Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
berichteten Ihnen, dass sie verzweifelt, beinahe hysterisch war. Als Sie sie dazu vernahmen, behauptete sie, woanders gewesen zu sein, was Sie als unwahr entlarven konnten. Ist das zutreffend?«
»Ja«, sagte Monk kläglich.
»Haben Sie sie zu diesem Zeitpunkt wegen des dringenden Verdachts, Zenia Gadney ermordet zu haben, verhaftet?«
»Ja. Sie erklärte, sie hätte sie nicht umgebracht, und leugnete, in der Copenhagen Place gewesen zu sein.«
»Nachgewiesenermaßen eine Lüge«, hob Coniston mit sichtlicher Genugtuung hervor. »Danke, Commander Monk.« Er wandte sich an Rathbone. »Ihr Zeuge, Sir Oliver.«
Langsam trat Rathbone in die Mitte der freien Fläche und hob das Gesicht zu Monk empor. Ihm war bewusst, dass der ganze Saal ihn beobachtete und sich gespannt fragte, was er jetzt noch tun konnte. Vor seinem inneren Auge tauchte plötzlich das Bild eines frühen Christen auf, der in eine Arena voller Löwen wankte. Er hoffte auf ein Wunder, war sich aber keineswegs sicher, dass er auch daran glaubte.
»Mr Monk, Sie haben ausgesagt, Mrs Lambourn hätte zugegeben, gewusst zu haben, dass ihr Mann Mrs Gadney viele Jahre lang besuchte. War diese eigentlich irgendwann verheiratet, oder benutzen wir den Titel nur aus Rücksicht?«
»Nachbarn haben mir gesagt, sie hätte sich als verheiratet bezeichnet. Allerdings sind wir auf keinerlei Spuren von einem Mann namens Gadney gestoßen. Auch ist dieser Name in keinem Geburtsregister verzeichnet.«
»Und Dr. Lambourn hatte sie in all den Jahren finanziell unterstützt, die sie dort lebte?«, fuhr Rathbone fort.
»Etwa fünfzehn Jahre lang«, bestätigte Monk.
»Ich verstehe.« Rathbone runzelte die Stirn. »Und Sie sagen, dass Mrs Lambourn offenbar die ganze oder zumindest die meiste Zeit Bescheid wusste? Sind Sie sich dessen sicher?«
»Ja.«
»Weil sie es zugegeben hat? Und Sie glaubten ihr natürlich?« Rathbone ließ seine Stimme skeptisch klingen.
Kurz blitzte in Monks Zügen Humor auf, der sofort wieder verschwand. »Weil eine andere Person es mir bestätigt hat«, korrigierte er ihn.
»Ah. Also haben Sie keinen Zweifel daran, dass sie tatsächlich eine beträchtliche Zeit, wahrscheinlich jahrelang, über Mrs Gadney im Bilde war?«
»Das ist richtig.«
»Und wie lange war Dr. Lambourn tot, als Mrs Gadney ermordet wurde?«
»Etwa zwei Monate.«
Rathbone las in Monks Gesicht, dass dieser genau wusste, wie die nächste Frage lauten würde. Ihre Blicke kreuzten sich.
»Und welchen Grund konnten Sie dafür ermitteln, warum Mrs Lambourn nach zweimonatiger Witwenschaft plötzlich in der Copenhagen Place auftauchte, dort Zenia Gadney suchte und sich hysterisch benahm, ohne sich darum zu scheren, dass Ladeninhaber und Kunden sie in einem solchen Zustand sahen? Was wollte sie damals von Zenia Gadney, noch dazu so dringend, obwohl sie jahrelang alles über sie gewusst hatte?«
Mehrere Geschworene beugten sich weit vor, als fürchteten sie, ein Wort zu verpassen. Einer legte konzentriert die Stirn in Falten und schüttelte den Kopf.
In der Zuschauergalerie raschelten Kleider, und da so viele gleichzeitig mit offenem Mund Luft holten, war ein scharfes Zischen zu hören.
Pendock starrte Rathbone mit sorgenvoller Miene an.
Monk hingegen wirkte nicht beunruhigt. Kurz fragte sich Rathbone, ob er womöglich sehenden Auges in eine Falle getappt war. Zuzutrauen war das Monk, wenn es ihm um die Wahrheit ging. Er war es, der Dinah verhaftet hatte, aber er war es auch, der Rathbone gebeten hatte, sie zu verteidigen, und der sich eigens Urlaub genommen hatte, um eine andere Antwort zu finden.
»Sie hat behauptet, nicht in der Copenhagen Place gewesen zu sein«, erklärte Monk langsam und deutlich. »Sie glaubt, dass ihr Mann, Dr. Lambourn, wegen seiner Forschungen ermordet wurde, mit denen er beweisen wollte, dass das in diesem Land verkaufte Opium …«
Coniston schoss hoch. »Mylord! Das ist absolut irrelevant und irreführend obendrein! Opium ist ein gewöhnliches Medikament, das von Ärzten verschrieben wird und in England in allen Apotheken und Tausenden von gewöhnlichen Läden gekauft werden kann. Falls Mrs Lambourn es eingenommen hat, ob wegen Schmerzen oder aus sonstigen Gründen, entschuldigt das noch lange nicht ihre Tat. Millionen nehmen Opium ein. Es treibt niemanden in den Wahnsinn und liefert keine Ausreden für Mord.«
»In zu hoher Konzentration oder zu oft eingenommen kann es allerdings zur Sucht führen, vor allem, wenn es geraucht wird«, bemerkte
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