Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
»Wir baten die Zeugin um Namen und Anschrift. Aber sie konnte uns nichts sagen. Sie wusste selbst nichts. Sie war nur dort hinausgegangen, weil sie ihren Mann gesucht hatte. Dann bin ich bei der Toten geblieben, während Mr Monk zur örtlichen Polizeiwache gelaufen ist.«
    Coniston zog die Augenbrauen hoch. »Die örtliche Polizei? Fiel die Frau denn nicht in Ihren Zuständigkeitsbereich – sie wurde immerhin auf dem Pier entdeckt, also am Fluss?«
    »Richtig, Sir. Aber zuallererst wollten wir wissen, wer sie war.«
    Coniston lächelte und entspannte sich etwas. »Natürlich. Dazu kommen wir noch. Sie war Ihnen also nicht bekannt?«
    »Nein, Sir.«
    »Und könnten Sie uns die Leiche beschreiben, Sergeant?« Diesmal gab er keine Entschuldigungen ab.
    Rathbone hätte gern Einspruch erhoben, doch der wäre unbegründet gewesen. Das Verbrechen war entsetzlich. Darum hatte Coniston das Recht, die Geschworenen mit grässlichen Details zu schockieren, bis sie weinten und ihnen schlecht wurde. An seiner Stelle hätte er, Rathbone, es nicht anders gehandhabt.
    Orme schluckte schwer. Selbst von seinem Platz aus konnte Rathbone sehen, dass seine Nackenmuskeln und der Kiefer verkrampft waren. Welche Mühe es ihm bereitete, die Fassung zu wahren, mussten auch die Geschworenen erkennen.
    »Ja, Sir«, sagte Orme leise. Er klammerte sich noch fester an die Brüstung und atmete mehrmals tief durch, bevor er anfing. »Sie war nicht mehr jung, vielleicht vierzig, hatte aber ihre Figur behalten. Ihre Haut war sehr weiß, soweit wir das sehen konnten. Ihre Kleider waren aufgerissen oder zerfetzt worden, und ihre … Brüste waren ganz entblößt. Jemand hatte sie aufgeschlitzt … von …« Er fasste sich ruckartig ans Brustbein und ließ die Hand dann langsam an sich hinunter bis auf Höhe der Lenden gleiten. Erneut schluckte er. »Und ihre Eingeweide waren herausgerissen worden, Sir, und lagen auf ihr verteilt herum. Es … es war nicht leicht zu erkennen, ob alles noch da war. Und ich hätte das sowieso nicht beurteilen können.«
    Nun wirkte auch Coniston blass. »War das das volle Ausmaß ihrer Verletzungen, Sergeant?«
    »Nein, Sir. An ihrem Haar klebte Blut, als hätte sie dort ein ziemlich schwerer Schlag getroffen.« Orme erweckte den Eindruck, als würde er weitersprechen wollen, verzichtete jedoch aus Rücksicht auf die Zuhörer darauf anzumerken, dass die Verstümmelungen dem Opfer erst zugefügt worden waren, als es bereits tot war.
    Coniston neigte den Kopf. »Danke sehr, Sergeant. Wenn Sie bitte im Zeugenstand bleiben möchten, falls mein geschätzter Freund von der Verteidigung noch Fragen an Sie hat.« Mit einem höflichen Lächeln blickte er zu Rathbone hinüber. Natürlich gab es keine Fragen, die dieser noch hätte stellen können, und das wussten sie beide.
    Rathbone erhob sich. »Danke, Mylord«, sagte er, an den Richter gewandt. »Aber ich denke, Sergeant Orme hat uns bereits alles gesagt, was er weiß.«
    Orme verließ den Zeugenstand, und Overstone nahm seine Stelle ein, der Polizeiarzt, der die Leiche untersucht hatte. Alles an ihm drückte militärische Präzision aus, die Haltung, der direkt auf Coniston gerichtete Blick, das düstere Gesicht, das glatt auf dem Kopf anliegende, schüttere Haar. Er wirkte müde, als hätte er solche Untersuchungen schon zu oft durchgeführt und empfände sie von Mal zu Mal als belastender. Rathbone dachte, dass es diesen Mann vermutlich all seine Kraft kostete, mit steter, emotionsloser Stimme zu sprechen.
    Coniston begann die Vernehmung. »Sie haben die Leiche dieser bedauernswerten Frau untersucht, die die Polizei am Limehouse Pier entdeckt hatte?«
    »Ja.«
    »Beschreiben Sie sie mir bitte. Ich meine, ihre äußere Erscheinung, wie sie zu Lebzeiten gewesen sein muss.«
    »Etwa eins sechzig groß. Durchschnittliche Figur. Hatte um die Hüften schon etwas zugenommen. Sie wirkte gut ernährt. Ihr Alter würde ich auf Mitte bis Ende vierzig schätzen. Hellbraunes Haar, blaue Augen. Soweit sich das beurteilen lässt, muss sie im Leben hübsch gewesen sein. Sie hatte gute Zähne und feingliedrige Hände.«
    »Irgendwelche Anzeichen einer Krankheit?«, erkundigte sich Coniston in einem Ton, als wäre das eine sinnvolle Frage.
    Overstones Züge strafften sich. »Die Frau ist zerstückelt worden!«, stieß er hervor. »Wie, in Gottes Namen, kann ich das wissen?«
    Coniston errötete leicht, obwohl er diese Reaktion provoziert hatte. Schlagartig begriff Rathbone, dass er das

Weitere Kostenlose Bücher