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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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wäre die Frage vollkommen überflüssig.
    Auf der Galerie herrschte Stille. Kein Laut, kein Rascheln von Kleidern war zu hören. Rathbone betete zu Gott, Winfarthing würde etwas zu berichten haben, womit sie sich in den Nachmittag retten konnten, an dem Monk hoffentlich mit Agatha Nisbet eintreffen würde.
    »Warum, Dr. Winfarthing?«, soufflierte Rathbone. »Haben Sie denn eigene Erfahrungen mit dem Tod von Säuglingen aufgrund zu hoch dosierten Opiums?«
    »So tragisch es ist, ja. Ich konnte viele von Dr. Lambourns Ergebnissen bestätigen und ihm meine eigenen Erkenntnisse zur Verfügung stellen, die zufällig fast deckungsgleich waren.«
    Coniston erhob sich. »Mylord, um dem Gericht Zeit zu sparen, stimme ich dem Zeugen bereitwillig darin zu, dass Dr. Lambourns Daten auf ehrliche Weise gesammelt wurden und hinsichtlich des Schindluders bei der Dosierung von Opium für Kinder durchaus zutreffend gewesen sein können. Zu ermessen, ob das eine Tragödie ist, die sich durch verbesserte Methoden bei der Abfüllung beheben lässt, fällt nicht in unseren Aufgabenbereich. Aber da Sir Oliver selbst darauf hingewiesen hat – ob berechtigterweise oder nicht –, dass Dr. Lambourns Tod nichts mit seiner Studie über die Beschriftung opiathaltiger Medikamente zu tun hatte, vermag ich nicht zu erkennen, wie das auch nur den entferntesten Bezug zu Zenia Gadneys Ermordung haben soll, selbst wenn wir den unwahrscheinlichen und nie nachgewiesenen Umstand annehmen, dass sie in Teile der Studie eingeweiht war. Und erst recht nicht, dass eine Abschrift des Werks in ihrem Besitz gewesen sein könnte.«
    »Ihr Argument ist berechtigt, Mr Coniston«, antwortete Pendock. »Sir Oliver, Sie verschwenden wieder einmal Zeit. Das dulde ich nicht! Wenn Dr. Winfarthing uns nichts weiter mitzuteilen hat außer seiner Meinung, dass Dr. Lambourn ein guter Arzt war, dann nehmen wir es zur Kenntnis, aber es ist, wie Mr Coniston zu Recht sagt, für diesen Prozess irrelevant. Sollte Mr Coniston keine Fragen an Dr. Winfarthing haben, dann rufen Sie bitte Ihren nächsten Zeugen auf, wer immer das sein mag, und lassen Sie uns fortfahren.«
    Winfarthings Augen weiteten sich, und sein Gesicht färbte sich dunkelrot vor Zorn. Er warf sich in dem engen Zeugenstand mit einiger Mühe herum und funkelte den Richter in seiner scharlachroten Robe und der weißen Allongeperücke an.
    »Sir!«, donnerte er. »Ich habe sehr viel Relevantes zu sagen, auch wenn ich mir sehr wohl bewusst bin, dass die Einzelheiten vielleicht nicht erfreulich sind, denn es geht um die entwürdigendsten und qualvollsten von Menschen ersonnenen Methoden, den Körper und die Seele von Mitmenschen zu schänden. Es betrifft widerwärtigen Missbrauch bei der Linderung von Schmerzen, und zwar zu dem Zweck, sich daran zu bereichern. Und wenn wir weiter als Personen von Anstand und Ehre gelten wollen, wenn wir das sein wollen, was den Menschen auszeichnet, dann ist es ein Luxus, auf den wir einfach kein Recht haben, zu sagen: ›Wir möchten uns lieber nicht mit der Wahrheit quälen.‹« Er beschrieb eine Viertelumdrehung und richtete sich mit glühenden Augen an die zwölf Geschworenen.
    Diese lauschten gebannt und voller Respekt.
    Pendock hatte es die Sprache verschlagen. Er vermied es, Winfarthing anzuschauen, und spähte stattdessen zu Coniston hinüber, ohne bei ihm Hilfe zu finden. So wandte er sich schließlich an Rathbone.
    »Halten Sie Ihren Zeugen bitte im Zaum, Sir Oliver«, forderte er ihn wütend auf. »Ich dulde in meinem Gerichtssaal kein Chaos. Wenn Sie etwas Relevantes über den Mord an Zenia Gadney zu fragen haben – und achten Sie sorgfältig darauf, dass das wirklich der Fall ist –, dann tun Sie das bitte ohne weitere Abschweifungen und Verzögerungen.«
    »Abschweifungen?«, zischte Winfarthing in einem bis zu den hintersten Rängen hörbaren Bühnenflüstern.
    Rathbone merkte, dass ihm der letzte Fetzen Kontrolle aus den Händen zu gleiten drohte. Er blickte Winfarthing an, und spätestens jetzt wurde ihm klar, warum Hester diesen Mann mochte. Er war unbezähmbar und entsprach damit ihrer anarchischen Natur.
    »Dr. Winfarthing«, sagte er streng, »haben Sie Dr. Lambourn Informationen gegeben, die er in seine Studie aufgenommen haben könnte und die für ihn etwas Neues darstellten? Ich erkundige mich gezielt nach einem Umstand, der ihn in einem Maße beunruhigt haben könnte, dass damit seine tiefe Betroffenheit in den Tagen kurz vor seinem Tod erklärt wäre, ein

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