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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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schließlich alle drei gegeneinander abzuwägen.
    Dinah liebte Lambourn aus tiefstem Herzen, wie eine Frau ihren Mann liebt, wobei die Leidenschaft, die sie nach wie vor eindeutig empfand, ihre Sichtweise vielleicht etwas verzerrte. Sie war immer noch verstört und weigerte sich zu glauben, dass er seinen Tod selbst herbeigeführt haben könnte. Es war nicht schwierig, ihre Haltung nachzuvollziehen, zumal sie offenbar weder von Zorn noch von Verzweiflung geprägt war, sondern von ihrer Entschlossenheit, weiter für eine Sache zu kämpfen, die für ihn immer mehr zu einer Herzensangelegenheit geworden war.
    Oder wollte – musste? – Dinah sich an ihren Glauben klammern, um nicht nur ihre Überzeugungen zu behalten, sondern auch die Fähigkeit, nach Joels Tod weiterzumachen und sich um ihre Töchter zu kümmern? Das wäre ebenfalls nicht schwer zu verstehen.
    Amity Herne hatte zugegeben, dass sie und Lambourn in vielerlei Hinsicht voneinander getrennt aufgewachsen waren. Sieben Jahre bedeuteten bei Kindern einen gewaltigen Altersunterschied. Joel war voll in seiner Ausbildung und später in seinem Berufsleben aufgegangen. Laut Amity hatten sie auch räumlich so weit voneinander getrennt gelebt, dass die einzige Kommunikation in Briefen bestand und sich erst recht keine Freundschaft zwischen ihnen entwickelt hatte. Erst in letzter Zeit hatte sie mehr über ihn und sein Wesen erfahren.
    Oder war auch das ein Urteil, das sie sich mehr aufgrund eines emotionalen Bedürfnisses gebildet hatte als durch neutrale Beobachtung? Musste sie sich von jeder Schuld an seinem Selbstmord freisprechen, indem sie ihn als einen zu seinem Verhängnis mit Fehlern behafteten Mann darstellte, an den sie ohnehin nie hätte glauben können?
    Wen konnte Monk sonst noch befragen? Amitys Mann, Barclay Herne, war wohl zu eng mit seiner Frau verbunden, um als unvoreingenommen zu gelten, auch wenn seine Meinung durchaus ausgewogener sein mochte als ihre. Wer hatte an der Spitze der Organisation gestanden, die Lambourns Untersuchung angefordert hatte? Dieser Mann hatte als Außenstehender vermutlich eine sachlich begründete Meinung über Lambourns Urteil, frei von persönlichen Gefühlen.
    Es erforderte nur einige wenige Erkundigungen, um zu erfahren, dass der zuständige Minister, Sinden Bawtry, ein fähiger und charismatischer Mann war, der in politischen Kreisen einen sprunghaften Aufstieg genommen hatte. Er besaß ein immenses persönliches Vermögen und spendete großzügig für viele gute Zwecke, vor allem in den Bereichen Kunst und Kultur. Seine Sammlung von erlesenen Gemälden und die Tatsache, dass er einzelne davon Museen stiftete, brachten ihm große Bewunderung ein. Eine halbe Stunde seiner Zeit zu ergattern war keine leichte Aufgabe.
    Es war schon Spätnachmittag, als Monk ins Vorzimmer seines Büros geführt wurde. Mit zunehmender Wartezeit wuchsen Monks Zweifel, dass Bawtrys Informationen ihm helfen würden, den Mord an der Frau auf dem Limehouse Pier zu klären. Ja, er musste die Wahrheit ein wenig strecken, um daran glauben zu können. Und dann stand er sich im Vorzimmer noch einmal eine Dreiviertelstunde die Beine in den Bauch und wurde von Minute zu Minute ungeduldiger, ehe er vorgelassen wurde.
    Eigentlich hatte er einen Herrn mittleren Alters mit steifem Gebaren erwartet, doch tatsächlich trat ihm ein Mann von raumbeherrschender Vitalität entgegen und schüttelte ihm mit festem Druck die Hand.
    »Tut mir leid für die lange Wartezeit«, sagte er herzlich. »Manche Leute sind einfach nicht in der Lage, sich kurzzufassen. Sie scheinen sich zu sagen: ›Je mehr Wörter ich verwende, desto ernster wird mein Anliegen genommen.‹« Er lächelte. »Was kann ich für Sie tun, Mr Monk? In Ihrer Nachricht schreiben Sie, dass es um den verstorbenen Dr. Joel Lambourn und einen möglichen Zusammenhang mit diesem schrecklichen Mord am Limehouse Pier geht. Sie haben mich ganz schön neugierig darauf gemacht, worin dieser Zusammenhang womöglich bestehen könnte.«
    »Vielleicht gibt es gar keinen.« Monk entschied sich blitzschnell, es bei diesem Mann nicht mit einer Täuschung zu versuchen, egal, wie gering. Sein ansehnlicher Kopf und sein einnehmender Charme verbargen weder seine Intelligenz noch sein Machtbewusstsein. »Es scheint aber so zu sein, dass Dr. Lambourn das Opfer sehr gut kannte. Nun habe ich von Leuten, die Dr. Lambourn nahestanden, widersprüchliche Meinungen über ihn gehört. Um sie gegeneinander abwägen zu können,

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