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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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Themen, bei deren Zusammenstellung Ruth ihrem Mann geholfen hatte und die er benutzte, um nacheinander alle anzurufen, die er im Wahlkreis kannte. All das kostete Simon gewaltige Anstrengung. Zu Hause war er angespannt und gab sich seinen Söhnen gegenüber noch aggressiver, als hätte er eine Bürde auf sich genommen, vor der sie sich gedrückt hatten. Bei den Mahlzeiten drehte sich alles nur noch um die Wahl, und Simon und Ruth spekulierten über seine Gegner. Sie nahmen es sehr persönlich, dass andere Kandidaten sich um Barry Fairbrothers Sitz bewarben, und schienen anzunehmen, dass Colin Wall und Miles Mollison die meiste Zeit die Köpfe zusammensteckten, zum Hilltop House hinaufschauten und nur ein Ziel hatten, nämlich den Mann zu besiegen, der dort wohnte.
    Andrew tastete noch einmal in seiner Tasche nach dem Papier. Er hatte Fats nicht gesagt, was er vorhatte. Er hatte Angst, Fats könnte es herausposaunen. Andrew wusste nicht, wie er seinem Freund einschärfen sollte, dass absolute Geheimhaltung erforderlich war, wie er Fats ins Gedächtnis rufen sollte, dass der Wahnsinnige, der kleine Jungen dazu brachte, sich in die Hose zu machen, noch immer am Leben war und in Andrews Haus wohnte.
    Â»Si-Pie bereitet Pingel keine allzu großen Sorgen«, sagte Fats. »Für ihn ist Miles Mollison der große Konkurrent.«
    Â»Ja«, erwiderte Andrew. Er hatte gehört, wie seine Eltern darüber sprachen. Die beiden glaubten anscheinend, Shirley habe sie hintergangen und hätte ihrem Sohn verbieten müssen, gegen Simon anzutreten.
    Â»Für Pingel ist das ein scheiß Kreuzzug, verstehst du«, sagte Fats, während er eine Zigarette zwischen Zeigefinger und Daumen rollte. »Er hebt die Standarte für seinen gefallenen Kameraden auf. Den alten Barry Fairbrother.«
    Mit einem Streichholz stopfte er Tabakkrümel in das Ende der selbstgedrehten Zigarette zurück.
    Â»Miles Mollisons Frau hat gigantische Titten«, sagte Fats.
    Eine ältere Frau, die vor ihnen saß, drehte sich um und warf Fats einen empörten Blick zu. Andrew fing wieder an zu lachen.
    Â»Obergeil«, sagte Fats laut in das finstere, faltige Gesicht. »Dicke, fette, saftige Doppel-F-Glocken.«
    Langsam wandte sie sich mit hochrotem Gesicht ab und schaute nach vorn. Andrew bekam kaum noch Luft.
    Mitten in Yarvil stiegen sie aus dem Bus, in der Nähe des Polizeireviers und der Fußgängerzone, schlängelten sich durch die Einkaufenden und rauchten Fats’ Selbstgedrehte. Andrew hatte praktisch kein Geld mehr, er musste auf Howard Mollisons Arbeitslohn warten.
    Das orangefarbene Schild des Internetcafés schien Andrew aus der Ferne zu blenden und zu locken. Er konnte sich nicht darauf konzentrieren, was Fats sagte. Soll ich? , fragte er sich immer wieder. Soll ich?
    Er wusste es nicht. Seine Füße trugen ihn automatisch weiter, und das Schild wurde immer größer, köderte ihn, grinste ihn hämisch an.
    Wenn ich rauskriege, dass du auch nur ein Wort von dem hast durchsickern lassen, was in diesem Haus passiert, ziehe ich dir bei lebendigem Leib das Fell über die Ohren .
    Aber die Alternative … die Demütigung, wenn Simon aller Welt zeigte, wer er war. Was es die Familie kosten würde, wenn er nach wochenlanger Vorfreude und Idiotie eine Niederlage einstecken müsste, was wohl kaum zu verhindern war. Das hätte Zorn und Raserei zur Folge und den festen Willen, alle anderen für seine eigenen geistesgestörten Entscheidungen bezahlen zu lassen. Erst am Abend zuvor hatte Ruth strahlend verkündet: »Die Jungen werden durch Pagford ziehen und deine Wahlbroschüren verteilen.« Andrew hatte aus den Augenwinkeln Pauls entsetzten Gesichtsausdruck gesehen.
    Â»Ich möchte hier rein«, murmelte Andrew. Er betrat das Internetcafé.
    Sie kauften Zugangscodes und setzten sich an unterschiedliche Computer, zwei besetzte Plätze zwischen sich. Der Mittvierziger rechts neben Andrew stank nach Schweiß und alten Kippen und schniefte ununterbrochen.
    Andrew loggte sich ins Internet ein und gab den Namen der Website ein: Gemeinderat, Pagford, Punkt, co, Punkt, uk. Die Homepage zierte das Wappen des Gemeinderats in Blau und Weiß sowie ein Bild von Pagford, das von einer Stelle in der Nähe von Hilltop House aufgenommen worden war, die Silhouette der Pargetter Abtei ragte in den Himmel. Die Website wirkte überholt und dilettantisch.

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