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Ein Ort zum sterben

Ein Ort zum sterben

Titel: Ein Ort zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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in Louis’ Bericht. Von ihr nur ein Daumen- und ein Zeigefingerabdruck am Fenster. Ansonsten nur noch die Spuren von einem Mann aus der Werkstatt, der mal was an dem Wagen gemacht hat, und von dem alten Knaben, dem der Schlitten gehörte.«
    Er nahm einen letzten Zug aus der Dose und stellte sich hinter Mallory. Auf einer der Detailaufnahmen, die den Mord an Anne Cathery dokumentierten, war der Abdruck einer blutigen Hand auf dem weißen Putz des Schuppens zu erkennen.
    »Wenn du nach einem Markenzeichen suchst, liegst du schief, Kathy. Bei Pearl Whitman gibt’s keine blutige Hand.«
    »Irgendwas stimmt hier nicht.« Sie ging wieder auf ihre Seite, zurück zu der ermordeten Samantha Siddon, der blutigen Hand in Großaufnahme.
    Riker meinte Markowitz zu hören, der ein so feines Gespür für Unstimmigkeiten gehabt hatte. »Die Frau hat um ihr Leben gekämpft, Mallory–« Er stockte und besah sich Samantha Siddons friedliches Gesicht. Nein, es sah nicht so aus, als hätte es hier einen Kampf gegeben.
    »Slope kann also nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es sich um einen einzigen Täter handelt?«
    »Er knobelt noch daran herum. Commissioner Beale wär’s recht, wenn’s mehrere wären, weil wir dann eine Nasenlänge Vorsprung vor der Presse hätten.«
    »Beale macht also Coffey das Leben schwer?«
    »Du kennst das ja: Die Presse drischt auf Beale ein, Beale fuchtelt quiekend mit den Fäustchen in der Luft herum, und Coffey tut, als wenn er Angst vor Mäusen hätte.«
    Sie pinnte ein Blatt an die Korkwand. »Irgendwelche Abweichungen bei dem neuen Fall? Sonst irgendwas Auffälliges?«
    »Ja. Das Blatt hängt schief.«
    »Laß die Witze.«
    Dabei hatte das gar kein Witz sein sollen. Abweichungen von ihrer pingeligen Ordnung waren eindeutig etwas Auffälliges. Nachdem er den gesplitterten Fingernagel an ihrer rechten Hand entdeckt hatte, suchte er gezielt nach weiteren Hinweisen. Fernseher und Videorecorder hatte sie offenbar aus einem anderen Zimmer geholt. Der Diaprojektor war neu. Aber nirgends eine Spur von Staub. Na ja, selbst eine Perfektionistin konnte wohl mal einen schlechten Tag haben.
    Er zuckte die Schultern. »Nein, alles wie gehabt. Die Handtasche war weg. Auch unsere Leichenfledderer haben gearbeitet wie immer.«
    Daß sie lächelte, gab ihm zu denken. Was fand sie an seiner Bemerkung so aufschlußreich?
    »Und die Verletzungen?« fragte sie.
    »Slope sagt, daß Vergleiche schwierig sind, wenn der Typ jedes Mal ein anderes Messer nimmt. Aber es sind immer die gleichen Stellen, und es ist auch immer die gleiche Reihenfolge. Zuerst geht er ihnen an die Kehle.«
    »Was setzt er, daß es zwei waren?«
    »Hab ich auch gefragt, aber Slope mag keinen Einsatz riskieren, dabei zockt er doch sonst so gern.«
    Auch das letzte Foto hängte sie schief auf. Riker trat zurück. In Markowitz’ Hälfte herrschte das gewohnte Chaos, in der von Kathy noch immer leidliche Ordnung, die aber mit jedem neuen Stück der Sammlung ein bißchen mehr in die Binsen ging. Der vorläufige Obduktionsbericht des letzten Mordes schaukelte krumm und schief an einer einzigen Nadel. Die Wohnung selbst war tadellos in Schuß. Wie viel Zeit mochte sie in diesem Zimmer verbringen?
    Sie zeigte ihm die Aufnahme einer großen, schwergewichtigen Frau, die sich drohend vor einem Taxifahrer aufgebaut hatte. »Nennt sich Redwing und hat irgendeinen Schwindel am Gramercy Square laufen. Kennst du sie?«
    »Nicht persönlich, aber unsere Leute erwähnen sie in ihren Berichten.« Redwing war keine Neuerscheinung am Square, sie tauchte seit über einem Jahr einmal in der Woche dort auf. Viel mehr interessierten ihn die Aufnahmen von Jonathan Gaynor und Henry Cathery.
    »Ich lerne sie morgen bei einer Séance kennen«, sagte Mallory, »und hätte mich vorher gern ein bißchen schlau gemacht. Als Redwing ist sie nicht im Rechner. Solltest du sie zufällig unter einem anderen Namen entdecken, sagst du mir Bescheid, ja?«
    Riker nickte. Er hatte nur halb zugehört. »Wir sollten mal über deine Technik reden, Mallory. Solche Aufnahmen kriegt man nur, wenn man nah rangeht. So nah, daß das Zielobjekt einen sehen kann.«
    Sie drehte ihm den Rücken und pinnte das Redwing-Foto an die Korkfläche. »Du warst dabei, als Markowitz mit Gaynor gesprochen hat, nicht? Hast du dir Notizen gemacht?«
    Riker blätterte in seinem zerfledderten Notizbuch, fand die Stelle, die er gesucht hatte, und hielt sie mit dem Zeigefinger fest. »Windmühle.«
    »Wie bitte?«
    »Seine

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