Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
Vom Netzwerk:
verschiebende Platten in der Erde entstanden. Sie hatten Modelle angefertigt, mit doppeltkohlensaurem Natrium und flüssigem Spülmittel gefüllt, die dann auf einem Plastiktablett explodiert waren. Das hatte Krystal gefallen. Auch über Wikinger wusste sie etwas. Sie hatten Langschiffe und Helme mit Hörnern. Doch Krystal hatte vergessen, wann sie nach Britannien gekommen waren und warum.
    Zu anderen Erinnerungen an St. Thomas gehörten allerdings auch die leise geraunten Bemerkungen, die andere Mädchen in ihrer Klasse über sie gemacht hatten. Eine oder zwei von denen hatten Krystal verprügelt. Als das Jugendamt erlaubt hatte, dass sie wieder zu ihrer Mutter kam, wurde ihre Uniform so eng, kurz und schmuddelig, dass die Schule Briefe schrieb, woraufhin Nana Cath und Terri einen fürchterlichen Streit hatten. Die anderen Mädchen in der Schule hatten Krystal nicht in ihrer Gruppe haben wollen, bis auf die Schlagballmannschaften. Sie wusste noch, wie Lexie Mollison allen in der Klasse einen kleinen rosa Umschlag gegeben hatte, in dem die Einladung zu einer Party steckte, und mit gerümpfter Nase an Krystal vorbeigegangen war.
    Nur wenige hatten sie zu Partys eingeladen. Sie fragte sich, ob Fats oder seine Mutter noch wussten, dass sie einmal auf einer Geburtstagsfeier bei ihnen gewesen war. Die ganze Klasse war eingeladen worden, und Nana Cath hatte Krystal ein Kleid gekauft. Daher wusste sie, dass es in Fats’ großem Garten hinter dem Haus einen Teich gab, eine Schaukel und einen Apfelbaum. Sie hatten Wackelpudding gegessen und Sackhüpfen gespielt. Tessa hatte Krystal gescholten, weil sie bei dem Versuch, unbedingt eine Plastikmedaille zu gewinnen, andere Kinder zur Seite geschubst hatte. Eines hatte Nasenbluten bekommen.
    Â»St. Thomas hat Ihnen also gefallen?«, hatte die Journalistin gefragt.
    Â»Ja«, hatte Krystal gesagt, dabei jedoch geahnt, dass sie nicht gesagt hatte, was Mr Fairbrother sich gewünscht hätte, und am liebsten hätte sie ihn dabeigehabt, damit er ihr hätte helfen können. »Ja, es hat mir gefallen.«)
    Â»Wieso wollten die mit dir über Fields sprechen?«, fragte Fats.
    Â»Das war Mr Fairbrothers Idee.«
    Nach einer weiteren Pause wollte Fats wissen: »Rauchst du?«
    Â»Wie jetzt, Joints? Ja, hab ich mit Dane gemacht.«
    Â»Hab was dabei«, sagte Fats.
    Â»Hast du von Skye Kirby, wie?«, fragte Krystal. Fats fragte sich, ob er da eine Spur Belustigung in ihrer Stimme hörte, denn Skye war die sichere Alternative, zu der die Kinder der Mittelschicht gingen. Wenn ja, dann gefiel Fats ihr authentischer Spott.
    Â»Woher kriegst du deins?«, fragte er.
    Â»Keine Ahnung, war Danes«, antwortete sie.
    Â»Von Obbo?«
    Â»Der ist ’n scheiß Wichser.«
    Â»Was ist mit dem?«
    Doch Krystal fehlten die Worte, um zu beschreiben, was mit Obbo los war, und auch wenn es ihr möglich gewesen wäre, hätte sie nicht über ihn sprechen wollen. Bei Obbo bekam sie Gänsehaut. Manchmal kam er vorbei und setzte sich mit Terri einen Schuss, dann wieder fickte er Terri, und Krystal begegnete ihm auf der Treppe, wenn er seinen dreckigen Hosenschlitz zumachte und sie durch seine dicken Brillengläser angrinste. Häufig hatte Obbo für ihre Mutter kleine Jobs, wie zum Beispiel die Computer zu lagern oder Fremden ein Bett zu bieten oder sich zu Diensten bereit zu erklären, über die Krystal sich nicht im Klaren war, für die Terri jedoch stundenlang das Haus verlassen musste.
    Vor nicht allzu langer Zeit hatte Krystal einen Alptraum gehabt, in dem ihre Mutter an Händen und Füßen an ein Gestell gefesselt war und hauptsächlich aus einem klaffenden Loch bestand, wie ein riesiges, rohes, gerupftes Huhn. In dem Traum ging Obbo in diesem höhlenartigen Raum ein und aus, fummelte darin an Sachen herum, während Terri ängstlich um sich schaute. Krystal war wütend und so angewidert aufgewacht, dass ihr schlecht war.
    Â»Ist ’n Wichser«, sagte Krystal.
    Â»Ist das so ein großer Typ mit kahlrasiertem Kopf und Tattoos im Nacken?«, fragte Fats, der zum zweiten Mal innerhalb einer Woche geschwänzt und sich eine Stunde lang auf eine Mauer in Fields gesetzt hatte, um zu beobachten. Der Kahlköpfige hatte im Laderaum eines alten weißen Lieferwagens herumgekramt.
    Â»Nö, das ist Pikey Pritchard«, klärte Krystal ihn auf, »wenn du den unten in der Tarpen Road

Weitere Kostenlose Bücher