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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Kalkül mit einzubeziehen. Und so schritt er trotz aller Bedenken durchaus zuversichtlich über die freie Fläche vor dem Richterpult.
    »Mr Monk«, begann er in sanftem Ton. Schlagartig verstummte das Publikum, um sich kein Wort entgehen zu lassen. »Sie waren in der Morgendämmerung jenes Tages mit Sergeant Orme zusammen, als Sie die Leiche dieser armen Frau am Limehouse Pier entdeckten. Sie beide hörten die Schreie der bedauernswerten Frau, die sie dort entdeckt hatte. Orme blieb zurück und bewachte die Leiche, während Sie losgingen, um die örtliche Polizei zu informieren, die sie womöglich identifizieren konnte, und die entsprechenden Behörden in Kenntnis zu setzen, damit diese die Leiche übernahmen?«
    »Ja«, bestätigte Monk, sorgfältig auf eine ausdruckslose Miene bedacht.
    »Wusste die örtliche Polizei, wer sie war?«, fragte Coniston beiläufig, als wäre er nicht im Bilde.
    »Nein«, antwortete Monk.
    Das schien Coniston leicht zu verwirren. Er blieb wie angewurzelt stehen. »Es hatte nie ein Haftbefehl gegen sie vorgelegen, noch war sie je wegen ihrer Aktivitäten als Prostituierte verwarnt worden?«
    »So wurde es mir gesagt«, bestätigte Monk erneut.
    »Wenn sie denn eine Prostituierte war … Finden Sie das nicht außerordentlich?« Dieser Frage verlieh Coniston einen überraschten Unterton.
    Monk verriet weiter keine Regung. »Es geschieht oft, dass man jemanden nicht erkennt, der eines gewaltsamen Todes gestorben ist, vor allem dann nicht, wenn viel Blut geflossen ist und einen natürlicherweise davor schaudert. Tote können kleiner wirken, als man sie in Erinnerung hat. Und wenn sie nicht so bekleidet sind, wie sie es zu Lebzeiten waren, oder sich in einer anderen Umgebung befinden, als man es bei ihnen gewohnt war, begreift man nicht immer, wen man vor sich hat.«
    Coniston erweckte den Eindruck, als wäre das nicht die Antwort, die er hören wollte. Er ging jedoch nicht weiter darauf ein. »Haben Sie dann Nachforschungen bezüglich ihrer Identität angestellt?«
    »Selbstverständlich.«
    »Wo führten Sie die Befragungen durch?« Coniston spreizte die Hände, eine Geste, die unzählige Möglichkeiten umfasste.
    »Bei Nachbarn, Ladeninhabern, Frauen aus dem Viertel, mit denen sie hätte bekannt sein können.«
    »Wenn Sie von ›Frauen‹ sprechen, meinen Sie damit Prostituierte?«, drängte Coniston.
    Monks Gesicht blieb leer. Wahrscheinlich war Rathbone der Einzige, der einen winzigen Wangenmuskel zucken sah. »Damit meine ich Wäscherinnen, Fabrikarbeiterinnen, Straßenhändlerinnen, Frauen, die sie hätte kennen können.«
    »Hatten Sie damit Erfolg?«
    »Ja. Sie wurde als Zenia Gadney identifiziert, eine Frau mittleren Alters, die in der Copenhagen Place, Hausnummer vierzehn, unmittelbar oberhalb des Limehouse Cut ein zurückgezogenes Leben führte. Sie war bei einigen Bewohnern der Straße bekannt.«
    »Wie bestritt sie ihren Lebensunterhalt?« Coniston war immer noch ruhig und höflich, doch seine innere Anspannung konnte den Geschworenen nicht entgehen.
    »Keine Einkünfte«, erklärte Monk. »Ein Mann besuchte sie einmal jeden Monat und gab ihr ausreichend Geld für ihre Bedürfnisse, die offenbar bescheiden waren. Wir haben keinerlei Hinweise darauf entdeckt, dass sie anderweitig Geld verdiente, außer sehr gelegentlich mit kleinen Näharbeiten, die sie aber vielleicht aus Gutmütigkeit und um der Gesellschaft, nicht so sehr um des Geldes willen übernahm.« Monks Gesicht war düster und seine Stimme gesenkt, als trauerte er nicht nur um Zenias schrecklichen Tod, sondern auch um die offenbare Vergeblichkeit ihres Lebens.
    Rathbone, der ihn gut kannte, merkte ihm das dank seiner Mimik und seiner Wortwahl sofort an. Ihm war nur nicht klar, ob Coniston es ebenfalls spürte. Würde er ihn richtig einschätzen?
    Coniston zögerte kurz, dann setzte er die Vernehmung fort. »Ich nehme an, dass Sie sich im Rahmen Ihrer Aufgaben darum bemühten, diesen Mann zu identifizieren und die Natur der Beziehung zwischen ihm und der Toten zu durchleuchten?«
    »Natürlich«, antwortete Monk. »Es handelte sich um Dr. Joel Lambourn aus der Lower Park Street, Greenwich.«
    »Ich verstehe«, sagte Coniston eilig. »Das müsste also der verstorbene Ehemann der Angeklagten, Dinah Lambourn, sein?«
    Monks Gesicht verriet keine Regung. »Ja.«
    »Haben Sie Mrs Lambourn aufgesucht? Haben Sie sie über die Verbindung ihres Mannes mit Mrs Gadney befragt?«, erkundigte sich Coniston in unschuldigem Ton.

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