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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Fassungslos starrte er Monk an, unfähig, etwas zu erwidern.
    »Es tut mir leid«, sagte Monk aufrichtig. »Jetzt verstehen Sie vielleicht, warum wir mehr über sie wissen müssen. Und um ehrlich zu sein, Mr Clawson, mir persönlich ist sehr daran gelegen. Je mehr ich über sie erfahre, desto dringender will ich den Mann aufspüren.«
    Clawson schloss die Augen; die Knöchel seiner Finger waren weiß geworden. »Sie war ’ne stille kleine Frau, die hier reinkam, um sich für wenig Geld Opium zu kaufen, das sie gegen ihre Kopfschmerzen brauchte, und um den Tag besser rumzubringen, weil sie einsam war. Und als dieser eine … Kunde … nich’ mehr zu ihr kam, war sie auf sich allein gestellt. Wenn sie dort rausging, um ein paar Shillings zu verdienen oder ein bisschen Trost zu finden, hat sie bestimmt nich’ aufgeschlitzt und ermordet werden wollen! Sehen Sie zu, dass Sie die Bestie, die das getan hat, kriegen und auf die gleiche Weise zerstückeln!« Er öffnete die Augen und funkelte Monk an.
    »Ich werde ihn kriegen«, versprach Monk hastig, ohne auf das Angebot einzugehen. »Übrigens, sie wurde nicht bei lebendigem Leib aufgeschlitzt. Was nach ihrem Tod mit ihr angestellt wurde, bekam sie nicht mehr mit.«
    »Woher wissen Sie das?« Clawson wollte Gewissheit haben und nicht mit leeren Worten abgespeist werden.
    »Der Polizeiarzt hat es gesagt. Das ließ sich am Blut erkennen.«
    Clawson glaubte das nur zu gern. Er nickte bedächtig. »Gut.« Er nickte erneut. »Gut.«
    Monk verließ ihn und setzte seine Befragungen in den Häusern dieser Straße und in zwei weiteren Geschäften in der Nähe fort. Aber als er am Abend müde und hungrig den Heimweg antrat, hatte er nichts mehr erfahren, was von Belang war.
    Während er am Limehouse Pier auf die Fähre wartete, ging er alles noch einmal in Gedanken durch. Lag Zenia Gadneys Tod am Ende in ihrer Unerfahrenheit und der Verzweiflung über den plötzlichen Verlust ihres einzigen Helfers begründet? War er gestorben, oder hatte er sie lediglich sitzenlassen? Oder hatte irgendeine Krise zur Folge gehabt, dass er seine Mätresse nicht länger unterhalten konnte? So tragisch es war, Letzteres schien sehr wahrscheinlich.
    Denkbar war freilich auch, dass ihr Tod direkt mit dem Mann zu tun hatte, der offenbar der Einzige in ihrem Leben gewesen war, der sie geliebt hatte. Wer war das? Niemand hatte eine Beschreibung gegeben, die seine Identifizierung unter Tausenden ehrbaren Herren mittleren Alters in London oder woanders ermöglicht hätte. Vielleicht hatte er sie deshalb so selten besucht, weil er in einiger Entfernung von London lebte und dort nur geschäftlich zu tun hatte? Konnte es am Ende sogar ein anderer Landesteil sein? Was, wenn er aus Manchester, Liverpool oder Birmingham stammte?
    »Wir sollten uns darauf konzentrieren, ihren Bekannten zu ermitteln«, erklärte Orme, als sie bei Wapping New Stairs am Flussufer standen. Gerade herrschte Gezeitenwechsel. Das Wasser hatte seinen höchsten Stand erreicht und wälzte sich mit ungeheurer Wucht vorbei. Der Wind frischte wieder auf, blies ihnen scharf ins Gesicht. So ungestüm war er meist nur dann, wenn er von Osten und dem offenen Wasser herwehte.
    Monk schlug den Mantelkragen hoch. »Ich werde mein Möglichstes tun, um ihn zu finden. Nur ist völlig unklar, woher und wie er kam.«
    »Mit einem Hansom«, schlug Orme vor. »Was Sie sagen, klingt nicht so, als ob er aus der Gegend stammen würde. Und mit dem Omnibus wollte er anscheinend nicht fahren. Soll ich Ihnen helfen? In der Narrow Street habe ich keine Anhaltspunkte gefunden. Alles blinde Spuren. Anscheinend ist sie dort nie hingegangen, außer ein-, zweimal in Begleitung einer Freundin.«
    »Nein«, erwiderte Monk. »Bei den Ortsansässigen um den Limehouse Pier herum werden Sie wohl mehr ausrichten. Dort ist sie gesehen worden, und irgendjemand hat bestimmt auch ihn bemerkt. Ein Fremder muss aufgefallen sein. Wir müssen dem Gedächtnis der Leute nur auf die Sprünge helfen.«
    »Sie haben Angst«, erwiderte Orme düster. »Und die Zeitungen helfen da auch nicht. Die verbreiten nur Panik mit ihren Gruselgeschichten über eine Fahndung nach einem blutrünstigen Monster, das geifernd neuen Opfern auflauert.«
    »Für sein Inneres mag das vielleicht zutreffen«, meinte Monk kopfschüttelnd. »Äußerlich sieht er aber wahrscheinlich aus wie Tausende andere. Wie lange dauert es nur, bis die Leute das begreifen? Vermutlich dachte die arme Frau, er sei völlig normal,

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