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Ein Ort zum sterben

Ein Ort zum sterben

Titel: Ein Ort zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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Woche.« Sie beugte sich über Riker hinweg zum Beifahrerfenster. »Behalt den Fernseher im ersten Stock im Auge.«
    Riker sah auf die erleuchtete Fensteröffnung und den ärmlichen Raum dahinter. Der abschließbare Fensterriegel wirkte wie Hohn. Zu holen war hier nichts. Auf einem wackligen Klapptisch stand ein alter Schwarzweißfernseher. Von der mit Rissen und Sprüngen durchzogenen Wand blätterte die Farbe. Vor dem Fernseher stand ein Sessel mit herausquellendem Innenleben, und über der Sessellehne ragte ein kahler Kopf mit ein paar schmutzig weißen Haarbüscheln hervor.
    Mallory holte ihren Laptop heraus. »Sag mir Bescheid, wenn eine Bildstörung kommt.«
    Riker entdeckte allerlei neues Spielzeug in Mallorys Wagen. Die Antenne am vorderen Kotflügel war keine gewöhnliche Radioantenne. Und der schwarze Telefonapparat, den sie in der linken Hand hielt, war ein Gerät, das normalerweise die Instandhaltungstrupps der Telefongesellschaften benutzten. »Du wirst doch nicht ohne richterliche Genehmigung ein Telefon anzapfen wollen?«
    »Ich verspreche dir, daß wir keine Stimmen hören werden. Ich hole nur eine Handvoll elektronischer Signale aus der Luft und mache sie auf meinem Computer lesbar. Wo steht geschrieben, daß das verboten ist?«
    Riker richtete den Blick wieder auf das erleuchtete Fenster. Er wollte gar nicht mehr als nötig mitbekommen. »Und was ist, wenn die Bildstörung kommt?«
    »Dann steht der Alte auf und hämmert wie verrückt auf dem Kasten herum.«
    Jetzt zuckten wirre Linien über den Schirm, und Riker stieß Mallory an. Der Alte kam mühsam aus seinem Sessel hoch und bearbeitete ohne Zorn, aber mit einem Gesicht, als könne er jeden Augenblick losheulen, den Apparat mit den Fäusten.
    Auf dem Laptop-Bildschirm tat sich was.
    »Wir sind drin. Die elektrischen Leitungen da drüben sind total im Eimer. Redwing weiß nicht, daß sie mit ihrem Computer den Empfang des Alten stört, und der Alte weiß nicht, was ein Computer ist. Wie sieht’s jetzt aus?«
    Riker blickte hin. Der Fernsehempfang war wieder normal, der Alte ging zu seinem Sessel zurück.
    »So«, sagte Mallory, »und jetzt kannst du mich meinetwegen drankriegen, weil ich Fernseher repariere, ohne einen Gewerbeschein zu haben.«
    Wie oft hatte sie schon mit diesem Trick gearbeitet?
    »Versprich mir, daß du nicht wieder herkommst, Kathy. Ob du’s glaubst oder nicht – Observieren will gelernt sein.« Wie sollte er Mallory klarmachen, daß sie selbst nach gründlichem Schliff für Observierungsaufgaben gänzlich ungeeignet war, weil sie strahlend blondes Haar und ein Gesicht hatte, das sich in der Erinnerung festsetzte – jahrelang oder für ein ganzes Leben. »Du hast dich nie mit Zuträgern abgegeben, mit Luden und Junkies, Dieben und Dealern und Nutten, mit all den Augen und Ohren, die man braucht, um in diesem Job auch nur einen Tag zu überleben. Jeder Streifenpolizist hat mehr Rückhalt als du.«
    »Und von wem hat Markowitz die Unterlagen der Börsenaufsicht? Die vielen Hintergrundinformationen? Von mir und nicht von deinen miesen kleinen V-Leuten. Wer hat euch auf die Séancen hingewiesen? Keinen einzigen Zuhälter oder Junkie hab ich dafür zu bemühen brauchen.«
    Kein Zweifel – Mallory war immer Markowitz’ beste Quelle gewesen.
    »Mit dieser Wertpapiergeschichte kann Coffey nichts anfangen«, sagte Riker. »Wenn er zu früh bei der Börsenkommission Alarm schlägt, nimmt uns das FBI den Fall ab. Und gerade den Mord an Louis möchte er ihnen natürlich nicht überlassen, der soll sozusagen in der Familie bleiben …«
    »Verstehe.«
    »Aber wir müssen uns wegen Redwing einigen, Kathy. Du kannst draufgehen bei so einer Nummer.«
    »Ich bin keine Anfängerin.«
    »In der praktischen Arbeit schon. Markowitz hat einen Fehler gemacht, daran führt kein Weg vorbei. Und du läufst in dieselbe Falle, wenn du Redwing observierst, ohne Rückendeckung zu haben.«
    Er predigte tauben Ohren. Mallory sah auf ihren Bildschirm und verzog keine Miene.
    »Was ist das überhaupt für eine Masche, an der Redwing da strickt?« fuhr Riker fort. »Elektronischer Kontenklau oder was?«
    »Damit wäre sie entschieden überfordert. Mit ihren Computerprogrammen kommt Redwing mehr schlecht als recht zu Rande, aber selber ein Programm schreiben könnte sie nie. Ich beobachte sie schon seit ein paar Tagen dabei, wie sie Mailboxen abfragt. Sie wartet auf etwas. Wahrscheinlich auf einen Kontakt mit dem Kopf des Unternehmens. Ich vermute, daß

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