu ein netter kleiner Artikel über die Tochter des Cops, die auch zur Polizei gegangen ist. Als Mallory sich dann in die Séance einschleusen ließ, muß Redwing der Schreck in alle Glieder gefahren sein.«
    Mallory regte sich in ihrem weißen Bett, und drei übernächtigte

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